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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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ich gelebt, als mir zum ersten Mal
Der Fürchterliche, der wie sie mir sagten,
Mein Vater war, vor Augen kam. Es war
An einem Morgen, wo er stehnden Fußes
Vier Bluturtheile unterschrieb. Nach diesem
Sah ich ihn nur, wenn mir für ein Vergehn
Bestrafung angekündigt ward. – O Gott!
Hier fühl' ich, daß ich bitter werde – Weg –
Weg, weg von dieser Stelle!
    Marquis.
Nein, Sie sollen,
Jetzt sollen Sie sich öffnen, Prinz. In Worten
Erleichtert sich der schwer beladne Busen.
    Carlos.
Oft hab' ich mit mir selbst gerungen, oft
Um Mitternacht, wenn meine Wachen schliefen,
Mit heißen Thränengüssen vor das Bild
Der Hochgebenedeiten mich geworfen,
Sie um ein kindlich Herz gefleht – doch ohne
Erhörung stand ich auf. Ach, Roderich!
Enthülle du dies wunderbare Räthsel
Der Vorsicht mir – Warum von tausend Vätern
Just eben diesen Vater mir? Und ihm
Just diesen Sohn von tausend bessern Söhnen?
Zwei unverträglichere Gegentheile
Fand die Natur in ihrem Umkreis nicht.
Wie mochte sie die beiden letzten Enden
Des menschlichen Geschlechtes – mich und ihn –
Durch ein so heilig Band zusammen zwingen?
Furchtbares Loos! Warum mußt' es geschehn?
Warum zwei Menschen, die sich ewig meiden,
In einem Wunsche schrecklich sich begegnen?
Hier, Roderich, siehst du zwei feindliche
Gestirne, die im ganzen Lauf der Zeiten
Ein einzig Mal in scheitelrechter Bahn
Zerschmetternd sich berühren, dann auf immer
Und ewig aus einander fliehn.
    Marquis.
Mir ahnet
Ein unglücksvoller Augenblick.
    Carlos.
Mir selbst.
Wie Furien des Abgrunds folgen mir
Die schauerlichsten Träume. Zweifelnd ringt
Mein guter Geist mit gräßlichen Entwürfen;
Durch labyrinthische Sophismen kriecht
Mein unglücksel'ger Scharfsinn, bis er endlich
Vor eines Abgrunds gähem Rachen stutzt –
O Roderich, wenn ich den Vater je
In ihm verlernte – Roderich – ich sehe,
Dein todtenblasser Blick hat mich verstanden –
Wenn ich den Vater je in ihm verlernte,
Was würde mir der König sein?
    Marquis. (nach einigem Stillschweigen).
Darf ich
An meinen Carlos eine Bitte wagen?
Was Sie auch Willens sind zu thun, versprechen Sie
Nichts ohne Ihren Freund zu unternehmen.
Versprechen Sie mir dieses?
    Carlos.
Alles, Alles,
Was deine Liebe mir gebeut. Ich werfe
Mich ganz in deine Arme.
    Marquis.
Wie man sagt,
Will der Monarch zur Stadt zurückekehren.
Die Zeit ist kurz. Wenn Sie die Königin
Geheim zu sprechen wünschen, kann es nirgends
Als in Aranjuez geschehn. Die Stille
Des Orts – des Landes ungezwungne Sitte
Begünstigen –
    Carlos.
Das war auch meine Hoffnung.
Doch, ach, sie war vergebens!
    Marquis.
Nicht so ganz.
Ich gehe, mich sogleich ihr vorzustellen.
Ist sie in Spanien Dieselbe noch,
Die sie vordem an Heinrichs Hof gewesen,
So find' ich Offenherzigkeit. Kann ich
In ihren Blicken Carlos' Hoffnung lesen,
Find' ich zu dieser Unterredung sie
Gestimmt – sind ihre Damen zu entfernen –
    Carlos.
Die meisten sind mir zugethan. Besonders
Die Mondecar hab' ich durch ihren Sohn,
Der mir als Page dient, gewonnen. –
    Marquis.
Desto besser.
So sind Sie in der Nähe, Prinz, sogleich
Auf mein gegebnes Zeichen zu erscheinen.
    Carlos.
Das will ich – will ich – also eile nur.
    Marquis.
Ich will nun keinen Augenblick verlieren.
Dort also, Prinz, auf Wiedersehn!
    (Beide gehen ab zu verschiedenen Seiten.)
    Dritter Auftritt.
    Die Hofhaltung der Königin in Aranjuez.
Eine einfache ländliche Gegend, von einer Allee durchschnitten, vom Landhause der Königin begrenzt.
    Die Königin. Die Herzogin von Olivarez. Die Prinzessin von Eboli und die Marquisin von Mondecar , welche die Allee heraufkommen.
    Königin (zur Marquisin).
Sie will ich um mich haben, Mondecar.
Die muntern Augen der Prinzessin quälen
Mich schon den ganzen Morgen. Sehen Sie,
Kaum weiß sie ihre Freude zu verbergen,
Weil sie vom Lande Abschied nimmt.
    Eboli.
Ich will es
Nicht leugnen, meine Königin, daß ich
Madrid mit großer Freude wieder sehe.
    Mondecar.
Und Ihre Majestät nicht auch? Sie sollten
So ungern von Aranjuez sich trennen?
    Königin.
Von – dieser schönen Gegend wenigstens.
Hier bin ich wie in meiner Welt. Dies Plätzchen
Hab' ich mir längst zum Liebling auserlesen.
Hier grüßt mich meine ländliche Natur,
Die Busenfreundin meiner jungen Jahre.
Hier find' ich meine Kinderspiele wieder,
Und meines Frankreichs Lüfte wehen hier.
Verargen Sie mir's nicht. Uns alle zieht
Das Herz zum Vaterland.
    Eboli.
Wie einsam aber,
Wie todt und traurig ist es hier! Man glaubt
Sich in

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