Dramatische Werke
Wird's bald, Herr Bruder? Hat Er's durchstudiert?
Max (wie aus einem Traum erwachend).
Was soll ich?
Terzky und Isolani (zugleich).
Seinen Namen drunter setzen.
(Man sieht den Octavio ängstlich gespannt den Blick auf ihn richten.)
Max (gibt es zurück).
Laßt's ruhn bis morgen. Es ist ein Geschäft ,
Hab' heute keine Fassung. Schickt mir's morgen.
Terzky.
Bedenk' Er doch –
Isolani.
Frisch! Unterschrieben! Was?
Er ist der Jüngste von der ganzen Tafel,
Wird ja allein nicht klüger wollen sein,
Als wir zusammen! Seh' Er her! Der Vater
Hat auch, wir haben alle unterschrieben.
Terzky (zum Octavio).
Braucht Euer Ansehn doch. Bedeutet ihn.
Octavio.
Mein Sohn ist mündig.
Illo (hat den Pokal auf den Schenktisch gesetzt).
Wovon ist die Rede?
Terzky.
Er weigert sich, das Blatt zu unterschreiben.
Max.
Es wird bis morgen ruhen können, sag' ich.
Illo.
Es kann nicht ruhn. Wir unterschrieben alle,
Und du mußt auch, du mußt dich unterschreiben.
Max.
Illo, schlaf wohl.
Illo.
Nein, so entkömmst du nicht!
Der Fürst soll seine Freunde kennen lernen.
(Es sammeln sich alle Gäste um die Beiden.)
Max.
Wie ich für ihn gesinnt bin, weiß der Fürst,
Es wissen's Alle, und der Fratzen braucht's nicht.
Illo.
Das ist der Dank, das hat der Fürst davon,
Daß er die Welschen immer vorgezogen.
Terzky (in höchster Verlegenheit zu den Kommandeurs, die einen Auflauf machen).
Der Wein spricht aus ihm! Hört ihn nicht, ich bitt' euch.
Isolani (lacht).
Der Wein erfindet nichts, er schwatzt nur aus.
Illo.
Wer nicht ist mit mir, der ist wider mich.
Die zärtlichen Gewissen! Wenn sie nicht
Durch eine Hinterthür, durch eine Klausel –
Terzky (fällt schnell ein).
Er ist ganz rasend, gebt nicht Acht auf ihn.
Illo (lauter schreiend).
Durch eine Klausel sich salvieren können.
Was Klausel? Hol der Teufel diese Klausel –
Max (wird aufmerksam und sieht werden in die Schrift).
Was ist denn hier so hoch Gefährliches?
Ihr macht mir Neugier, näher hinzuschaun.
Terzky (bei Seite zu Illo).
Was machst du, Illo? Du verderbest uns!
Tiefenbach (zu Colalto).
Ich merkt' es wohl, vor Tische las man's anders.
Götz.
Es kam mir auch so vor.
Isolani
Was ficht das mich an?
Wo andre Namen, kann auch meiner stehn.
Tiefenbach.
Vor Tisch war ein gewisse Vorbehalt
Und eine Klausel drin von Kaisers Dienst.
Buttler (zu einem der Kommandeurs).
Schämt euch, ihr Herrn! Bedenkt, worauf es ankommt.
Die Frag' ist jetzt, ob wir den General
Behalten sollen oder ziehen lassen?
Man kann's so scharf nicht nehmen und genau.
Isolani (zu einem der Generale).
Hat sich der Fürst auch so verklausuliert,
Als er dein Regiment dir zugetheilt?
Terzky (zu Götz).
Und Euch die Lieferungen, die an tausend
Pistolen Euch in einem Jahre tragen?
Illo.
Spitzbuben selbst, die uns zu Schelmen machen!
Wer nicht zufrieden ist, der sag's! Da bin ich!
Tiefenbach.
Nun, nun! Man spricht ja nur.
Max (hat gelesen und gibt das Papier zurück).
Bis morgen also!
Illo (vor Wuth stammelnd und seiner nicht mehr mächtig, hält ihmmit der einen Hand die Schrift, mit der andern den Degen vor).
Schreib – Judas!
Isolani.
Pfui, Illo!
Octavio. Terzky. Buttler (zugleich). Degen weg!
Max (ist ihm rasch in den Arm gefallen und hat ihn entwaffnet, zu Graf Terzky).
Bring ihn zu Bette!
(Er geht ab. Illo, fluchend und scheltend, wird von einigen Kommandeurs gehalten. Unter allgemeinem Aufbruch fällt der Vorhang.)
Fünfter Aufzug.
Scene: Ein Zimmer in Piccolomini's Wohnung. Es ist Nacht.
Erster Auftritt.
Octavio Piccolomini. Kammerdiener leuchtet. Gleich darauf Max Piccolomini.
Octavio.
Sobald mein Sohn herein ist, weiset ihn
Zu mir – Was ist die Glocke?
Kammerdiener.
Gleich ist's Morgen.
Octavio.
Setzt Euer Licht hieher – Wir legen uns
Nicht mehr zu Bette; Ihr könnt schlafen gehn.
(Kammerdiener ab. Octavio geht nachdenkend durchs Zimmer. Max Piccolomini tritt auf, nicht gleich von ihm bemerkt, und sieht ihm einige Augenblicke schweigend zu.)
Max.
Bist du mir bös, Octavio? Weiß Gott,
Ich bin nicht Schuld an dem verhaßten Streit.
– Ich sahe wohl, du hattest unterschrieben;
Was du gebilliget, das konnte mir
Auch recht sein – doch es war – du weißt – ich kann
In solchen Sachen nur dem eignen Licht,
Nicht fremdem folgen.
Octavio (geht auf ihn zu und umarmt ihn).
Folg' ihm ferner auch,
Mein bester Sohn! Es hat dich treuer jetzt
Geleitet, als das Beispiel deines Vaters.
Max.
Erklär' dich deutlicher.
Octavio
Ich
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