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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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schon ist man Handels einig,
Ich bin der Creatur verkauft.
    Carlos (heftig ergriffen).
Verkauft?
Und wiederum verkauft? und wiederum
Von dem berühmten Handelsmann in Süden?
    Prinzessin.
Nein, hören Sie erst Alles. Nicht genug,
Daß man der Politik mich hingeopfert,
Auch meiner Unschuld stellt man nach – Da hier!
Dies Blatt kann diesen Heiligen entlarven.
    (Carlos nimmt das Papier und hängt voll Ungeduld an ihrer Erzählung, ohne sich Zeit zu nehmen, es zu lesen.)
    Wo soll ich Rettung finden, Prinz? Bis jetzt
War es mein Stolz, der meine Tugend schützte;
Doch endlich –
    Carlos
Endlich fielen Sie? Sie fielen?
Nein, nein! um Gottes willen, nein!
    Prinzessin (stolz und edel).
Durch wen?
Armselige Vernünftelei! Wie schwach
Von diesen starken Geistern! Weibergunst,
Der Liebe Glück der Waare gleich zu achten,
Worauf geboten werden kann! Sie ist
Das Einzige auf diesem Rund der Erde,
Was keinen Käufer leidet, als sich selbst.
Die Liebe ist der Liebe Preis. Sie ist
Der unschätzbare Diamant, den ich
Verschenken oder, ewig ungenossen,
Verscharren muß – dem großen Kaufmann gleich,
Der, ungerührt von des Rialto Gold
Und Königen zum Schimpfe, seine Perle
Dem reichen Meere wiedergab, zu stolz,
Sie unter ihrem Werthe loszuschlagen.
    Carlos.
(Beim wunderbaren Gott – das Weib ist schön!)
    Prinzessin
Man nenn' es Grille – Eitelkeit: gleichviel.
Ich theile meine Freuden nicht. Dem Mann,
Dem Einzigen, den ich mir auserlesen,
Geb' ich für Alles Alles hin. Ich schenke
Nur einmal, aber ewig. Einen nur
Wird meine Liebe glücklich machen – Einen –
Doch diesen Einzigen zum Gott. Der Seelen
Entzückender Zusammenklang – ein Kuß –
Der Schäferstunde schwelgerische Freuden –
Der Schönheit hohe, himmlische Magie
Sind eines Strahles schwesterliche Farben,
Sind einer Blume Blätter nur. Ich sollte,
Ich Rasende! ein abgerißnes Blatt
Aus dieser Blume schönem Kelch verschenken?
Ich selbst des Weibes hohe Majestät,
Der Gottheit großes Meisterstück, verstümmeln,
Den Abend eines Prassers zu versüßen?
    Carlos
(Unglaublich! Wie? ein solches Mädchen hatte
Madrid, und ich – und ich erfahr' es heute
Zum ersten Mal?)
    Prinzessin.
Längst hätt' ich diesen Hof
Verlassen, diese Welt verlassen, hätte
In heil'gen Mauern mich begraben; doch
Ein einzig Band ist noch zurück, ein Band,
Das mich an diese Welt allmächtig bindet.
Ach, ein Phantom vielleicht! doch mir so werth!
Ich liebe und bin – nicht geliebt.
    Carlos (voll Feuer auf sie zugehend).
Sie sind's!
So wahr ein Gott im Himmel wohnt, ich schwör' es.
Sie sind's, und unaussprechlich.
    Prinzessin.
Sie? Sie schwören's?
Ich, das war meines Engels Stimme! Ja,
Wenn freilich Sie es schwören, Carl, dann glaub' ich's,
Dann bin ich's.
    Carlos (der sie voll Zärtlichkeit in die Arme schließt)
Süßes, seelenvolles Mädchen!
Anbetungswürdiges Geschöpf! – Ich stehe
Ganz Ohr – ganz Auge – ganz Entzücken – ganz
Bewunderung. – Wer hätte dich gesehn,
Wer unter diesem Himmel dich gesehn
Und rühmte sich – er habe nie geliebt? –
Doch hier an König Philipps Hof? Was hier?
Was, schöner Engel, willst du hier? bei Pfaffen
Und Pfaffenzucht? Das ist kein Himmelsstrich
Für solche Blumen. – Möchten sie sie brechen?
Sie möchten – o, ich glaub' es gern. – Doch nein!
So wahr ich Leben athme, nein! – Ich schlinge
Den Arm um dich, auch meinen Armen trag' ich
Durch eine teufelvolle Hölle dich!
Ja – laß mich deinen Engel sein. –
    Prinzessin (mit dem vollen Blick der Liebe).
O Carlos!
Wie wenig hab' ich Sie gekannt! Wie reich
Und grenzenlos belohnt Ihr schönes Herz
Die schwere Müh', es zu begreifen!
(Sie nimmt seine Hand und will sie küssen.)
    Carlos (der sie zurückzieht).
Fürstin,
Wie sind Sie jetzt?
    Prinzessin (mit Feinheit und Grazie, indem sie starr in seine Hand sieht).
Wie schön ist diese Hand!
Wie reich ist sie! – Prinz, diese Hand hat noch
Zwei kostbare Geschenke zu vergeben –
Ein Diadem und Carlos' Herz – und Beides
Vielleicht an eine Sterbliche? – An eine ?
Ein großes, göttliches Geschenk! – Beinahe
Für eine Sterbliche zu groß! – Wie? Prinz,
Wenn Sie zu einer Theilung sich entschlössen?
Die Königinnen lieben schlecht – ein Weib,
Das lieben kann, versteht sich schlecht auf Kronen:
Drum besser, Prinz, Sie theilen, und gleich jetzt,
Gleich jetzt – Wie? Oder hätten Sie wohl schon?
Sie hätten wirklich? O, dann um so besser!
Und kenn' ich diese Glückliche?
    Carlos.
Du sollst.
Dir, Mädchen, dir

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