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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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Ihres Hauses etwas zu schaffen zu geben; darum behängt' ich mich (auf sie deutend) mit dieser Harlekinsleidenschaft, darum (auf Leonoren zeigend) ließ ich diesen Edelstein fallen, und mein Wild rannte glücklich in den blanken Betrug – Ich dank' für Ihre Gefälligkeit, Signora, und gebe meinen Theaterschmuck ab. (Er überliefert ihren Schattenriß mit einer Verbeugung.)
    Leonore (schmiegt sich bittend an den Fiesco).
Mein Ludovico, sie weint . Darf Ihre Leonore Sie zitternd bitten?
    Julia (trotzig zu Leonoren).
Schweig! du Verhaßte –
    Fiesco (zu einem Bedienten).
Sei Er galant, Freund – biete Er dieser Dame den Arm an; sie hat Lust, mein Staatsgefängniß zu sehen. Er steht mir davor, daß Madonna von Niemand incommodiert wird – draußen geht eine scharfe Luft – der Sturm, der heute Nacht den Stamm Doria spaltet, möchte ihr leicht – den Haarputz verderben.
    Julia (schluchzend).
Die Pest über dich, schwarzer heimtückischer Heuchler! (Zu Leonoren grimmig.) Freue dich deines Triumphs nicht, auch dich wird er verderben, und sich selbst und – verzweifeln! (Stürzt hinaus.)
    Fiesco (winkt den Gästen).
Sie waren Zeugen – Retten Sie meine Ehre in Genua! (Zu den Verschwornen.) Ihr werdet mich abholen, wenn die Kanone kommt. (Alle entfernen sich.)
Vierzehnter Auftritt.
    Leonore . Fiesco .
    Leonore (tritt ihm ängstlich näher).
Fiesco? – Fiesco? – Ich verstehe Sie nur halb, aber ich fange an zu zittern.
    Fiesco (wichtig).
Leonore – ich sahe Sie einst einer Genueserin zur Linken gehen – Ich sahe Sie in den Assembleen des Adels mit dem zweiten Handkuß der Ritter vorlieb nehmen. Leonore – das that meinen Augen weh. Ich beschloß, es soll nicht mehr sein – es wird aufhören. Hören Sie das kriegerische Getöse in meinen Schloß? Was Sie fürchten, ist wahr – Gehn Sie zu Bette, Gräfin – morgen will ich – die Herzogin wecken.
    Leonore (schlägt beide Arme zusammen und wirft sich in einen Sessel).
Gott! meine Ahnung! Ich bin verloren!
    Fiesco (gesetzt, mit Würde).
Lassen Sie mich ausreden, Liebe! Zwei meiner Ahnherrn trugen die dreifache Krone; das Blut der Fiesker fließt nur unter dem Purpur gesund. Soll Ihr Gemahl nur geerbten Glanz von sich werfen? (Lebhafter.) Was? Soll er sich für all seine Hoheit beim gaukelnden Zufall bedanken, der in einer erträglichen Laune aus modernden Verdiensten einen Johann Ludwig Fiesco zusammenflickte? Nein, Leonore! Ich bin zu stolz, mir etwas schenken zu lassen, was ich noch selbst zu erwerben weiß. Heute Nacht werf' ich meinen Ahnen den geborgten Schmuck in ihr Grab zurück – Die Grafen von Lavagna starben aus – Fürsten beginnen.
    Leonore (schüttelt den Kopf, still phantasierend).
Ich sehe meinen Gemahl an tiefen tödtlichen Wunden zu Boden fallen – (Hohler.) Ich sehe die stummen Träger den zerrissenen Leichnam meines Gemahls mir entgegen tragen. (Erschrocken aufspringend.) Die erste – einzige Kugel fliegt durch die Seele Fiescos.
    Fiesco (faßt sie liebevoll bei der Hand).
Ruhig, mein Kind. Das wird die einzige Kugel nicht.
    Leonore (blickt ihn ernsthaft an).
So zuversichtlich ruft Fiesco den Himmel heraus? Und wäre der tausendmaltausendste Fall nur der mögliche, so könnte der tausendmaltausendste wahr werden, und mein Gemahl wäre verloren – Denke, du spieltest um den Himmel, Fiesco. Wenn eine Billion Gewinnste für einen einzigen Fehler fiel', würdest du dreist genug sein, die Würfel zu schütteln und die freche Wette mit Gott einzugehen? Nein, mein Gemahl! wenn auf dem Brett Alles liegt, ist jeder Wurf Gotteslästerung.
    Fiesco (lächelt).
Sei unbesorgt, das Glück und ich stehen besser.
    Leonore.
Sagst du das – und standest bei jenem geisterverzerrenden Spiele – ihr nennt es Zeitvertreib – sahest zu der Betrügerin, wie sie ihren Günstling mit kleinen Glückskarten lockte, bis er warm ward, aufstand, die Bank forderte – und ihn jetzt im Wurf der Verzweiflung verließ – O mein Gemahl! du gehst nicht hin, dich den Genuesern zu zeigen und angebetet zu werden. Republikaner aus ihrem Schlaf aufzujagen, das Roß an seine Hufe zu mahnen, ist kein Spaziergang, Fiesco. Traue diesen Rebellen nicht. Die Klugen, die dich aufhetzten, fürchten dich. Die Dummen, die dich vergötterten, nützen dir wenig, und wo ich hinsehe ist Fiesco verloren.
    Fiesco (mit starken Schritten im Zimmer).
Kleinmuth ist die höchste Gefahr. Größe will auch ein Opfer haben.
    Leonore.
Größe, Fiesco? – Daß dein Genie meinem Herzen

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