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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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großmüthig!
    Fiesco.
Und doch, Julia – Wo besser als in meiner unendlichen Leidenschaft kannst du diesen Schatz niederlegen?
    Julia.
Gewiß nirgends besser, und nirgends schlimmer – Höre, Fiesco, wie lang wird diese Unendlichkeit währen? – Ach! schon zu unglücklich hab' ich gespielt, daß ich nicht auch mein Letztes noch setzen sollte – Dich zu fangen , Fiesco, muthete ich dreist meinen Reizen zu; und ich mißtraue ihnen die Allmacht, dich festzuhalten – Pfui doch, was red' ich da? (Sie tritt zurück und hält die Hände vors Gesicht.)
    Fiesco.
Zwei Sünden in einem Athem. Das Mißtrauen in meinen Geschmack, oder das Majestätsverbrechen gegen deine Liebenswürdigkeit – was von beiden ist schwerer zu vergeben?
    Julia (matt, unterliegend, mit beweglichem Ton).
Lügen sind nur die Waffen der Hölle – die bracht Fiesco nicht mehr, seine Julia zu fällen. (Sie fällt erschöpft in einen Sopha, nach einer Pause feierlich.) Höre, laß dir noch ein Wörtchen sagen, Fiesco – Wir sind Heldinnen , wenn wir unsere Tugend noch sicher wissen: – wenn wir sie vertheidigen , Kinder ; (ihm starr und wild unter die Augen) Furien , wenn wir sie rächen – Höre. Wenn du mich kalt würgtest, Fiesco?
    Fiesco (nimmt einen aufgebrachten Ton an).
Kalt? kalt? – Nun, bei Gott! was fordert denn die unersättliche Eitelkeit des Weibs, wenn es einen Mann vor sich kriechen sieht und noch zweifelt? Ha, er erwacht wieder, ich fühle, (den Ton in Kälte verändert) noch zu rechter Zeit gehen mir die Augen auf – Was war's, das ich eben erbetteln wollte? – Die kleinste Erniedrigung eines Mannes ist gegen die höchste Gunst eines Weibs weggeworfen! (Zu ihr mit tiefer, frostiger Verbeugung.) Fassen Sie Muth, Madame! Jetzt sind Sie sicher.
    Julia (bestürzt).
Graf? Welche Anwandlung!
    Fiesco (äußerst gleichgültig).
Nein, Madame! Sie haben vollkommen recht, wir Beide haben die Ehre nur einmal auf dem Spiel. (Mit einem höflichen Handkuß.) Ich habe das Vergnügen, Ihnen bei der Gesellschaft meinen Respect zu bezeugen. (Er will schnell fort.)
    Julia (ihm nach, reißt ihn zurück).
Bleib! Bist du rasend? Bleib! Muß ich es denn sagen – heraussagen, was das ganze Männervolk auf den Knieen – in Thränen – auf der Folterbank meinem Stolz nicht abdringen sollte? – Weh! auch dies dichte Dunkel ist zu licht, diese Feuersbrunst zu bergen, die das Geständniß auf meinen Wangen macht – Fiesco – O, ich bohre durchs Herz meines ganzen Geschlechts –mein ganzes Geschlecht wird mich ewig hassen – Ich bete dich an, Fiesco! (Fällt vor ihm nieder.)
    Fiesco (weicht drei Schritte zurück, läßt sie liegen und lacht triumphierend auf).
Das bedaur' ich, Signora. (Er zieht die Glocke, hebt die Tapete auf und führt Leonoren hervor.) Hier ist meine Gemahlin – ein göttliches Weib! (Er fällt Leonoren in den Arm.)
    Julia (springt schreiend vom Boden).
Ah! unerhört betrogen!
Dreizehnter Auftritt.
    Die Verschwornen , welche zumal hereintreten. Damen von der andern Seite. Fiesco . Leonore und Julia .
    Leonore.
Mein Gemahl, das war allzu streng.
    Fiesco.
Ein schlechtes Herz verdiente nicht weniger. Deinen Thränen war ich diese Genugthuung schuldig. (Zur Versammlung.) Nein, meine Herrn und Damen, ich bin nicht gewohnt, bei jedem Anlaß in kindische Flammen aufzuprasseln, Die Thorheiten der Menschen belustigen mich lange, eh sie mich reizen. Diese verdient meinen ganzen Zorn, denn sie hat diesem Engel dieses Pulver gemischt. (Er zeigt das Gift der Versammlung, die mit Abscheu zurücktritt.)
    Julia (ihre Wuth in sich beißend).
Gut! Gut! Sehr gut, mein Herr! (Will fort.)
    Fiesco (führt sie am Arm zurück).
Sie werden Geduld haben, Madame – Noch sind wir nicht fertig – Diese Gesellschaft möchte gar zu gern wissen, warum ich meinen Verstand so verleugnen konnte, den tollen Roman mit Genuas größter Närrin zu spielen –
    Julia (aufspringend).
Es ist nicht auszuhalten! Doch zittre du! (Drohend.) Doria donnert in Genua, und ich – bin seine Schwester.
    Fiesco.
Schlimm genug, wenn das Ihre letzte Galle ist – Leider muß ich Ihnen die Botschaft bringen, daß Fiesco von Lavagna aus dem gestohlenen Diadem Ihres durchlauchtigsten Bruders einen Strick gedreht hat, womit er den Dieb der Republik diese Nacht aufzuhängen gesonnen ist. (Da sie sich entfärbt, lacht er hämisch auf.) Pfui, das kam unerwartet – und sehen Sie! (indem er beißender fortfährt) darum fand ich es für nöthig, den ungebetenen Blicken

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