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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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Welche wichtige Angelegenheit führt Sie so vollzählig zu mir – Du auch da, theurer Bruder Verrina? Ich würde bald verlernt haben, dich zu kennen, wären meine Gedanken nicht fleißiger um dich, als meine Augen. War's nicht seit dem letzten Ball, daß ich meinen Verrina entbehrte?
    Verrina.
Zähl' ihm nicht nach, Fiesco. Schwere Lasten haben indeß sein graues Haar gebeugt. Doch genug hievon.
    Fiesco.
Nicht genug für die wißbegierige Liebe. Du wirst mir mehr sagen müssen, wenn wir allein sind. (Zu Bourgognino.) Willkommen, junger Held! Unsre Bekanntschaft ist noch grün , aber meine Freundschaft ist zeitig. Haben Sie Ihre Meinung von mir verbessert?
    Bourgognino.
Ich bin auf dem Wege.
    Fiesco.
Verrina, man sagt mir, daß dieser junge Cavalier dein Tochtermann werden soll. Nimm meinen ganzen Beifall zu dieser Wahl. Ich hab' ihn nur einmal gesprochen, und doch würd' ich stolz sein, wenn er der meinige wäre.
    Verrina.
Dieses Urtheil macht mich eitel auf meine Tochter.
    Fiesco (zu den Andern).
Sacco? Calcagno? – Lauter seltne Erscheinungen in meinen Zimmern. Beinahe möchte ich mich meiner Dienstfertigkeit schämen, wenn Genuas edelste Zierden sie vorübergehen – Und hier begrüße ich einen fünften Gast, mir zwar fremd, doch empfohlen genug durch diesen würdigen Zirkel.
    Romano.
Es ist ein Maler schlechtweg, gnädiger Herr, Romano mit Namen, der sich vom Diebstahl an der Natur ernährt, kein Wappen hat, als seinen Pinsel, und nun gegenwärtig ist, (mit einer tiefen Verbeugung) die große Linie zu einem Brutuskopfe zu finden.
    Fiesco.
Ihre Hand, Romano. Ihre Meisterin ist eine Verwandte meines Hauses. Ich liebe sie brüderlich. Kunst ist die rechte Hand der Natur. Diese hat nur Geschöpfe , jene hat Menschen gemacht. Was malen Sie aber, Romano?
    Romano.
Scenen aus dem nervigten Alterthum. Zu Florenz steht mein sterbender Hercules , meine Kleopatra zu Venedig, der wüthende Ajax zu Rom, wo die Helden der Vorwelt – im Vatican wieder auferstehen.
    Fiesco.
Und was ist wirklich Ihres Pinsels Beschäftigung?
    Romano.
Er ist weggeworfen, gnädiger Herr. Das Licht des Genies bekam weniger Fett, als das Licht des Lebens . Ueber einen gewissen Punkt hinaus brennt nur die papierne Krone . Hier ist meine letzte Arbeit.
    Fiesco (aufgeräumt).
Sie könnte nicht erwünschter gekommen sein. Ich bin heute ganz ungewöhnlich heiter, mein ganzes Wesen feiert eine gewisse heroische Ruhe, ganz offen für die schöne Natur. Stellen Sie Ihr Tableau auf. Ich will mir ein rechtes Fest daraus bereiten. Tretet herum, meine Freunde. Wir wollen uns ganz dem Künstler schenken. Stellen Sie Ihr Tableau auf.
    Verrina (winkt den Andern).
Nun merket auf, Genueser!
    Romano (stellt das Gemälde zurecht).
Das Licht muß von der Seite spielen. Ziehen Sie jenen Vorhang auf. Diesen lassen Sie fallen. Gut. (Er tritt auf die Seite.) Es ist die Geschichte der Virginia und des Appius Claudius.
    (Lange ausdrucksvolle Pause, worin alle die Malerei betrachten.)
    Verrina (in Begeisterung).
Spritz zu, eisgrauer Vater! – Zuckst du, Tyrann? – Wie so bleich steht ihr Klötze Römer – ihm nach, Römer – das Schlachtmesser blinkt – Mir nach, Klötze Genueser – Nieder mit Doria! Nieder! nieder! (Er haut gegen das Gemälde.)
    Fiesco (lächelnd zum Maler.)
Fordern Sie mehr Beifall? Ihre Kunst macht diesen alten Mann zum bartlosen Träumer.
    Verrina (erschöpft).
Wo bin ich? Wo sind sie hingekommen? Weg, wie Blasen? Du hier, Fiesco? Der Tyrann lebt noch, Fiesco?
    Fiesco.
Siehst du? Ueber vielem Sehen hast du die Augen vergessen. Diesen Römerkopf findest du bewundernswerth? Weg mit ihm! Hier das Mädchen blick' an! Dieser Ausdruck, wie weich, wie weiblich! Welche Anmuth auch aus den welkenden Lippen? Welche Wollust im verlöschenden Blick? – Unnachahmlich! göttlich, Romano! – Und noch die weiße, blendende Brust, wie angenehm noch von des Athems letzten Wellen gehoben! Mehr solche Nymphen, Romano, so will ich vor Ihren Phantasieen knieen und der Natur einen Scheidebrief schreiben.
    Bourgognino.
Verrina, ist das deine gehoffte herrliche Wirkung?
    Verrina.
Fasse Muth, Sohn. Gott verwarf den Arm des Fiesco, er muß auf den unsrigen rechnen.
    Fiesco (zum Maler).
Ja, es ist Ihre letzte Arbeit, Romano. Ihr Markt ist erschöpft. Sie rühren keinen Pinsel mehr an. Doch über des Künstlers Bewunderung vergess' ich das Werk zu verschlingen. Ich könnte hier stehen und hingaffen und ein Erdbeben überhören. Nehmen Sie Ihr Gemälde

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