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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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Ich weiche um keines Haares Breite. Laß Genuas Thürme die Köpfe schütteln und die tobende See Nein dareinbrummen. Ich fürchte den Troß nicht.
    Lomellin.
Der Pöbel ist freilich das brennende Holz, aber der Adel gibt seinen Wind dazu. Die ganze Republik ist in Wallung. Volk und Patrizier.
    Gianettino.
So steh' ich wie Nero auf dem Berg und sehe dem possierlichen Brande zu –
    Lomellin.
Bis sich die ganze Masse des Aufruhrs einem Parteigänger zuwirft, der ehrgeizig genug ist, in der Verwüstung zu ernten.
    Gianettino.
Possen! Possen! Ich kenne nur Einen, der fürchterlich werden könnte , und für den ist gesorgt.
    Lomellin.
Seine Durchlaucht. (Andreas kommt, Beide verneigen sich tief.)
    Andreas.
Signor Lomellin! Meine Nichte wünscht auszufahren.
    Lomellin.
Ich werde die Gnade haben, sie zu begleiten. (Ab.)
Dreizehnter Auftritt.
    Andreas . Gianettino .
    Andreas.
Höre, Neffe! Ich bin schlimm mit dir zufrieden.
    Gianettino.
Gönnen Sie mir Gehör, durchlauchtigster Oheim.
    Andreas.
Dem zerlumptesten Bettler in Genua, wenn er es werth ist. Einem Buben niemals, und wär' er mein Neffe. Gnädig genug, daß ich dir den Oheim zeige; du verdientest den Herzog und seine Signoria zu hören.
    Gianettino.
Nur ein Wort, gnädigster Herr –
    Andreas.
Höre, was du gethan hast, und verantworte dich dann — Du hast ein Gebäude umgerissen, das ich in einem halben Jahrhundert sorgsam zusammenfügte – das Mausoleum deines Oheims – seine einzige Pyramide – die Liebe der Genueser. Den Leichtsinn verzeiht dir Andreas.
    Gianettino.
Mein Oheim und Herzog –
    Andreas.
Unterbrich mich nicht. Du hast das schönste Kunstwerk der Regierung verletzt, das ich selbst den Genuesern vom Himmel holte, das mich so viele Nächte gekostet, so viele Gefahren und Blut. Vor ganz Genua hast du meine fürstlichen Ehre besudelt, weil du für meine Anstalt keine Achtung zeigtest. Wem wird sie heilig sein, wenn mein Blut sie verachtet? – Diese Dummheit verzeiht dir der Oheim.
    Gianettino (beleidigt).
Gnädigster Herr, Sie haben mich zu Genuas Herzog gezogen.
    Andreas.
Schweig – du bist ein Hochverräther des Staates und hast das Herz seines Lebens verwundet. Merke dir's, Knabe! Es heißt – Unterwerfung! – Weil der Hirte am Abend seines Tagwerks zurücktrat, wähntest du die Heerde verlassen? Weil Andreas eisgraue Haare trägt, trampeltest du wie ein Gassenjunge auf den Gesetzen?
    Gianettino (trotzig).
Gemach, Herzog. Auch in meinen Adern siedet das Blut das Andreas, vor dem Frankreich erzitterte.
    Andreas.
Schweig! befehl' ich – Ich bin gewohnt, daß das Meer aufhorcht, wenn ich rede – Mitten in ihrem Tempel spieest du die majestätische Gerechtigkeit an. Weißt du, wie man das ahndet, Rebelle? – Jetzt antworte!
    (Gianettino heftet den Blick sprachlos zu Boden.)
    Andreas.
Unglückseliger Andreas! In deinem eigenen Herzen hast du den Wurm deines Verdiensts ausgebrütet. – Ich baute den Genuesern ein Haus, das der Vergänglichkeit spotten sollte, und werfe den ersten Feuerbrand hinein – Diesen! Dank' es, Unbesonnener, diesem eisgrauen Kopf, der von Familienhänden zur Grube gebracht sein will – Dank' es meiner gottlosen Liebe, daß ich den Kopf des Empörers dem beleidigten Staate nicht – vom Blutgerüste zuwerfe. (Schnell ab.)
    Vierzehnter Auftritt.
    Lomellin außer Athem, erschrocken. Gianettino sieht dem Herzog glühend und sprachlos nach.
    Lomellin.
Was hab' ich gesehen? was angehört? Jetzt! Jetzt! Fliehen Sie, Prinz! Jetzt ist Alles verloren.
    Gianettino (mit Ingrimm).
Was war zu verlieren?
    Lomellin.
Genua, Prinz. Ich komme vom Markt. Das Volk drängte sich um einen Mohren, der an Stricken dahin geschleift wurde; der Graf von Lavagna, über die dreihundert Nobili ihm nach bis ins Richthaus, wo die Verbrecher gefoltert werden. Der Mohr war über einem Meuchelmord ertappt worden, den er an dem Fiesco vollstrecken sollte.
    Gianettino (stampft mit dem Fuß).
Was? Sind heut alle Teufel los?
    Lomellin.
Man inquirierte scharf, wer ihn bestochen. Der Mohr gestand nichts. Man brachte ihn auf die erste Folter. Er gestand nichts. Man brachte ihn auf die zweite. Er sagte aus, sagte aus – gnädiger Herr, wo gedachten Sie hin, da Sie Ihre Ehre einem Taugenichts preisgaben?
    Gianettino (schnaubt ihn wild an).
Frage mich nichts!
    Lomellin.
Hören Sie weiter. Kaum war das Wort Doria ausgesprochen – lieber hätt' ich meinen Namen auf der Schreibtafel des Teufels gelesen, als hier den Ihren gehört – so

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