Dramatische Werke
kann ich Alles setzen.
Gräfin.
Du wolltest dich dem Vater widersetzen,
Wenn er es anders nun mit dir beschlossen?
– Ihm denkst du's abzuzwingen? Wisse, Kind!
Sein Nam' ist Friedland.
Thekla.
Auch der meinige.
Er soll in mir die echte Tochter finden.
Gräfin.
Wie? Sein Monarch, sein Kaiser zwingt ihn nicht,
Und du, sein Mädchen, wolltest mit ihm kämpfen?
Thekla.
Was Niemand wagt, kann seine Tochter wagen.
Gräfin.
Nun wahrlich! darauf ist er nicht bereitet.
Er hätte jedes Hinderniß besiegt,
Und in dem eignen Willen seiner Tochter
Sollt' ihm der neue Streit entstehn? Kind, Kind!
Noch hast du nur das Lächeln deines Vaters,
Hast seines Zornes Auge nicht gesehen.
Wird sich die Stimme deines Widerspruchs,
Die zitternde, in seine Nähe wagen?
Wohl magst du dir, wenn du allein bist, große Dinge
Vorsetzen, schöne Rednerblumen flechten,
Mit Löwenmuth den Taubensinn bewaffnen.
Jedoch versuch's! Tritt vor sein Auge hin,
Das fest auf dich gespannt ist, und sag' Nein!
Vergehen wirst du vor ihm, wie das zarte Blatt
Der Blume vor dem Feuerblick der Sonne.
– Ich will dich nicht erschrecken, liebes Kind!
Zum Aeußersten soll's ja nicht kommen, hoff' ich –
Auch weiß ich seinen Willen nicht. Kann sein,
Daß seine Zwecke deinem Wunsch begegnen.
Doch das kann nimmermehr sein Wille sein,
Daß du, die stolze Tochter seines Glücks,
Wie ein verliebtes Mädchen dich geberdest,
Wegwerfest an den Mann, der, wenn ihm je
Der hohe Lohn bestimmt ist, mit dem höchsten Opfer,
Das Liebe bringet, dafür bezahlen soll! (Sie geht ab.)
Neunter Auftritt.
Thekla allein.
Thekla.
Dank dir für deinen Wink! Er macht
Mir meine böse Ahnung zur Gewißheit.
So ist's denn wahr? Wir haben keinen Freund
Und keine treue Seele hier – wir haben
Nichts als uns selbst. Uns drohen harte Kämpfe.
Du, Liebe, gibt uns Kraft, du göttliche!
O! sie sagt wahr! Nicht frohe Zeichen sind's,
Die diesem Bündniß unsrer Herzen leuchten.
Das ist kein Schauplatz, wo die Hoffnung wohnt.
Nur dumpfes Kriegsgetöse rasselt hier,
Und selbst die Liebe – wie in Stahl gerüstet,
Zum Todeskampf gegürtet, tritt sie auf.
Es geht ein finstrer Geist durch unser Haus,
Und schleunig will das Schicksal mit uns enden.
Aus stiller Freistatt treibt es mich heraus,
Ein holder Zauber muß die Seele blenden.
Es lockt mich durch die himmlische Gestalt,
Ich seh sie nah und seh' sie näher schweben.
Es zieht mich fort, mit göttlicher Gewalt,
Dem Abgrund zu, ich kann nicht widerstreben.
(Man hört von ferne die Tafelmusik.)
O! wenn ein Haus im Feuer soll vergehn,
Dann treibt der Himmel sein Gewölk zusammen,
Es schießt der Blitz herab aus heitern Höhn,
Aus unterird'schen Schlünden fahren Flammen,
Blindwüthend schleudert selbst der Gott der Freude
Den Pechkranz in das brennende Gebäude.
(Sie geht ab.)
Vierter Aufzug.
Ein großer, festlich erleuchteter Saal, in der Mitte desselben und nach der Tiefe des Theaters eine reich ausgeschmückte Tafel, an welcher sich acht Generale, worunter Octavio Piccolomini , Terzky und Maradas , sitzen. Rechts und links davon, mehr nach hinten zu, noch zwei andere Tafeln, welche jede mit sechs Gästen besetzt sind. Vorwärts steht der Kredenztisch, die ganze vordere Bühne bleibt für die aufwartenden Pagen und Bedienten frei. Alles ist in Bewegung; Spielleute von Terzky's Regiment ziehen über den Schauplatz um die Tafel herum. Noch ehe sie sich ganz entfernt haben, erscheint Max Piccolomini ; ihm kommt Terzky mit einer Schrift, Isolani mit einem Pokal entgegen.
Erster Auftritt.
Terzky. Isolani. Max Piccolomini.
Isolani.
Herr Bruder, was wir lieben! Nun, wo steckt Er?
Geschwind an Seinen Platz! Der Terzky hat
Der Mutter Ehrenweine preisgegeben;
Es geht hier zu, wie auf dem Heidelberger Schloß.
Das Beste hat Er schon versäumt. Sie theilen
Dort an der Tafel Fürstenhüte aus,
Des Eggenberg, Slawata, Lichtenstein,
Des Sternbergs Güter werden ausgeboten
Sammt allen großen böhm'schen Lehen; wenn
Er hurtig macht, fällt auch für Ihn was ab.
Marsch! Setz' Er sich!
Colalto und Götz (rufen an der zweiten Tafel).
Graf Piccolomini!
Terzky.
Ihr sollt ihn haben! Gleich! – Lies diese Eidesformel,
Ob dir's gefällt, so wie wir's aufgesetzt.
Es haben's Alle nach der Reih' gelesen,
Und Jeder wird den Namen drunter setzen.
Max (liest).
»
Ingratis servire nefas.
«
Isolani.
Das klingt, wie ein latein'scher Spruch – Herr Bruder,
Wie heißt's auf Deutsch?
Terzky.
Dem Undankbaren dient kein rechter Mann!
Max.
»Nachdem unser
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