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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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verwahren?
    Carlos (mit Befremdung zurücktretend).
Prinzessin – Nein, das geht zu weit. – Ich bin
Verrrathen. Sie betrügt man nicht. – Sie sind
Mit Geistern, mit Dämonen einverstanden.
    Prinzessin.
Darüber scheinen Sie erstaunt? Darüber?
Was soll die Wette gelten, Prinz, ich rufe
Geschichten in Ihr Herz zurück, Geschichten –
Versuchen Sie es, fragen Sie mich aus.
Wenn selbst der Laube Gaukelei'n, ein Laut,
Verstümmelt in die Luft gehaucht, ein Lächeln,
Von schnellem Ernste wieder ausgelöscht,
Wenn selber schon Erscheinungen, Geberden,
Wieder Ihre Seele ferne war, mir nicht
Entgangen sind, urtheilen Sie, ob ich
Verstand, wo Sie verstanden werden wollten?
    Carlos.
Nun, das ist wahrlich viel gewagt. – Die Wette
Soll gelten, Fürstin. Sie versprechen mir
Entdeckungen in meinem eignen Herzen,
Um die ich selber nie gewußt.
    Prinzessin (etwas empfindlich und ernsthaft).
Nie, Prinz?
Besinnen Sie sich besser. Sehn Sie um sich.
Dies Cabinet ist keines von den Zimmern
Der Königin, wo man das Bischen Maske
Noch allenfalls zu loben fand. – Sie stutzen?
Sie werden plötzlich lauter Gluth? – O freilich,
Wer sollte wohl so scharfklug, so vermessen,
So müßig sein, den Carlos zu belauschen,
Wenn Carlos unbelauscht sich glaubt? – Wer sah's,
Wie er beim letzten Hofball seine Dame,
Die Königin, im Tanze stehen ließ
Und mit Gewalt ins nächste Paar sich drängte,
Statt seiner königlichen Tänzerin
Der Fürstin Eboli die Hand zu reichen?
Ein Irrthum, Prinz, den der Monarch sogar,
Der eben jetzt erschienen war, bemerkte!
    Carlos (mit ironischem Lächeln).
Auch sogar Der? Ja freilich, gute Fürstin,
Für Den besonders war das nicht.
    Prinzessin
So wenig,
Als jener Auftritt in der Schloßkapelle,
Worauf sich wohl Prinz Carlos selbst nicht mehr
Besinnen wird. Sie lagen zu den Füßen
Der heil'gen Jungfrau, in Gebet ergossen,
Als plötzlich – konnten Sie dafür? – die Kleider
Gewisser Damen hinter Ihnen rauschten.
Da fing Don Philipps heldenmüth'ger Sohn,
Gleich einem Ketzer vor dem heil'gen Amte,
Zu zittern an; auf seinen bleichen Lippen
Starb das vergiftete Gebet – im Taumel
Der Leidenschaft – es war ein Possenspiel
Zum Rühren, Prinz – ergreifen Sie die Hand,
Der Mutter Gottes heil'ge kalte Hand,
Und Feuerküsse regnen auf den Marmor.
    Carlos.
Sie thun mir Unrecht, Fürstin. Das war Andacht.
    Prinzessin.
Ja, dann ist's etwas andres, Prinz – dann freilich
War's damals auch nur Furcht vor dem Verluste,
Als Carlos mit der Königin und mir
Beim Spielen saß und mit bewundernswerther
Geschicklichkeit mir diesen Handschuh stahl –
(Carlos springt bestürzt auf)
Den er zwar gleich nachher so artig war –
Statt einer Karte wieder auszuspielen.
    Carlos.
O Gott – Gott – Gott! Was hab' ich da gemacht?
    Prinzessin.
Nichts, was Sie widerrufen werden, hoff' ich.
Wie froh erschrak ich, als mir unvermuthet
Ein Briefchen in die Finger kam, das Sie
In diesen Handschuh zu verstecken wußten.
Es war die rührendste Romanze, Prinz,
Die –
    Carlos (ihr rasch ins Wort fallend).
Poesie! – Nichts weiter. – Mein Gehirn
Treibt öfters wunderbare Blasen auf,
Die schnell, wie sie entstanden sind, zerspringen.
Das war es Alles. Schweigen wir davon.
    Prinzessin (vor Erstaunen von ihm weggehend und ihn eine Zeit lang aus der Entfernung beobachtend).
Ich bin erschöpft – all meine Proben gleiten
Von diesem schlangenglatten Sonderling.
(Sie schweigt einige Augenblicke.)
Doch wie? – Wär's ungeheurer Männerstolz,
Der nur, sich desto süßer zu ergötzen,
Die Blödigkeit als Larve brauchte? – Ja?
(Sie nähert sich dem Prinzen wieder und betrachtet ihn zweifelhaft.)
Belehren Sie mich endlich, Prinz – Ich stehe
Vor einem rauberisch verschloßnen Schrank,
Wo alle meine Schlüssel mich betrügen.
    Carlos.
Wie ich vor Ihnen.
    Prinzessin (Sie verläßt ihn schnell, geht einigemal stillschweigend im Kabinet auf und nieder und scheint über etwas Wichtiges nachzudenken. Endlich nach einer großen Pause ernsthaft und feierlich).
Endlich sei es denn –
Ich muß einmal zu reden mich entschließen.
Zu meinem Richter wähl' ich Sie. Sie sind
Ein edler Mensch – ein Mann, sind Fürst und Ritter.
An Ihren Busen werf' ich mich. Sie werden
Mich retten, Prinz, und, wo ich ohne Rettung
Verloren bin, theilnehmend um mich weinen.
(Der Prinz rückt näher, mit erwartungsvollem, theilnehmendem Erstaunen.)
Ein frecher Günstling des Monarchen buhlt
Um meine Hand – Ruy Gomez, Graf von Silva –
Der König will,

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