Dramatische Werke
Genueser, was hofft ihr von dieser weisen Vertheilung? Wen der Wolf nicht zerriß, den prellte der Fuchs. Wer diesem entrann, den tölpelte der Esel nieder. Tiger erwürgten die Unschuld; Diebe und Mörder begnadigte die Taube, und am Ende, wenn die Aemter niedergelegt wurden, fand sie der Maulwurf alle unsträflich verwaltet – Die Thiere empörten sich. Laßt uns einen Monarchen wählen, riefen sie einstimmig, der Klauen und Hirn und nur einen Magen hat – und einem Oberhaupt huldigten alle – einem , Genueser – aber (indem er mit Hoheit unter sie tritt) es war der Löwe.
Alle (klatschen, werfen die Mützen in die Höhe).
Bravo! Bravo! das haben sie schlau gemacht.
Erster.
Und Genua soll's nachmachen, und Genua hat seinen Mann schon.
Fiesco.
Ich will ihn nicht wissen. Gehet heim! Denkt auf den Löwen! (Die Bürger tumultuarisch hinaus.) Es geht erwünscht. Volk und Senat wider Doria. Volk und Senat für Fiesco – Hassan! – Hassan! Ich muß diesen Wind benutzen – Hassan! Hassan! Ich muß diesen Haß verstärken! dieses Interesse anfrischen! – Heraus, Hassan! Hurensohn der Hölle! Hassan! Hassan!
Neunter Auftritt.
Mohr kommt. Fiesco .
Mohr (wild).
Meine Sohlen brennen noch. Was gibt's schon wieder?
Fiesco.
Was ich befehle.
Mohr (geschmeidig).
Wohin lauf' ich zuerst? wohin zuletzt?
Fiesco.
Das Laufen sei dir diesmal geschenkt. Du wirst geschleift werden. Mache dich gleich gefaßt; ich posaune jetzt deinen Meuchelmord aus und übergebe dich gebunden der peinlichen Nota.
Mohr (sechs Schritte zurück).
Herr? – das ist wider die Abrede.
Fiesco.
Sei ganz ruhig. Es ist nichts mehr, denn ein Possenspiel. In diesem Augenblick liegt Alles daran, daß Gianettinos Anschlag auf mein Leben ruchbar wird . Man wird dich peinlich verhören.
Mohr.
Ich bekenne dann oder leugne?
Fiesco.
Leugnest. Man wird dich auf die Tortur schrauben. Den ersten Grad stehst du aus. Diese Witzigung kannst du auf Conto deines Meuchelmords hinnehmen. Beim zweiten bekennst du.
Mohr (schüttelt den Kopf, bedenklich).
Ein Schelm ist der Teufel. Die Herren könnten mich beim Essen behalten, und ich würde aus lauter Komödie gerädert.
Fiesco.
Du kommst ganz weg. Ich gebe dir meine gräfliche Ehre. Ich werde mir deine Bestrafung zur Genugthuung ausbitten und dich dann vor den Augen der ganzen Republik pardonnieren.
Mohr.
Ich lasse mir's gefallen. Sie werden mir das Gelenk auseinander treiben. Das macht geläufiger.
Fiesco.
So ritze mir hurtig mit deinem Dolche den Arm auf, bis Blut darnach läuft – Ich werde thun, als hätt' ich dich erst frisch auf der That ergriffen. Gut! (Mit gräßlichem Geschrei.) Mörder! Mörder! Mörder! Besetzt die Wege! Riegelt die Pforten zu! (Er schleppt den Mohren an der Gurgel hinaus, Bediente fliehen über den Schauplatz.)
Zehnter Auftritt.
Leonore . Rosa stürzen erschrocken herein.
Leonore.
Mord! schrieen sie, Mord! Von hier kam der Lärm.
Rosa.
Ganz gewiß nur ein blinder Tumult, wie alltäglich in Genua.
Leonore.
Sie schrieen Mord, und das Volk murmelte deutlich: Fiesco. Armselige Betrüger! Meine Augen wollten sie schonen, aber mein Herz überlistet sie. Geschwind, eile nach, sieh, sage mir, wo sie ihn hinschleppen.
Rosa.
Sammeln Sie sich. Bella ist nach.
Leonore.
Bella wird seinen brechenden Blick noch auffassen! die glückliche Bella! Weh über mich, seine Mörderin! Hätte Fiesco mich lieben können, nie hätte Fiesco sich in die Welt gestürzt, nie in die Dolche des Neids! – Bella kommt! Fort! Rede nicht, Bella!
Eilfter Auftritt.
Vorige . Bella .
Bella.
Der Graf lebt und ist ganz. Ich sah ihn durch die Stadt galoppieren. Nie sah ich unsern gnädigen Herrn so schön. Der Rapp prahlte unter ihm und jagte mit hochmüthigem Huf das andrängende Volk von seinem fürstlichen Reiter. Er erblickte mich, als er vorüber flog, lächelte gnädig, winkte hieher und warf drei Küsse zurück. (Boshaft.) Was mach' ich damit, Signora?
Leonore (in Entzückung).
Leichtfertige Schwätzerin! Bring sie ihm wieder.
Rosa.
Nun sehen Sie! jetzt sind Sie wieder Scharlach über und über.
Leonore.
Sein Herz wirft er den Dirnen nach, und ich jage nach einem Blick? – O Weiber! Weiber! (Gehen ab.)
Zwölfter Auftritt.
Im Palast des Andreas.
Gianettino . Lomellin kommen hastig
Gianettino.
Laß sie um ihre Freiheit brüllen, wie die Löwin um ein Junges. Ich bleibe dabei.
Lomellin.
Doch, gnädiger Herr –
Gianettino.
Zum Teufel mit Eurem Doch , dreistundlanger Procurator!
Weitere Kostenlose Bücher