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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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er
Verloren. (Er entfernt sich.)
Neunter Auftritt.
    Der Marquis allein.
    Marquis.
Wohl gesprochen, Herzog. Nützen
Muß man den Augenblick, der einmal nur
Sich bietet. Wahrlich, dieser Höfling gibt
Mir eine gute Lehre – wenn auch nicht
In seinem Sinne gut, doch in dem meinen.
(Nach einigem Auf- und Niedergehen.)
Wie komm' ich aber hieher? – Eigensinn
Des launenhaften Zufalls wär' es nur,
Was mir mein Bild in diesen Spiegeln zeigt?
Aus einer Million gerade mich,
Den Unwahrscheinlichsten, ergriff und im
Gedächtnisse des Königs auferweckte?
Ein Zufall nur? Vielleicht auch mehr – und was
Ist Zufall anders, als der rohe Stein,
Der Leben annimmt unter Bildners Hand?
Den Zufall gibt die Vorsehung – zum Zwecke
Muß ihn der Mensch gestalten – Was der König
Mit mir auch wollen mag, gleichviel! – Ich weiß,
Was ich – ich mit dem König soll – und wär's
Auch eine Feuerglocke Wahrheit nur,
In des Despoten Seele kühn geworfen –
Wie fruchtbar in der Vorsicht Hand! So könnte,
Was erst so grillenhaft mir schien, sehr zweckvoll
Und sehr besonnen sein. Sein oder nicht
Gleichviel! In diesem Glauben will ich handeln.
    (Er macht einige Gänge durch das Zimmer und bleibt endlich in ruhiger Betrachtung vor einem Gemälde stehen. Der König erscheint in dem angrenzenden Zimmer, wo er einige Befehle gibt. Alsdann tritt er herein, steht an der Thüre still und sieht dem Marquis eine Zeit lang zu, ohne von ihm bemerkt zu werden.)
    Zehnter Auftritt.
    Der König und Marquis von Posa .
    (Dieser geht dem König, sobald er ihn gewahr wird, entgegen und läßt sich vor ihm auf ein Knie nieder, steht auf und bleibt ohne Zeichen der Verwirrung vor ihm stehen.)
    König (betrachtet ihn mit einem Blick der Verwunderung).
Mich schon gesprochen also?
    Marquis.
Nein.
    König.
Ihr machtet
Um meine Krone Euch verdient. Warum
Entziehet Ihr Euch meinem Dank? In meinem
Gedächtniß drängen sich der Menschen viel.
Allwissend ist nur Einer. Euch kam's zu,
Das Auge Eures Königes zu suchen.
Weßwegen thatet Ihr das nicht?
    Marquis.
Es sind
Zwei Tage, Sire, daß ich ins Königreich
Zurück gekommen.
    König.
Ich bin nicht gesonnen,
In meiner Diener Schuld zu stehn – Erbittet
Euch eine Gnade.
    Marquis.
Ich genieße die Gesetze.
    König.
Dies Recht hat auch der Mörder.
    Marquis.
Wie viel mehr
Der gute Bürger! – Sire, ich bin zufrieden.
    König (für sich).
Viel Selbstgefühl und kühner Muth, bei Gott!
Doch das war zu erwarten – Stolz will ich
Den Spanier. Ich mag es gerne leiden,
Wenn auch der Becher überschäumt – Ihr tratet
Aus meinen Diensten, hör' ich?
    Marquis.
Einem Bessern
Den Platz zu räumen, zog ich mich zurücke.
    König.
Das thut mir leid. Wenn solche Köpfe feiern,
Wie viel Verlust für einen Staat – Vielleicht
Befürchtet Ihr, die Sphäre zu verfehlen,
Die Eures Geistes würdig ist.
    Marquis.
O nein!
Ich bin gewiß, daß der erfahrne Kenner,
In Menschenseelen, seinem Stoff, geübt,
Beim ersten Blicke wird gelesen haben,
Was ich ihm taugen kann. Was nicht. Ich fühle
Mit demuthsvoller Dankbarkeit die Gnade,
Die Eure königliche Majestät
Durch diese stolze Meinung auf mich häufen;
Doch – (Er hält inne.)
    König.
Ihr bedenket Euch?
    Marquis.
Ich bin – ich muß
Gestehen, Sire, sogleich nicht vorbereitet,
Was ich als Bürger dieser Welt gedacht,
In Worte Ihres Unterthans zu kleiden. –
Denn damals, Sire, als ich auf immer mit
Der Krone aufgehoben, glaubt' ich mich
Auch der Nothwendigkeit entbunden, ihr
Von diesem Schritte Gründe anzugeben.
    König.
So schwach sind diese Gründe? Fürchtet Ihr
Dabei zu wagen?
    Marquis.
Wenn ich Zeit gewinne,
Sie zu erschöpfen, Sire – mein Leben höchstens.
Die Wahrheit aber setz' ich aus, wenn Sie
Mir diese Gunst verweigern. Zwischen Ihrer
Ungnade und Geringschätzung ist mir
Die Wahl gelassen – Muß ich mich entscheiden,
Sie will ich ein Verbrecher lieber als
Ein Thor vor Ihren Augen gehen.
    König (mit erwartender Miene).
Nun?
    Marquis.
– Ich kann nicht Fürstendiener sein.
(Der König sieht ihn mit Erstaunen an.)
Ich will
Den Käufer nicht betrügen, Sire. – Wenn Sie
Mich anzustellen würdigen, so wollen
Sie nur die vorgewogne That. Sie wollen
Nur meinen Arm und meinen Muth im Felde,
Nur meinen Kopf im Rath. Nicht meine Thaten,
Der Beifall, den sie finden an dem Thron,
Soll meiner Thaten Endzweck sein. Mir aber,
Mir hat die Tugend eignen Werth. Das Glück,
Das der Monarch mit meinen Händen pflanzte,
Erschüf' ich selbst, und Freude

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