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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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noch keine gute That bezahlte.
Ich weiß – O, still! Nichts mehr davon! Mein Herz
Will überströmen, und ich habe schon
Zu viel gesagt.
    Domingo.
Der König ist gesonnen,
Vor Abend in Madrid noch einzutreffen.
Bereits versammelt ist der Hof. Hab' ich
Die Gnade, Prinz –
    Carlos.
Schon gut. Ich werde folgen.
(Domingo geht ab. Nach einigem Stillschweigen.)
Beweinenswerther Philipp, wie dein Sohn
Beweinenswerth! – Schon seh' ich deine Seele
Vom gift'gen Schlangenbiß des Argwohns bluten;
Dein unglücksel'ger Vorwitz übereilt
Die fürchterlichste der Entdeckungen,
Und rasen wirst du, wenn du sie gemacht.
    Zweiter Auftritt.
    Carlos. Marquis von Posa .
    Carlos.
Wer kommt? – Was seh' ich? O ihr guten Geister!
Mein Roderich!
    Marquis.
Mein Carlos!
    Carlos.
Ist es möglich?
Ist's wahr? Ist's wirklich? Bist du's? – O, du bist's!
Ich drück' an meine Seele dich, ich fühle
Die deinige allmächtig an mir schlagen.
O, jetzt ist Alles wieder gut. In dieser
Umarmung heilt mein krankes Herz. Ich liege
Am Halse meines Roderich.
    Marquis.
Ihr krankes,
Ihr krankes Herz? Und was ist wieder gut?
Was ist's, das wieder gut zu werden brauchte?
Sie hören, was mich stutzen macht.
    Carlos.
Und was
Bringt dich so unverhofft aus Brüssel wieder?
Wem dank' ich diese Ueberraschung? wem?
Ich frage noch? Verzeih dem Freudetrunknen,
Erhabne Vorsicht, diese Lästerung!
Wem sonst als dir, Allgütigste? Du wußtest,
Daß Carlos ohne Engel war, du sandtest
Mir diesen, und ich frage noch?
    Marquis.
Vergebung,
Mein theurer Prinz, wenn ich dies stürmische
Entzücken mit Bestürzung nur erwiedre.
So war es nicht, wie ich Don Philipps Sohn
Erwartete. Ein unnatürlich Roth
Entzündet sich auf Ihren blassen Wangen,
Und Ihre Lippen zittern fieberhaft.
Was muß ich glauben, theurer Prinz? – Das ist
Der löwenkühne Jüngling nicht, zu dem
Ein unterdrücktes Heldenvolk mich sendet –
Denn jetzt steh' ich als Roderich nicht hier,
Nicht als des Knaben Carlos Spielgeselle –
Ein Abgeordneter der ganzen Menschheit
Umarm' ich Sie – es sind die flandrischen
Provinzen, die an Ihrem Halse weinen
Und feierlich um Rettung Sie bestürmen.
Gethan ist's um Ihr theures Land, wenn Alba,
Des Fanatismus rauher Henkersknecht,
Vor Brüssel rückt mit spanischen Gesetzen.
Auf Kaiser Carls glorwürd'gem Enkel ruht
Die letzte Hoffnung dieser edeln Lande.
Sie stürzt dahin, wenn sein erhabnes Herz
Vergessen hat, für Menschlichkeit zu schlagen.
    Carlos.
Sie stürzt dahin.
    Marquis.
Weh mir! Was muß ich hören!
    Carlos.
Du sprichst von Zeiten, die vergangen sind.
Auch mir hat einst von einem Carl geträumt,
Dem's feurig durch die Wangen lief, wenn man
Von Freiheit sprach – doch der ist lang begraben.
Den du hier siehst, das ist der Carl nicht mehr,
Der in Alcala von dir Abschied nahm,
Der sich vermaß in süßer Trunkenheit,
Der Schöpfer eines neuen goldnen Alters
In Spanien zu werden – O, der Einfall
War kindisch, aber göttlich schön! Vorbei
Sind diese Träume. –
    Marquis.
Träume, Prinz? – So wären
Es Träume nur gewesen?
    Carlos.
Laß mich weinen,
An deinem Herzen heiße Thränen weinen,
Du einz'ger Freund. Ich habe Niemand – Niemand –
Auf dieser großen weiten Erde Niemand.
So weit das Scepter meines Vaters reicht,
So weit die Schifffahrt unsre Flaggen sendet,
Ist keine Stelle – keine – keine, wo
Ich meiner Thränen mich entlasten darf,
Als diese. O, bei Allem, Roderich,
Was du und ich dereinst im Himmel hoffen,
Verjage mich von dieser Stelle nicht.
    Marquis (neigt sich über ihn mit sprachloser Rührung).
    Carlos.
Berede dich, ich wär' ein Waisenkind,
Das du am Thron mitleidig aufgelesen.
Ich weiß ja nicht, was Vater heißt – ich bin
Ein Königssohn – O, wenn es eintrifft, was
Mein Herz mir sagt, wenn du aus Millionen
Herausgefunden bist, mich zu verstehn,
Wenn's wahr ist, daß die schaffende Natur
Den Roderich im Carlos wiederholte
Und unsrer Seelen zartes Saitenspiel
Am Morgen unsers Lebens gleich bezog,
Wenn eine Thräne, die mir Lindrung gibt,
Dir theurer ist als meines Vaters Gnade –
    Marquis.
O theurer als die ganze Welt.
    Carlos.
So tief
Bin ich gefallen – bin so arm geworden,
Daß ich an unsre frühen Kinderjahre
Dich mahnen muß – daß ich dich bitten muß,
Die lang vergeßnen Schulden abzutragen,
Die du noch im Matrosenkleide machtest –
Als du und ich, zween Knaben wilder Art,
So brüderlich zusammen aufgewachsen,
Kein Schmerz mich drückte, als von deinem Geiste
So sehr verdunkelt mich zu sehn

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