Dramatische Werke
Zeit lang starr an).
Das ist kühn! Doch mir fällt ein,
Daß Ihr in scharfen Schlachten Euer Leben
An etwas weit Geringeres gewagt –
Mit eines Würfelspielers Leichtsinn für
Des Ruhmes Unding es gewagt – Und was
Ist Euch das Leben? – Königliches Blut
Geb' ich dem Rasenden nicht preis, der nichts
Zu hoffen hat, als ein geringes Dasein
Erhaben aufzugeben – Euer Opfer
Verwerf' ich. Geht – geht, und im Audienzsaal
Erwartet meine weiteren Befehle. (Beide gehen ab.)
Fünfter Auftritt.
Der König allein.
Jetzt gib mir einen Menschen, gute Vorsicht –
Du hat mir viel gegeben. Schenke mir
Jetzt einen Menschen. Du – du bist allein,
Denn deine Augen prüfen das Verborgne,
Ich bitte dich um einen Freund; denn ich
Bin nicht, wie du, allwissend. Die Gehilfen,
Die du mir zugeordnet hast, was sie
Mir sind, weißt du. Was sie verdienen, haben
Sie mir gegolten. Ihre zahmen Laster,
Beherrscht vom Zaume, dienen meinen Zwecken,
Wie deine Wetter reinigen die Welt.
Ich brauch Wahrheit – Ihre stille Quelle
Im dunkeln Schutt des Irrthums aufzugraben,
Ist nicht das Loos der Könige. Gib mir
Den seltnen Mann mit reinem, offnem Herzen,
Mit hellem Geist und unbefangnen Augen,
Der mir sie finden helfen kann – ich schütte
Die Loose auf; laß unter Tausenden,
Die um der Hoheit Sonnenscheibe flattern,
Den Einzigen mich finden.
(Er öffnet eine Schatulle und nimmt eine Schreibtafel heraus. Nachdem er eine Zeit lang darin geblättert.)
Bloße Namen –
Nur Namen stehen hier, und nicht einmal
Erwähnung des Verdiensts, dem sie den Platz
Auf dieser Tafel danken – und was ist
Vergeßlicher, als Dankbarkeit? Doch hier
Auf dieser andern Tafel les' ich jede
Vergehung pünktlich beigeschrieben. Wie?
Das ist nicht gut. Braucht etwa das Gedächtniß
Der Rache dieser Hilfe noch? (Liest weiter.) Graf Egmont?
Was will der hier? – Der Sieg bei Saint Quentin
War längst verwirkt. Ich werf' ihn zu den Todten.
(Er läscht diesen Namen aus und schreibt ihn auf die andere Tafel. Nachdem er weiter gelesen.)
Marquis von Posa? – Posa? – Posa? Kann
Ich dieses Menschen mich doch kaum besinnen!
Und zweifach angestrichen – ein Beweis,
Daß ich zu großen Zwecken ihn bestimmte!
Und, war es möglich? dieser Mensch entzog
Sich meiner Gegenwart bis jetzt? vermied
Die Augen seines königlichen Schuldners?
Bei Gott, im ganzen Umkreis meiner Staaten
Der einz'ge Mensch, der meiner nicht bedarf!
Besäß' er Habsucht oder Ehrbegierde,
Er wäre längst vor meinem Thron erschienen.
Wag' ich's mit diesem Sonderling? Wer mich
Entbehren kann, wird Wahrheit für mich haben. (Er geht ab.)
Sechster Auftritt.
Der Audienzsaal.
Don Carlos im Gespräch mit dem Prinzen von Parma. Die Herzoge von Alba, Feria und Medina Sidonia. Graf von Lerma und noch andere Granden mit Schriften in der Hand. Alle den König erwartend.
Medina Sidonia (von allen Umstehenden sichtbar vermieden, wendet sich zum Herzog von Alba, der allein und in sich gekehrt auf und ab geht).
Sie haben ja den Herrn gesprochen, Herzog. –
Wie fanden Sie ihn aufgelegt?
Alba.
Sehr übel
Für Sie und Ihre Zeitungen.
Medina Sidonia.
Im Feuer
Des englischen Geschützes war mir's leichter,
Als hier auf diesem Pflaster.
(Carlos, der mit stiller Theilnahme auf ihn geblickt hat, nähert sich ihm jetzt und drückt ihm die Hand.)
Warmen Dank
Für diese großmuthsvolle Thräne, Prinz.
Sie sehen, wie mich Alles flieht. Nun ist
Mein Untergang beschlossen.
Carlos.
Hoffen Sie
Das Beste, Freund, von meines Vaters Gnade
Und Ihrer Unschuld.
Medina Sidonia.
Ich verlor ihm eine Flotte,
Wie keine noch im Meer erschien – Was ist
Ein Kopf wie dieser gegen siebzig
Versunkne Gallionen? – Aber, Prinz –
Fünf Söhne, hoffnungsvoll, wie Sie – das bricht
Mein Herz –
Siebenter Auftritt.
Der König kommt angekleidet heraus. Die Vorigen .
(Alle nehmen die Hüte ab und weichen zu beiden Seiten aus, indem sie einen halben Kreis um ihn bilden. Stillschweigen.)
König (den ganzen Kreis flüchtig durchschauend).
Bedeckt euch!
(Don Carlos und der Prinz von Parma nähern sich zuerst und küssen dem König die Hand. Er wendet sich mit einiger Freundlichkeit zu dem Letztern, ohne seinen Sohn bemerken zu wollen.)
Eure Mutter, Neffe,
Will wissen, wie man in Madrid mit Euch
Zufrieden sei.
Parma.
Das frage sie nicht eher,
Als nach dem Ausgang meiner ersten Schlacht.
König.
Gebt Euch zufrieden. Auch an Euch wird einst
Die Reihe sein, wenn diese Stämme brechen.
(Zum Herzog von Feria.)
Was bringt Ihr
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