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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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(lacht).
Ich weiß, ich weiß – Sie hatten schon in Wien
Die Fenster, die Balcons voraus gemiethet,
Ihr auf dem Armensünderkarrn zu sehn –
Die Schlacht hätt' ich mit Schimpf verlieren mögen,
Doch das vergeben mir die Wiener nicht,
Daß ich um ein Spektakel sie betrog.
    Questenberg.
Befreit war Schlesien, und Alles rief
Den Herzog nun ins hartbedrängte Bayern.
Er setzt auch wirklich sich in Marsch – gemächlich
Durchzieht er Böheim auf dem längsten Wege;
Doch, eh er noch den Feind gesehen, wendet
Er schleunig um, bezieht sein Winterlager, drückt
Des Kaisers Länder mit des Kaisers Heer.
    Wallenstein.
Das Heer war zum Erbarmen, jede Nothdurft, jede
Bequemlichkeit gebrach – der Winter kam.
Was denkt die Majestät von ihren Truppen?
Sind wir nicht Menschen? Nicht der Kält' und Nässe,
Nicht jeder Nothdurft sterblich unterworfen?
Fluchwürdig Schicksal des Soldaten! Wo
Er hinkommt, flieht man vor ihm – wo er weggeht,
Verwünscht man ihn! Er muß sich Alles nehmen;
Man gibt ihm nichts, und Jeglichem gezwungen
Zu nehmen, ist er Jeglichem ein Gräuel.
Hier stehen meine Generals. Caraffa!
Graf Deodati! Buttler! Sagt es ihm,
Wie lang der Sold den Truppen ausgeblieben?
    Buttler.
Ein Jahr schon fehlt die Löhnung.
    Wallenstein.
Und sein Sold
Muß dem Soldaten werden; darnach heißt er!
    Questenberg.
Das klingt ganz anders, als der Fürst von Friedland
Vor acht, neun Jahren sich vernehmen ließ.
    Wallenstein.
Ja, meine Schuld ist es, weiß wohl, ich selbst
Hab' mir den Kaiser so verwöhnt. Da! Vor neun Jahren,
Beim Dänenkriege, stellt' ich eine Macht ihm auf
Von vierzigtausend Köpfen oder fünfzig,
Die aus dem eignen Säckel keinen Deut
Ihm kostete – Durch Sachsens Kreise zog
Die Kriegesfurie, bis an die Scheeren
Des Belts den Schrecken seines Namens tragend.
Da war noch eine Zeit! Im ganzen Kaiserstaate
Kein Nam' geehrt, gefeiert, wie der meine,
Und Albrecht Wallenstein , so hieß
Der dritte Edelstein in seiner Krone!
Doch auf dem Regensburger Fürstentag,
Da brach es auf! Da lag es kund und offen,
Aus welchem Beutel ich gewirthschaft't hatte.
Und was war nun mein Dank dafür, daß ich,
Ein treuer Fürstenknecht, der Völker Fluch
Auf mich gebürdet – diesen Krieg, der nur
Ihn groß gemacht, die Fürsten zahlen lassen?
Was? Aufgeopfert wurd' ich ihren Klagen,
– Abgesetzt wurd' ich.
    Questenberg.
Eure Gnaden weiß,
Wie sehr auf jenem unglücksvollen Reichstag
Die Freiheit ihm gemangelt.
    Wallenstein.
Tod und Teufel!
Ich hatte , was ihm Freiheit schaffen konnte.
– Nein, Herr! Seitdem es mir so schlecht bekam,
Dem Thron zu dienen und des Reiches Kosten,
Hab' ich vom Reich ganz anders denken lernen.
Vom Kaiser freilich hab' ich diesen Stab;
Doch führ' ich jetzt ihn als des Reiches Feldherr,
Zur Wohlfahrt Aller, zu der Ganzen Heil,
Und nicht mehr zur Vergrößerung des Einen!
Zur Sache doch. Was ist's das man von mir begehrt?
    Questenberg.
Fürs Erste wollen Seine Majestät,
Daß die Armee ohn' Aufschub Böhmen räume.
    Wallenstein.
In dieser Jahrszeit? Und wohin will man,
Daß wir uns wenden?
    Questenberg.
Dahin, wo der Feind ist.
Denn seine Majestät will Regensburg
Vor Ostern noch vom Feind gesäubert sehn,
Daß länger nicht im Dome lutherisch
Gepredigt werde – ketzerischer Gräul
Des Festes reine Feier nicht besudle.
    Wallenstein.
Kann das geschehen, meine Generals?
    Illo.
Es ist nicht möglich.
    Buttler.
Es kann nicht geschehn.
    Questenberg.
Der Kaiser hat auch schon dem Oberst Suys
Befehl geschickt, nach Bayern vorzurücken.
    Wallenstein.
Was that der Suys?
    Questenberg.
Was er schuldig war.
Er rückte vor.
    Wallenstein.
Er rückte vor! Und ich,
Sein Chef, gab ihm Befehl, ausdrücklichen,
Nicht von dem Platz zu weichen! Steht es so
Um mein Kommando? Das ist der Gehorsam,
Den man mir schuldig, ohne den kein Kriegsstand
Zu denken ist? Sie, meine Generale,
Seien Richter! Was verdient der Officier,
Der eidvergessen seine Order bricht?
    Illo.
Den Tod!
    Wallenstein (da die Uebrigen bedenklich schweigen, mit erhöhter Stimme).
Graf Piccolomini, was hat er
Verdient?
    Max (nach einer langen Pause).
Nach des Gesetzes Wort – den Tod!
    Isolani.
Den Tod!
    Buttler.
Den Tod nach Kriegesrecht!
    (Questenberg steht auf. Wallenstein folgt, es erheben sich Alle.)
    Wallenstein.
Dazu verdammt ihn das Gesetz, nicht ich!
Und wenn ich ihn begnadige, geschieht's
Aus schuld'ger Achtung gegen meinen Kaiser.
    Questenberg.
Wenn's so steht, hab' ich hier nichts mehr zu sagen.
    Wallenstein.

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