Drake Schwestern 01-02 - Daemmerung des Herzens-06.07.12-OK
loswerden?«
»Sie haben ein vorlautes Mundwerk, Gnädigste. Das
macht es uns leichter, Sie zu erschießen.«
»Nun trinken Sie schon eine Tasse Tee mit uns«,
sagte Abbey liebreizend. »Wir können doch wenigstens zivilisiert miteinander
umgehen.« Die Modulation ihrer Stimme war auffällig. Sie hatte eine Art
Singsang angestimmt, der die Zuhörer anlockte und ihre Vorschläge
unwiderstehlich machte. »Wenn Sie ohnehin vorhaben, eine Weile zu bleiben, dann
spricht doch nichts dagegen, dass wir genüsslich eine Tasse Tee miteinander
trinken und uns gegenseitig besser kennenlernen.«
Die Luft im Zimmer duftete würzig, beinah schon
parfümiert, und doch roch man das Meer, frisch, sauber und salzig. Die beiden
Männer wirkten verwirrt. Sie zwinkerten mehrfach rasch hintereinander und
tauschten lange bestürzte Blicke aus. Der Mann mit dem geschwollenen Kiefer
ließ tatsächlich seine Waffe sinken und ging einen Schritt auf das Tablett mit
der kleinen Teekanne zu.
Kate starrte gebannt die Schlösser an der Haustür
und den Türknopf an. Sarah ließ die beiden Männer keinen Moment lang aus den
Augen. Sie wartete ab und beobachtete sie. Die Jägerin, sagte sich Damon
unwillkürlich. Ais er lauschte, glaubte er, weit draußen über dem Meer Musik zu
hören. Einen leisen, melodischen Gesang, der die Elemente herbeirief.
Währenddessen schlich der dunkle Schatten unablässig um die beiden
Eindringlinge herum.
Hannah hob ihre Arme mit einer anmutigen und
eleganten Bewegung auf die Rückenlehne des Sofas. Der Wind schwoll zu einem
schrillen Pfeifen an und raste mit der Wucht eines Güterzuges ins Zimmer. Sein
Angriff ließ die Männer taumeln. Der Wind riss an ihren Kleidungsstücken. Der
Türriegel wurde zurückgeschoben und die Tür sprang unter dem Gewicht der Tiere
auf, die sich dagegen warfen. Die Hunde sprangen mit entblößten Lefzen ins
Haus. Damon blinzelte, als der kauernde Schatten einem der Männer auf den
Rücken sprang und dort blieb.
Sarah hatte sich bereits in Bewegung gesetzt und
ging auf die beiden Männer los. Den ersten erwischte sie mit einem tief
angesetzten Scherenschlag. Dann rollte sie sich herum, um ihn zu Fall zu
bringen. Er prallte gegen seinen Partner, der hinfiel und dabei mit seinem Kopf
gegen die untere Kante eines Sessels knallte. Sarah fing die Pistole, die Damon
ihr zuwarf.
Der Mann mit dem geschwollenen Kiefer sprang auf,
warf dabei den Sessel um und zog gleichzeitig eine zweite Pistole. Sarah
feuerte drei Schüsse ab. Die Kugeln ließen den Mann, der nah bei Damon stand,
rückwärts taumeln. Dann presste sie den heißen Lauf seelenruhig an die Schläfe
des Eindringlings, der auf dem Boden lag. »Ich schlage vor, dass Sie sich nicht
von der Stelle rühren.« Aber während sie mit ihm sprach, sah sie den Mann an,
auf den sie geschossen hatte, und beobachtete, wie Hannah und Abbey versuchten,
ihn wiederzubeleben. Sie beobachtete aber auch, dass sich der dunkle Schatten
verstohlen davonschlich und etwas Schweres hinter sich herschleifte. Sie
wusste, dass die Schwestern nicht rückgängig machen konnten, was sie getan
hatte. Sarah wischte sich mit der Handfläche die Stirn ab und blinzelte gegen
ihre Tränen an.
Kate sammelte die Waffen ein. Abbey hielt die Hunde
zurück. Dazu brauchte sie ihnen bloß eine Hand warnend auf den Kopf zu legen.
»Es tut mir so leid, Sarah«, sagte Damon.
»Es war unvermeidlich.« Sie fühlte sich elend. Es
spielte keine Rolle, dass die Männer vorgehabt hatten, sie alle zu töten. Und
im Moment zählte auch nicht, dass der Tod zufrieden gestellt war. Sie hatte
einem Menschen das Leben genommen.
Im Zimmer kam jetzt wieder Wind auf, diesmal eine
sanfte Brise, die Musik mit sich brachte. Und Sarah berührte. Sie sah ihre
Schwestern an und lächelte matt. »Hannah, die Kavallerie rückt an. Sie sind
schon auf der Auffahrt. Lass sie rein und tu nichts, was du im Nachhinein
bereuen wirst.«
Hannah verdrehte die Augen, stapfte durch das
Wohnzimmer und verpasste dem Mann, den Sarah mit ihrer Pistole auf dem Boden
festhielt, einen frustrierten Tritt gegen das Schienbein. »Das wird ja immer
schöner! Jetzt muss ich dieses Riesenstinktier zweimal an einem Tag sehen.
Allmählich finde ich das unzumutbar.«
Abbey beugte sich hinunter und brachte ihr Gesicht
auf eine Höhe mit Sarahs Gefangenem. »Du würdest mir liebend gern die Wahrheit
erzählen, für wen du arbeitest, nicht wahr?« Ihr Tonfall war lieblich,
hypnotisch und unwiderstehlich. Sie sah ihm direkt in
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