Drake Schwestern 07 - Sturm der Gefuehle-01.07.12
Sarah antwortete. Sie hob den Kopf und reckte das Kinn in die Luft, und in ihre Augen trat eine Spur von Trotz. »Doch, das kann er, Sarah. Er kann euch allen etwas antun. So viel Geld oder Macht könnt ihr euch nicht vorstellen. Niemand schlägt ihm jemals etwas ab. Was er will, bekommt er. Er hat sich die Polizei gekauft, er hat sich die Politiker gekauft, und jetzt wissen wir ganz sicher, dass er übersinnliche Fähigkeiten besitzt. Er hat keine Angst davor, jemandem wehzutun, und er wird immer wieder Jagd auf mich machen. Es ist schon schlimm genug, dass ich Jackson in Gefahr bringe, aber ich denke gar nicht daran, eine von euch zu gefährden.«
»Er ist in unser Haus hereingekommen«, sagte Jackson. »Wenn wir in eurem Haus gewesen wären, wärt ihr dann sicher vor ihm gewesen?«
Elle zuckte die Achseln. »Ich kann dort nicht hingehen, bevor ich psychisch nicht geheilt bin.«
Sarah blickte finster. »Warum, Elle? Das verstehe ich nicht. Unser Haus kann dich viel besser beschützen als dieses Haus hier, das weißt du selbst. Und warum lässt du nicht zu, dass Libby ...«
»Nicht Libby«, mischte sich Jackson ein. »Libby kann Gehirnverletzungen heilen und sie kann den Körper heilen, aber Kate heilt deine seelischen Wunden, stimmt's, Kate?«
»Beantworte das nicht, Kate«, setzte sich Elle heftig zur Wehr. »Die Frage erübrigt sich ohnehin, da ich niemanden auch nur in die Nähe meiner Seele lassen werde. Es ist zu gefährlich. Fragt mich nicht, warum, aber ihr alle habt es gerade mit euren eigenen Augen gesehen.«
11.
Kate sah auf ihre Hände hinunter, als sich ihr alle Blicke zuwandten. In Jacksons Augen besaß Kate Drake eine gewisse majestätische Ausstrahlung. Sie war die stillste der Drake Schwestern, war ein wenig schüchtern und lenkte nur selten die Aufmerksamkeit auf sich. Sie liebte ihre Bücher, und an einem stürmischen Tag gab es für sie nichts Schöneres, als es sich mit ihrer Familie zu Hause gemütlich zu machen. Und sie liebte Matt Granite, den derben, ungehobelten ehemaligen Ranger, mit dem sie verlobt war.
»Du und Jackson, ihr beide seid gemeinsam stark genug, um mich gegen alles abzuschirmen, wovor du dich fürchtest, Elle«, sagte sie, und ihre Stimme klang beschwichtigend und zuversichtlich. Sie trat ans Fenster und blickte über das Meer hinaus. In weiter Ferne konnte sie die Schwaden des dichten, dunklen Nebels sehen, der sich zurückzog. »Ich werde nichts tun, was du nicht willst, aber für mich steht fest, meine Süße, dass dieser Mann, dieser Feind, eine Möglichkeit gefunden hat, in deinen Geist zu gelangen, sowie Jackson seinen Griff lockert.« Elle runzelte die Stirn und rieb ihre schmerzende Kehle. »Aber wie soll das gehen? Ich begreife nicht, wie er derart die Herrschaft über mich an sich reißen kann.« Als hätte er sich irgendwie ihres Geistes bemächtigt, durch den er in sie kroch und sie von neuem vergewaltigte. Sie konnte seine Hände fühlen, die Berührungen, mit denen er sie verletzte, und hören, wie er sie verhöhnte, er könnte ihr Lust bereiten. Sie hatte nicht gewollt, dass Jackson diese Dinge hörte, wusste oder fühlte, doch genau dazu war es jetzt gekommen.
Sie sah Jackson mit Verzweiflung in ihren Augen und grässlichem Entsetzen in ihrem Herzen an. »Es tut mir so leid«, murmelte sie.
»Verdammt nochmal, du glaubst doch nicht etwa im Ernst, ich würde dir jemals die Schuld an den Dingen geben, die er mit dir getan hat?«, stieß Jackson bebend vor Wut hervor, ehe er die Worte zurückhalten konnte. Er unternahm sichtliche Anstrengungen, seine Selbstbeherrschung wiederzufinden, stieß den Atem aus und begrub sein Gesicht für einen langen Moment an ihrem Hals. »Stavros Gratsos hat nichts mit dem zu tun, was zwischen dir und mir ist, und er wird nie etwas damit zu tun haben. Er weiß nicht einmal, was Liebe ist. Oder Lust. Oder Hingabe. Er will dich besitzen und dich in seiner Gewalt haben. Er will dich beherrschen, und er will dich zwingen, genau das zu sein, wonach ihm gerade ist.«
Er mag zwar deinen Körper gezwungen haben, auf ihn zu reagieren, Elle, aber er hat dich nie gehabt. Er wird niemals dein wahres Ich haben.
»Du bist mein Herz und meine Seele, Kleines, und alles, was er getan hat, hatte nur mit ihm zu tun und nicht mit dir.«
»Ich kann es versuchen«, sagte Kate. »Ich würde gern helfen.« Elle holte tief Atem und schüttelte bedauernd den Kopf. Sie war nicht stark genug, um Kate gegen das emotionale Trauma, das ihr
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