Dramatische Werke
Mohr ist schlau. (Man bringt ihm einen Becher Wein; er hält ihn gegen die Versammlung und trinkt.) Unser gutes Glück, Kameraden! (Man pocht.)
Schildwachen.
Wer draußen?
Eine Stimme.
Ordonnanz des Herzogs. (Die Nobili stürzen verzweifelnd im Hof herum.)
Fiesco (springt unter sie).
Nein, Kinder! Erschreckt nicht! erschreckt nicht! Ich bin hier. Hurtig! Schafft diese Waffen weg. Seid Männer! ich bitte euch. Dieser Besuch läßt mich hoffen, daß Andreas noch zweifelt. Geht hinein. Faßt euch. Schließt auf, Soldaten. (Alle entfernen sich. Das Thor wird geöffnet.)
Achter Auftritt.
Fiesco , als käm' er eben aus dem Schloß. Drei Deutsche , die den Mohren gebunden bringen.
Fiesco.
Wer rief mich in den Hof?
Deutscher.
Führt uns zum Grafen.
Fiesco.
Der Graf ist hier. Wer begehrt mich?
Deutscher (macht die Honneurs vor ihm).
Einen guten Abend vom Herzog. Diesen Mohren liefert er Euer Gnaden gebunden aus. Er habe schändlich herausgeplaudert. Das Weitere sagt der Zettel.
Fiesco (nimmt ihn gleichgültig.)
Und hab' ich dir nicht erst heut die Galeere verkündigt? (Zum Deutschen.) Es ist gut, Freund. Meinen Respect an den Herzog.
Mohr (ruft ihnen nach).
Und auch meinerseits einen, und sag' ihm – dem Herzog – wenn er keinen Esel geschickt hätte, so würd' er erfahren haben, daß im Schloß zweitausend Soldaten stecken. (Deutsche gehen ab. Nobili kommen zurück.)
Neunter Auftritt.
Fiesco . Verschworene . Mohr trotzig in der Mitte.
Verschworene (fahren bebend zurück beim Anblick des Mohren).
Ha! was ist das?
Fiesco (hat das Billet gelesen, mit verbissenem Zorn).
Genueser! die Gefahr ist vorbei – aber auch die Verschwörung.
Verrina (ruft erstaunt aus).
Was? Sind die Doria todt?
Fiesco (in heftiger Bewegung).
Bei Gott! auf die ganze Kriegsmacht der Republik – auf Das war ich nicht gefaßt. Der alte schwächliche Mann schlägt mit vier Zeilen dritthalbtausend Mann. (Läßt kraftlos die Hände sinken.) Doria schlägt den Fiesco.
Bourgognino.
So sprechen Sie doch! Wir erstarren.
Fiesco (liest).
»Lavagna, Sie haben, däucht mich, Ein Schicksal mit mir – Wohlthaten werden Ihnen mit Undank belohnt. Dieser Mohr warnt mich vor einem Komplott – Ich sende ihn hier gebunden zurück und werde heute Nacht ohne Leibwache schlafen.« (Er läßt das Papier fallen. Alle sehen sich an.)
Verrina. Nun , Fiesco?
Fiesco (mit Adel).
Ein Doria soll mich an Großmuth besiegt haben? Eine Tugend fehlt im Stamm der Fiesker? – Nein! so wahr ich ich selber bin! – Geht auseinander, ihr! Ich werde hingehen – und Alles bekennen. (Will hinausstürzen.)
Verrina (hält ihn auf).
Bist du wahnsinnig, Mensch? War es denn irgend ein Bubenstreich, den wir vorhatten? Halt! oder war's nicht Sache des Vaterlands! Halt! oder wolltest du nur dem Andreas zu Leibe, nicht dem Tyrannen? Halt! sag' ich – ich verhafte dich als einen Verräther des Staats –
Verschworne.
Bindet ihn! werft ihn zu Boden!
Fiesco (reißt Einem ein Schwert weg und macht sich Bahn).
Sachte doch! Wer ist der Erste, der das Halfter über den Tiger wirft? – Seht, ihr Herrn – Frei bin ich – könnte durch, wo ich Luft hätte – Jetzt will ich bleiben, denn ich habe mich anders besonnen.
Bourgognino.
Auf Ihre Pflicht besonnen?
Fiesco (aufgebracht, mit Stolz).
Ha, Knabe! Lernen Sie erst die Ihrige gegen mich auswendig, und mir nimmer das! – Ruhig, ihr Herrn – es bleibt Alles wie vor. – (Zum Mohren, dessen Stricke er zerhaut.) Du hast das Verdienst, eine große That zu veranlassen – Entfliehe!
Calcagno (zornig).
Was? was? Leben soll der Heide? leben und uns alle verrathen haben?
Fiesco.
Leben und euch allen – bang gemacht haben. Fort, Bursche! Sorge, daß du Genua auf den Rücken kriegst, man könnte seinen Muth an dir retten wollen.
Mohr.
Das heißt, der Teufel läßt keinen Schelmen sitzen! – Gehorsamer Diener, ihr Herrn! – Ich merke schon, in Italien wächst mein Strick nicht. Ich muß ihn anderswo suchen. (Ab mit Gelächter.)
Zehnter Auftritt.
Bedienter kommt. Vorige ohne den Mohren.
Bedienter.
Die Gräfin Imperiali fragen schon dreimal nach Euer Gnaden.
Fiesco.
Potz tausend! Die Komödie wird freilich wohl angehen müssen! Sag' ihr, ich bin unverzüglich dort – Bleib – Meine Frau bittest du, in den Concertsaal zu treten und mich hinter den Tapeten zu erwarten. (Bedienter ab.) Ich habe hier euer Aller Rollen zu Papier gebracht; wenn Jeder die seinige erfüllt, so ist nichts mehr zu sagen – Verrina
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