Dramatische Werke
Verwunderung).
Alles
Trifft zu. – Es kann nicht anders sein – er muß
Um die Geschichte wissen. – Unbegreiflich!
Wer mag ihm wohl verrathen haben? – Wer?
Ich frage noch – Wer sieht so scharf, so tief,
Wer anders, als der Falkenblick der Liebe?
Doch weiter, fahre weiter fort: er las
Das Billet –
Page.
Das Billet enthalte
Ein Glück, sagt' er, vor dem er zittern müsse;
Das hab' er nie zu träumen sich getraut.
Zum Unglück trat der Herzog in den Saal,
Dies zwang uns –
Prinzessin (ärgerlich).
Aber was in aller Welt
Hat jetzt der Herzog dort zu thun? Wo aber,
Wo bleibt er denn? Was zögert er? Warum
Erscheint er nicht? – Siehst du, wie falsch man dich
Berichtet hat? Wie glücklich wär' er schon
In so viel Zeit gewesen, als du brauchtest,
Mir zu erzählen, daß er's werden wollte!
Page.
Der Herzog, fürcht' ich –
Prinzessin.
Wiederum der Herzog?
Was will der hier ? Was hat der tapfre Mann
Mit meiner stillen Seligkeit zu schaffen?
Den könnt' er stehen lassen, weiter schicken,
Wen auf der Welt kann man das nicht? – O, wahrlich,
Dein Prinz versteht sich auf die Liebe selbst
So schlecht, als, wie es schien, auf Damenherzen.
Er weiß nicht, was Minuten sind – Still, still!
Ich höre kommen. Fort! Es ist der Prinz.
(Page eilt hinaus.)
Hinweg, hinweg! – Wo hab' ich meine Laute?
Er soll mich überraschen. – Mein Gesang
Soll ihm das Zeichen geben. –
Achter Auftritt.
Die Prinzessin und bald nachher Don Carlos .
Prinzessin (hat sich in eine Ottomane geworfen und spielt).
Carlos (stürzt herein. Er erkennt die Prinzessin und steht da, wie vom Donner gerührt).
Gott!
Wo bin ich?
Prinzessin (läßt die Laute fallen. Ihm entgegen).
Ach, Prinz Carlos? Ja, wahrhaftig!
Carlos.
Wo bin ich? Rasender Betrug – ich habe
Das rechte Kabinet verfehlt.
Prinzessin.
Wie gut
Versteht es Carl, die Zimmer sich zu merken,
Wo Damen ohne Zeugen sind.
Carlos.
Prinzessin –
Verzeihen Sie, Prinzessin – ich – ich fand
Den Vorsaal offen.
Prinzessin.
Kann das möglich sein?
Mich däucht ja doch, daß ich ihn selbst verschloß.
Carlos.
Das däucht Sie nur, das däucht Sie – doch, versichert!
Sie irren sich. Verschließen wollen, ja,
Das geb' ich zu, das glaub' ich – doch verschlossen?
Verschlossen nicht, wahrhaftig nicht! Ich höre
Auf einer – Laute Jemand spielen – war's
Nicht eine Laute? (Indem er sich zweifelnd umsieht.)
Recht! dort liegt sie noch –
Und Laute – Das weiß Gott im Himmel! – Laute,
Die lieb' ich bis zur Raserei. Ich bin
Ganz Ohr, ich weiß nichts von mir selber, stürze
Ins Kabinet, der süßen Künstlerin,
Die mich so himmlisch rührte, mich so mächtig
Bezauberte, ins schöne Aug' zu sehen.
Prinzessin
Ein liebenswürd'ger Vorwitz, den Sie doch
Sehr bald gestillt, wie ich beweisen könnte.
(Nach einigem Stillschweigen, mit Bedeutung.)
O, schätzen muß ich den bescheidnen Mann,
Der, einem Weib Beschämung zu ersparen,
In solchen Lügen sich verstrickt.
Carlos (treuherzig).
Prinzessin,
Ich fühle selber, daß ich nur verschlimmre,
Wo ich verbessern will. Erlassen Sie
Mir eine Rolle, die ich durchzuführen
So ganz und gar verdorben bin. Sie suchten
Auf diesem Zimmer Zuflucht vor der Welt.
Hier wollten Sie, von Menschen unbehorcht,
Den stillen Wünschen Ihres Herzens leben.
Ich Sohn des Unglücks zeige mich; sogleich
Ist dieser schöne Traum gestört. – Dafür
Soll mich die schleunigste Entfernung –
(Er will gehen.)
Prinzessin (überrascht und betroffen, doch sogleich wieder gefaßt).
Prinz –
O, das war boshaft.
Carlos.
Fürstin – ich verstehe,
Was dieser Blick in diesem Kabinet
Bedeuten soll, und diese tugendhafte
Verlegenheit verehr' ich. Weh dem Manne,
Den weibliches Erröthen muthig macht!
Ich bin verzagt, wenn Weiber vor mir zittern.
Prinzessin.
Ist's möglich? – Ein Gewissen ohne Beispiel
Für einen jungen Mann und Königssohn!
Ja, Prinz – jetzt vollends müssen Sie mir bleiben,
Jetzt bitt' ich selbst darum: bei so viel Tugend
Erholt sich jedes Mädchens Angst. Doch wissen Sie,
Daß Ihre plötzliche Erscheinung mich
Bei meiner liebsten Arie erschreckte?
(Sie führt ihn zum Sopha und nimmt ihre Laute wieder.)
Die Arie, Prinz Carlos, werd' ich wohl
Noch einmal spielen müssen; Ihre Strafe
Soll sein, mir zuzuhören.
Carlos (er setzt sich, nicht ganz ohne Zwang, neben die Fürstin).
Eine Strafe,
So wünschenswerth, als mein Vergehen – und, wahrlich!
Der Inhalt war mir so willkommen, war
So göttlich schön, daß ich zum –
Weitere Kostenlose Bücher