Drake Schwestern 07 - Sturm der Gefuehle-01.07.12
tat es und die Delfine und Seelöwen tauchten tief und verschwanden; sie ließen unruhiges, aufgewühltes Wasser zurück.
»Er ist hier«, flüsterte Elle. »Sieh dir den Tang an.«
Zu beiden Seiten eines fünfzehn Meter breiten Streifens hatte sich der Riementang aufgerichtet. Er hob und senkte sich mit dem Wasser und trieb auf der Strömung, wie es zu erwarten war. Doch an den Rändern dieses fünfzehn Meter breiten Bandes lag der Riementang flach ausgestreckt, da das Wasser auf der Oberfläche eine starke Strömung aufwies, wie ein Fluss, der durchs Meer raste. Eine Welle rollte über den Sand, kam auf Elle zu und hielt wenige Zentimeter vor ihren nackten Füßen an, als Hannah vortrat und mit einer Hand winkte. In dem Wasser befand sich ein dickes Knäuel Riementang, das um sich griff und wie ein Lebewesen wirkte, das auf Beutefang war.
Jackson trat verächtlich Treibholz auf die gefräßigen Ranken, und der Strom zog sich schnell zu dem Schiff zurück, das irgendwo jenseits der tanzenden Lichter vor Anker lag. Der Nebel verdichtete sich, nahm einen dunkleren Farbton an und wogte jetzt. Blitze zogen glühend an den Rändern der dunkleren Wolken entlang und Donnerschläge krachten. Wieder bebte der Boden unter ihren Füßen.
Elles Körper spannte sich an. »Er stürzt sich auf uns«, warnte sie.
Ihre Schwestern standen bei ihr, Schulter an Schulter, Elle in der Mitte. Sie konnte vor Furcht kaum atmen. Weit draußen konnte sie jetzt die Wand aus Wasser sehen, die sich bildete und zu einem gewaltigen Turm wuchs. Ihre Kehle schloss sich. Die Monsterwelle nahte schnell, ein Ungeheuer, das von Wut und Hass und einem primitiven Drang nach Herrschaft angetrieben wurde. Stavros war darauf versessen, jeden, den sie liebte, zu vernichten.
Die Luft um sie herum verdichtete sich, der Druck nahm zu, und die Kraft sog an ihnen, als versuchte sie, sie in einen Malstrom der Gewalttätigkeit hineinzuziehen. Libby trat einen Schritt vor, während das Wasser sich zurückzog. Sarah und Abigail packten Libby von beiden Seiten und hielten sie still, während der Sand unter ihren Füßen fortgezogen wurde. Wasser strömte meterweise zurück, um sich mit der einlaufenden Welle zusammenzutun. Elle warf einen Blick über ihre Schulter und stellte fest, dass sich eine gespenstische Stille herabgesenkt hatte.
Niemand rannte. Niemand versuchte sich zu retten. Die Einheimischen standen da und beobachteten, wie die Welle an Kraft und Geschwindigkeit zunahm. Sie mussten sich darüber klar sein, dass die Welle jeden töten würde. Keinem von ihnen konnte entgangen sein, dass sie Häuser und Fahrzeuge zerschmettern und alles zerstören würde, das sich ihr in den Weg stellte.
Elle konnte nicht glauben, dass sich keiner rührte, und dann begriff sie, dass alle sie voller Vertrauen ansahen, mit vollkommener Zuversicht. Sie glaubten an sie. Sie glaubten an ihre Schwestern.
Stavros! Ich werde es nicht zulassen.
Sie schleuderte ihm die Worte entgegen, hob ihre Arme und trat mit Vorbedacht in die Brandung. Sie öffnete ihr Bewusstsein, um sich mit ihren Schwestern zu verbinden, mit ihnen zu verschmelzen, und sie warf ihre Ängste ab, denn es hieß jetzt oder nie. Sie musste Stavros aufhalten. Sie hatte gar keine andere Wahl. Alle verließen sich auf sie, und er würde ihre Familie nicht zerstören. Er würde ihr die Liebe ihres Lebens nicht nehmen. Und er würde weder ihre Freunde noch ihre geliebte Stadt zerstören.
Sie fühlte, wie die Kraft sie durchflutete, als sie den gewaltigen Vorrat an Energien anzapfte, die sie von allen Seiten umgaben. Die Kraft traf sie heftig und versetzte ihr einen solchen Schlag, dass es ihr fast die Füße weggezogen hätte, doch sie gab nicht nach und stellte sich dieser Wand aus Wasser, als sie sich noch schneller voranwälzte und dreißig Meter in die Luft aufragte. Als die Welle näher kam, spaltete sie sich in zwei Hälften auf und kam von beiden Seiten dieser schnellen Strömung auf den Strand zu. Dieses turmhohe Wasser war derartig angefüllt mit gemeinem Hass und Wut, dass sie sich davor fürchtete, ihr mit ihrer eigenen Gewalttätigkeit zu begegnen. Sie wusste nicht, was passieren könnte. Sie brauchte etwas anderes ...
Sie nahm sich einen Moment Zeit, um Ilja einen hilfesuchenden Blick zuzuwerfen, doch er war von ihr abgewandt und stellte sich einer anderen Bedrohung, die sie nicht sehen konnte, denn er erwartete - und glaubte fest daran -, dass sie mit Hilfe ihrer Schwestern für ihrer aller
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