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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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ausgerechnet,
Dieselbe Zeit, wo Eure Majestät
Sich in der Laube zeigten.
    König (Aus einem finstern Nachsinnen zurückkommend).
Und sie weinte,
Als ich Befremdung blicken ließ! Sie machte
Vor meinem ganzen Hofe mich erröthen!
Erröthen vor mir selbst – Bei Gott! ich stand
Wie ein Gerichteter vor ihrer Tugend –
(Eine lange und tiefe Stille. Er setzt sich nieder und verhüllt das Gesicht.)
Ja, Herzog Alba – Ihr habt Recht – Das könnte
Zu etwas Schrecklichem mich führen – Laßt
Mich einen Augenblick allein.
    Alba.
Mein König,
Selbst das entscheidet noch nicht ganz –
    König (nach den Papieren greifend).
Auch das nicht?
Und das? und wieder das? und dieser laute
Zusammenklang verdammendere Beweise?
O, es ist klarer, als das Licht – Was ich
Schon lange Zeit voraus gewußt – Der Frevel
Begann da schon, als ich von Euren Händen
Sie in Madrid zuerst empfing – Noch seh' ich
Mit diesem Blick des Schreckens, geisterbleich,
Auf meinen grauen Haaren sie verweilen.
Da fing es an, das falsche Spiel!
    Alba.
Dem Prinzen
Starb eine Braut in seiner jungen Mutter.
Schon hatten sie mit Wünschen sich gewiegt,
In feurigen Empfindungen verstanden,
Die ihr der neue Stand verbot. Die Furcht
War schon besiegt, die Furcht, die sonst das erste
Geständniß zu begleiten pflegt, und kühner
Sprach die Verführung in vertrauten Bildern
Erlaubter Rückerinnerung. Verschwistert
Durch Harmonie der Meinung und der Jahre,
Durch gleichen Zwang erzürnt, gehorchten sie
Den Wallungen der Leidenschaft so dreister.
Die Politik griff ihrer Neigung vor;
Ist es zu glauben, mein Monarch, daß sie
Dem Staatsrath diese Vollmacht zuerkannte?
Daß sie die Lüsternheit bezwang, die Wahl
Des Kabinets aufmerksamer zu prüfen?
Sie war gefaßt auf Liebe und empfing –
Ein Diadem –
    König (beleidigt und mit Bitterkeit).
Ihr unterscheidet sehr –
Sehr weise, Herzog – Ich bewundre Eure
Beredsamkeit. Ich dank' Euch. (Aufstehend, kalt und stolz.)
Ihr habt Recht;
Die Königin hat sehr gefehlt, mir Briefe
Von diesem Inhalt zu verbergen – mir
Die strafbare Erscheinung des Infanten
Im Garten zu verheimlichen. Sie hat
Aus falscher Großmuth sehr gefehlt. Ich werde
Sie zu bestrafen wissen. (Er zieht die Glocke.) Wert ist sonst
Im Vorsaal? – Euer, Herzog Alba,
Bedarf ich nicht mehr. Tretet ab.
    Alba.
Sollt' ich
Durch meinen Eifer Eurer Majestät
Zum zweiten Mal mißfallen haben?
    König (zu einem Pagen, der hereintritt).
Laßt
Domingo kommen. (Der Page geht ab.) Ich vergeb' es Euch,
Daß Ihr beinahe zwei Minuten lang
Mich ein Verbrechen hättet fürchten lassen,
Das gegen Euch begangen werden kann. (Alba entfernt sich.)
    Vierter Auftritt.
    Der König. Domingo .
    Der König (geht einigemal auf und ab, sich zu sammeln).
    Domingo (tritt einige Minuten nach dem Herzog herein, nähert sich dem Könige, den er eine Zeit lang mit feierlicher Stille betrachtet).
Wie froh erstaun' ich, Eure Majestät
So ruhig, so gefaßt zu sehn.
    König.
Erstaunt Ihr?
    Domingo.
Der Vorsicht sei's gedankt, daß meine Furcht
Doch also nicht gegründet war! Nun darf
Ich um so eher hoffen.
    König.
Eure Furcht?
Was war zu fürchten?
    Domingo.
Ihre Majestät,
Ich darf nicht bergen, daß ich allbereits
Um ein Geheimniß weiß –
    König (finster).
Hab' ich denn schon
Den Wunsch geäußert, es mit Euch zu theilen?
Wer kam so unberufen mir zuvor?
Sehr kühn, bei meiner Ehre!
    Domingo.
Mein Monarch,
Der Ort, der Anlaß, wo ich es erfahren,
Das Siegel, unter dem ich es erfahren,
Spricht wenigstens von dieser Schuld mich frei.
Am Beichtstuhl ward es mir vertraut – vertraut
Als Missethat, die das empfindliche
Gewissen der Entdeckerin belastet
Und Gnade bei dem Himmel sucht. Zu spät
Beweint die Fürstin eine That, von der
Sie Ursach hat, die fürchterlichsten Folgen
Für ihre Königin zu ahnen.
    König.
Wirklich?
Das gute Herz – Ihr habt ganz recht vermuthet,
Weßwegen ich Euch rufen ließ. Ihr sollt
Aus diesem dunkeln Labyrinth mich führen,
Worein ein blinder Eifer mich geworfen.
Von Euch erwart' ich Wahrheit. Redet offen
Mit mir. Was soll ich glauben, was beschließen?
Von Eurem Amte fordr' ich Wahrheit.
    Domingo.
Sire,
Wenn meines Standes Mildigkeit mir auch
Der Schonung süße Pflicht nicht auferlegte,
Doch würd' ich Eure Majestät beschwören,
Um Ihrer Ruhe willen Sie beschwören,
Bei dem Entdeckten still zu stehn – das Forschen
In ein Geheimniß ewig aufzugeben,
Das niemals freudig sich entwickeln kann.
Was jetzt bekannt ist, kann

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