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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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wird voraus in den Hafen gehen und mit einer Kanone das Signal zum Ausbruch geben , wenn die Schiffe erobert sind. – Ich gehe; mich ruft noch eine große Verrichtung. Ihr werdet ein Glöckchen hören und alle miteinander in meinen Concertsaal kommen – Indeß geht hinein – und laßt euch meinen Cyprier schmecken. (Sie gehen auseinander.)
Eilfter Auftritt.
    Concertsaal – Leonore . Arabella . Rosa . Alle beängstigt.
    Leonore.
In den Concertsaal versprach Fiesco zu kommen, und kommt nicht. Eilf Uhr ist vorüber. Von Waffen und Menschen dröhnt fürchterlich der Palast, und kommt kein Fiesco?
    Rosa.
Sie sollen sich hinter die Tapeten verstecken – Was der gnädige Herr damit wollen mag?
    Leonore.
Er will's, Rosa, ich weiß also genug, um gehorsam zu sein. Bella, genug, um ganz außer Furcht zu sein – Und doch! doch zittr' ich so sehr, Bella, und mein Herz klopft so schrecklich bang. Mädchen, um Gotteswillen! gehe keines von meiner Seite.
    Bella.
Fürchten Sie nichts. Unsre Angst bewacht unsern Fürwitz.
    Leonore.
Worauf mein Auge stößt, begegnen mir fremde Gesichter, wie Gespenster hohl und verzerrt . Wen ich anrufe, zittert wie ein Ergriffener und flüchtet sich in die dichteste Nacht, diese gräßliche Herberge des bösen Gewissens . Was man antwortet, ist ein halber heimlicher Laut, der auf bebender Zunge noch ängstlicher zweifelt, ob er auch kecklich entwischen darf. – Fiesco? – Ich weiß nicht, was hier Grauenvolles geschmiedet wird – Nur meinen Fiesco (mit Grazie ihre Hände faltend) umflattert, ihr himmlischen Mächte!
    Rosa (zusammengeschreckt).
Jesus! Was rauscht in der Galerie?
    Bella.
Es ist der Soldat, der dort Wache steht. (Die Schildwache ruft außen: »Wer da?« Man antwortet.)
    Leonore.
Leute kommen! Hinter die Tapete! Geschwind! (Sie verstecken sich.)
Zwölfter Auftritt.
    Julia . Fiesco im Gespräch.
    Julia (sehr zerstört).
Hören Sie auf, Graf! Ihre Galanterieen fallen nicht mehr in achtlose Ohren, aber in ein siedendes Blut – Wo bin ich? Hier ist Niemand als die verführerische Nacht. Wohin haben Sie mein verwahrlostes Herz geplaudert?
    Fiesco.
Wo die verzagte Leidenschaft kühner wird, und Wallungen freier mit Wallungen reden.
    Julia.
Halt ein, Fiesco. Bei Allem, was heilig ist, nicht weiter! Wäre die Nacht nicht so dichte, du würdest meine flammrothen Wangen sehen und dich erbarmen.
    Fiesco.
Weit gefehlt, Julia! Eben dann würde meine Empfindung die Feuerfahne der deinigen gewahr und lief' desto muthiger über. (Er küßt ihr heftig die Hand.)
    Julia.
Mensch, dein Gesicht brennt fiebrisch, wie dein Gespräch. Weh, auch aus dem meinigen, ich fühl's, schlägt wildes, frevelndes Feuer. Laß uns das Licht suchen, ich bitte. Die aufgewiegelten Sinne könnten den gefährlichen Wink dieser Finsterniß merken. Geh! diese gährenden Rebellen könnten hinter dem Rücken des verschämten Tages ihre gottlosen Künste treiben. Geh unter Menschen, ich beschwöre dich.
    Fiesco (zudringlicher).
Wie ohne Noth besorgt, meine Liebe! Wird je die Gebieterin ihren Sklaven fürchten?
    Julia.
Ueber euch Männer und den ewigen Widerspruch! Als wenn ihr nicht die gefährlichsten Sieger wäret, wenn ihr euch unsrer Eigenliebe gefangen gebt. Soll ich dir Alles gestehen, Fiesco? daß nur mein Laster meine Tugend bewahrte? nur mein Stolz deine Künste verlachte? nur bis hieher meine Grundsätze Stand hielten? Du verzweifelst an deiner List und nimmst deine Zuflucht zu Julias Blut. Hier verlassen sie mich.
    Fiesco (leichtfertig dreist).
Und was verlorst du bei diesem Verluste?
    Julia (aufgeregt und mit Hitze).
Wenn ich den Schlüssel zu meinem weiblichen Heiligthum an dich vertändle, womit du mich schamroth machst, wenn du willst? Was hab' ich weniger zu verlieren, als Alles? Willst du mehr wissen, Spötter? Das Bekenntniß willst du noch haben, daß die ganze geheime Weisheit unsers Geschlechts nur eine armselige Vorkehrung ist, unsere tödtliche Seite zu entsetzen , die doch zuletzt allein von euren Schwüren belagert wird, die (ich gesteh' es erröthend ein) so gern erobert sein möchte, so oft beim ersten Seitenblick der Tugend den Feind verrätherisch empfängt? – daß alle unsere weiblichen Künste einzig für dieses wehrlose Stichblatt fechten, wie auf dem Schach alle Officiere den wehrlosen König bedecken? Ueberrumpelst du diesen – Matt! und wird getrost das ganze Brett durcheinander. (Nach einer Pause mit Ernst.) Du hast das Gemäld' unsrer prahlerischen Armuth – Sei

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