Dramatische Werke
fürchterlichen Wechsels unbewußt,
Eilt nach Mirandola der Trunkene.
Mit Sternenschein erreicht sein schnelles Roß
Die Thore – ein bacchantisches Getön
Von Reigen und von Pauken donnert ihm
Aus dem erleuchteten Palast entgegen.
Er bebt die Stufen scheu hinauf und sieht
Sich unerkannt im lauten Hochzeitsaale,
Wo in der Gäste taumelndem Gelag
Pietro saß – ein Engel ihm zur Seite,
Ein Engel, den Fernando kennt, der ihm
In Träumen selbst so glänzend nie erschienen.
Ein einz'ger Blick zeigt ihm, was er besessen,
Zeigt ihm, was er auf immerdar verloren.
Eboli.
Unglücklicher Fernando!
Königin.
Die Geschichte
Ist doch zu Ende, Chevalier? – Sie muß
Zu Ende sein.
Marquis.
Noch nicht ganz.
Königin.
Sagten Sie
Uns nicht, Fernando sei Ihr Freund gewesen?
Marquis.
Ich habe keinen theurern.
Eboli.
Fahren Sie
Doch fort in der Geschichte, Chevalier.
Marquis.
Sie wird sehr traurig – und das Angedenken
Erneuert meinen Schmerz. Erlassen Sie
Mir den Beschluß. –
(Ein allgemeines Stillschweigen.)
Königin (wendet sich zur Prinzessin von Eboli).
Nun wird mir endlich doch
Vergönnt sein, meine Tochter zu umarmen? –
Prinzessin, bringen Sie sie mir.
(Diese entfernt sich. Der Marquis winkt einem Pagen, der sich im Hintergrunde zeigt und sogleich verschwindet. Die Königin erbricht die Briefe, die der Marquis ihr gegeben, und scheint überrascht zu werden. In dieser Zeit spricht der Marquis geheim und sehr angelegentlich mit der Marquisin von Mondecar. – Die Königin hat die Briefe gelesen und wendet sich mit einem ausforschenden Blicke zum Marquis.)
Sie haben
Uns von Mathilden nichts gesagt? Vielleicht
Weiß sie es nicht, wie viel Fernando leidet?
Marquis.
Mathildens Herz hat Niemand noch ergründet –
Doch große Seelen dulden still.
Königin.
Sie sehn sich um? Wen suchen Ihre Augen?
Marquis.
Ich denke nach, wie glücklich ein Gewisser,
Den ich nicht nennen darf, an meinem Platze
Sein müßte.
Königin.
Wessen Schuld ist es, daß er Es nicht ist?
Marquis (lebhaft einfallend).
Wie? Darf ich mich unterstehen,
Dies zu erklären, wie ich will? – Er würde
Vergebung finden, wenn er jetzt erschiene?
Königin (erschrocken).
Jetzt, Marquis, jetzt? Was meinen Sie damit?
Marquis.
Er dürfte hoffen – dürft' er?
Königin (mit wachsender Verwirrung).
Sie erschrecken mich,
Marquis – er wird doch nicht –
Marquis.
Hier ist er schon.
Fünfter Auftritt.
Die Königin. Carlos .
(Marquis von Posa und die Marquisin von Mondecar treten nach dem Hintergrunde zurück.)
Carlos (vor der Königin niedergeworfen).
So ist er endlich da, der Augenblick,
Und Carl darf diese theure Hand berühren! –
Königin.
Was für ein Schritt – welch eine strafbare,
Tollkühne Ueberraschung! Stehn Sie auf!
Wir sind entdeckt. Mein Hof ist in der Nähe.
Carlos.
Ich steh' nicht auf – hier will ich ewig knien,
Auf diesem Platz will ich verzaubert liegen,
In dieser Stellung angewurzelt –
Königin.
Rasender!
Zu welcher Kühnheit führt Sie meine Gnade?
Wie? Wissen Sie, daß es die Königin,
Daß es die Mutter ist, an die sich diese
Verwegne Sprache richtet? Wissen Sie,
Daß ich – ich selbst von diesem Ueberfalle
Dem Könige –
Carlos.
Und daß ich sterben muß!
Man reiße mich von hier aufs Blutgerüste!
Ein Augenblick, gelebt im Paradiese,
Wird nicht zu theuer mit dem Tod gebüßt.
Königin.
Und Ihre Königin?
Carlos (steht auf).
Gott, Gott! ich gehe –
Ich will Sie ja verlassen – Muß ich nicht,
Wenn Sie es also fordern? Mutter, Mutter,
Wie schrecklich spielen Sie mit mir! Ein Wink,
Ein halber Blick, ein Laut aus Ihrem Munde
Gebietet mir, zu sein und zu vergehen.
Was wollen Sie, daß noch geschehen soll?
Was unter dieser Sonne kann es geben,
Das ich nicht hinzuopfern eilen will,
Wenn Sie es wünschen?
Königin.
Fliehen Sie.
Carlos.
O Gott!
Königin.
Das Einz'ge, Carl, warum ich Sie mit Thränen
Beschwöre – fliehen Sie! – eh meine Damen –
Eh meine Kerkermeister Sie und mich
Beisammen finden und die große Zeitung
Vor Ihres Vaters Ohren bringen –
Carlos.
Ich erwarte
Mein Schicksal – es sei Leben oder Tod.
Wie? Hab' ich darum meine Hoffnungen
Auf diesen einz'gen Augenblick verwiesen,
Der Sie mir endlich ohne Zeugen schenkt,
Daß falsche Schrecken mich am Ziele täuschten?
Nein, Königin! Die Welt kann hundertmal,
Kann tausendmal um ihre Pole treiben,
Eh diese Gunst der Zufall wiederholt.
Königin.
Auch soll er das in Ewigkeit nicht wieder.
Unglücklicher! was
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