Drake Schwestern 01-02 - Daemmerung des Herzens-06.07.12-OK
Wohnzimmer trug, saßen alle vier Drake-Schwestern ruhig auf ihren
Sesseln beziehungsweise auf den Sofas. Er ignorierte die beiden Männer, die mit
gezogenen Waffen mitten im Raum standen. Bisher war er in Panik geraten, wenn
er mit brutaler Waffengewalt bedroht wurde, doch diesmal blieb er vollkommen
ruhig.
Er wusste, dass die Männer Mörder waren. Und er
wusste ganz genau, was er von ihnen zu erwarten hatte. Aber er würde nicht
zulassen, dass sie den Drake-Schwestern etwas antaten. Das änderte alles. Für
ihn lag der Fall ganz einfach. Es spielte keine Rolle für ihn, ob er sterben
würde. Entscheidend war, dass die Frauen überlebten. Die Welt brauchte sie
noch. Sie waren diejenigen, die zählten, das Einzige, was zählte. Die Frauen
würden am Leben bleiben.
Damon stellte das Tablett auf dem Couchtisch ab und
reichte jeder der Schwestern eine Tasse Tee, bevor er sich den beiden Männern
zuwandte. Er konnte sich lebhaft an sie erinnern. Der Mann mit dem
geschwollenen Kiefer hatte sein Vergnügen daran gehabt, ihn zu foltern. Damon
war froh, dass er fest genug mit seinem Gehstock ausgeholt hatte, um ihm den
Kiefer zu brechen.
Damon richtete sich gemächlich auf. Diese Männer
hatten für das Wissen, das nur er besaß, einen Mord begangen. Sie hatten ihn
dauerhaft verkrüppelt und sein Leben unwiderruflich verändert. Jetzt standen
sie in Sarahs Haus, und das stellte in seinen Augen die reinste Gotteslästerung
dar. Sie waren durch die gläserne Schiebetür eingedrungen und hatten sie hinter
sich offen stehen lassen.
Draußen schien das Meer ruhig zu sein, doch er
konnte sehen, dass sich in der Ferne Schaumkronen auf den Wellen bildeten, die
sich unter zunehmendem Getöse vom offenen Meer heranwälzten. Er spürte eine
Kraft, die sich in ihm regte, seine Verbindung zu den Frauen, die sich durch
Sarah ergab. Seine geliebte, ach so geheimnisvolle Sarah. Er wartete und ließ
die Frauen in Ruhe ihren Tee trinken. Es ging ihm darum, Zeit zu gewinnen,
obwohl er ganz genau wusste, was er tun würde.
»Ihr beide scheint immer wieder aufzutauchen«,
begrüßte er die Männer schließlich. Er trat zwei Schritte weiter nach rechts,
um Sarah näher zu sein, und wandte sich dabei ein wenig zur Seite, damit sie
die kleine Pistole sehen konnte, die er aus der Geheimschublade genommen hatte.
Elle hatte ihm gesagt, wo er sie finden würde. »Habt ihr kein Zuhause und keine
Familie, die auf euch wartet?«
»Halts Maul, Wilder. Du weißt genau, was wir
wollen. Diesmal haben wir jemanden, aus dem du dir etwas machst. Ich glaube,
wenn ich ihr die Mündung an die Schläfe presse, wirst du mir sagen, was ich
wissen will.«
Damon sah an den Männern vorbei und auf das
brodelnde Meer hinaus. Der Wind wehte in stürmischen Böen und peitschte die
Wasseroberfläche zu weißem Schaum auf. Die Wellenkämme wogten immer höher. Die
Hunde heulten weiterhin wutentbrannt und ließen die Haustür in ihrem Rahmen
beben. Damons Hand war ruhig, als er sich mit den Fingern durchs Haar fuhr.
Sein Blick war auf einen fernen Punkt jenseits der Männer gerichtet. Die
Schwestern tranken den heißen, süßen, belebenden Tee. Und die Kraft, die durch
Damon strömte, war stärker denn je. Ein eigentümlicher Schatten flitzte zwischen
den Männern umher. Ein schwarzer Kreis, der erst den einen und dann den anderen
zu umgeben schien. Ab und zu entstand der Eindruck, dass der Schatten eine
menschliche Gestalt hatte, doch die meiste Zeit war er nahezu körperlos.
»Möchten Sie vielleicht eine Tasse Tee?«, fragte
Sarah. »Es ist genug für alle da.«
»Setzen Sie sich doch«, forderte Kate die Männer
auf. Sie veränderte ihre Haltung kaum wahrnehmbar und doch schob sie ihren
Körper mit dieser unauffälligen Bewegung zwischen die Waffen und Hannah.
» Das sind hier keine Spielzeugpistolen«, fauchte
der Mann mit dem geschwollenen Kiefer. »Und wir feiern jetzt auch keine Party.«
Er grinste seinen Partner teuflisch an. »Trotzdem könnten wir, wenn alles
vorbei ist, ein oder zwei von den Frauen als Wegzehrung mitnehmen.«
Sarah wirkte gelangweilt. »Es ist deutlich zu
erkennen, dass keiner von Ihnen der Drahtzieher ist, der hinter dieser
Unternehmung steckt. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass der Mann im
Gefängnis dahintersteckt. Wer, um alles in der Welt, würde solche
Witzblattfiguren engagieren, um Staatsgeheimnisse in Erfahrung zu bringen? Das
ist schon fast grotesk. Haben Sie vielleicht Ärger mit Ihrem Boss und er will
Sie krampfhaft
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