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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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einzeln nur, zerstreuet zeigen sich
Des Glückes Fäden, die Gelegenheiten,
Die, nur in einen Lebenspunkt zusammen
Gedrängt, den schweren Früchteknoten bilden.
Sieh, wie entscheidend, wie verhängnißvoll
Sich's jetzt um dich zusammenzieht! – Die Häupter
Des Heers, die besten, trefflichsten, um dich,
Den königlichen Führer, her versammelt,
Nur einen Wink erwarten sie – O! laß
Sie so nicht wieder auseinander gehen!
So einig führst du sie im ganzen Lauf
Des Krieges nicht zum zweiten Mal zusammen.
Die hohe Fluth ist's, die das schwere Schiff
Von Strande hebt – und jedem Einzelnen
Wächst das Gemüth im großen Strom der Menge.
Jetzt hast du sie, jetzt noch! Bald sprengt der Krieg
Sie wieder auseinander, dahin, dorthin –
In eignen kleinen Sorgen und Intressen
Zerstreut sich der gemeine Geist. Wer heute,
Vom Strome fortgerissen, sich vergißt,
Wird nüchtern werden, sieht er sich allein,
Nur seine Ohnmacht fühlen und geschwind
Umlenken in die alte, breitgetretne
Fahrstraße der gemeinen Pflicht, nur wohl-
Behalten unter Dach zu kommen suchen.
    Wallenstein.
Die Zeit ist noch nicht da.
    Terzky.
So sagst du immer.
Wann aber wird es Zeit sein?
    Wallenstein.
Wenn ich's sage.
    Illo.
O, du wirst auf die Sternenstunde warten,
Bis dir die irdische entflieht! Glaub' mir,
In deiner Brust sind deines Schicksals Sterne.
Vertraue zu dir selbst, Entschlossenheit
Ist deine Venus! Der Maleficus,
Der einz'ge, der dir schadet, ist der Zweifel .
    Wallenstein.
Du redst, wie du's verstehst. Wie oft und vielmals
Erklärt' ich dir's! – Dir stieg der Jupiter
Hinab bei der Geburt, der helle Gott;
Du kannst in die Geheimnisse nicht schauen.
Nur in der Erde magst du finster wühlen,
Blind, wie der Unterirdische, der mit dem bleichen
Bleifarbnen Schein ins Leben dir geleuchtet.
Das Irdische, Gemeine magst du sehn,
Das Nächste mit dem Nächsten klug verknüpfen;
Darin vertrau' ich dir und glaube dir.
Doch, was geheimnißvoll bedeutend webt
Und bildet in den Tiefen der Natur, –
Die Geisterleiter, die aus dieser Welt des Staubes
Bis in die Sternenwelt mit tausend Sprossen
Hinauf sich baut, an der die himmlischen
Gewalten wirkend auf und nieder wandeln,
– Die Kreise in den Kreisen, die sich eng
Und enger ziehn um die centralische Sonne –
Die sieht das Aug nur, das entsiegelte,
Der hellgebornen, heitern Joviskinder.
    (Nachdem er einen Gang durch den Saal gemacht, bleibt er stehen und fährt fort.)
    Die himmlischen Gestirne machen nicht
Bloß Tag und Nacht, Frühling und Sommer – nicht
Dem Sämann bloß bezeichnen sie die Zeiten
Der Aussaat und der Ernte. Auch des Menschen Thun
Ist eine Aussaat von Verhängnissen,
Gestreuet in der Zukunft dunkles Land,
Den Schicksalsmächten hoffend übergeben.
Da thut es noth, die Saatzeit zu erkunden,
Die rechte Sternenstunde auszulesen,
Des Himmels Häuser forschend zu durchspüren,
Ob nicht der Feind des Wachsens und Gedeihens
In seinen Ecken schadend sich verberge.
 
Drum laßt mir Zeit. Thut ihr indeß das Eure.
Ich kann jetzt noch nicht sagen, was ich thun will.
Nachgeben aber werd' ich nicht. Ich nicht!
Absetzen sollen sie mich auch nicht – Darauf
Verlaßt euch.
    Kammerdiener (kommt).
Die Herrn Generale.
    Wallenstein.
Laß sie kommen.
    Terzky.
Willst du, daß alle Chefs zugegen sein?
    Wallenstein.
Das braucht's nicht. Beide Piccolomini,
Maradas, Buttler, Forgatsch, Deodat,
Caraffa, Isolani mögen kommen.
    (Terzky geht hinaus mit dem Kammerdiener.)
    Wallenstein (zu Illo).
Hast du den Questenberg bewachen lassen?
Sprach er nicht Ein'ge in geheim?
    Illo.
Ich hab' ihn scharf bewacht. Er war mit Niemand
Als dem Octavio.
Siebenter Auftritt.
    Vorige , Questenberg , beide Piccolomini , Buttler , Isolani , Maradas und noch drei andere Generale treten herein. Auf den Wink des Generals nimmt Questenberg ihm gerad gegenüber Platz, die andern folgen nach ihrem Range. Es herrscht eine augenblickliche Stille.
    Wallenstein.
Ich hab' den Inhalt Ihrer Sendung zwar
Vernommen, Questenberg, und wohl erwogen,
Auch meinen Schluß gefaßt, den nichts mehr ändert,
Doch, es gebührt sich, daß die Kommandeurs
Aus Ihrem Mund des Kaisers Willen hören –
Gefall' es Ihnen denn, sich Ihres Auftrags
Vor diesen edeln Häuptern zu entledigen.
    Questenberg.
Ich bin bereit; doch bitt' ich zu bedenken,
Daß kaiserliche Herrschgewalt und Würde
Aus meinem Munde spricht, nicht eigne Kühnheit.
    Wallenstein.
Den Eingang spart.
    Questenberg.
Als Seine Majestät
Der Kaiser ihren muthigen Armeen
Ein

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