Dramatische Werke
sein köstlich Kleinod, hat dem Böhmen
Sein theures Blut in mancher Schlacht gekostet.
Neumann.
Was sagt die Rolle, die da drüber schwebt?
Kellermeister.
Den böhm'schen Majestätsbrief zeigt sie an,
Den wir dem Kaiser Rudolph abgezwungen,
Ein köstlich unschätzbares Pergament,
Das frei Geläut' und offenen Gesang
Dem neuen Glauben sichert, wie dem alten.
Doch seit der Grätzer über uns regiert,
Hat das ein End', und nach der Prager Schlacht,
Wo Pfalzgraf Friedrich Kron' und Reich verloren,
Ist unser Glaub' um Kanzel und Altar,
Und unsre Brüder sehen mit dem Rücken
Die Heimath an, den Majestätsbrief aber
Zerschnitt der Kaiser selbst mit seiner Scheere.
Neumann.
Das alles wißt Ihr! Wohl bewandert seid Ihr
In Eures Landes Chronik, Kellermeister.
Kellermeister.
Drum waren meine Ahnherrn Taboriten
Und dienten unter dem Prokop und Ziska.
Fried' sei mit ihrem Staube! Kämpften sie
Für eine gute Sache doch – Tragt fort!
Neumann.
Erst laßt mich noch das zweite Schildlein sehn.
Sie doch, das ist, wie auf dem Prager Schloß
Des Kaisers Räthe Martinitz, Slawata
Kopf unter sich herabgestürzet werden.
Ganz recht! Da steht Graf Thurn, der es befiehlt.
(Bedienter geht mit dem Kelch.)
Kellermeister.
Schweigt mir von diesem Tag, es war der drei
Und zwanzigste des Mai's, da man ein tausend
Sechshundert schrieb und achtzehn. Ist mir's doch,
Als wär' es heut, und mit dem Unglückstag
Fing's an, das große Herzeleid des Landes.
Seit diesem Tag, es sind jetzt sechzehn Jahr,
Ist nimmer Fried gewesen auf der Erden –
An der zweiten Tafel (wird gerufen).
Der Fürst von Weimar!
An er dritten und vierten Tafel.
Herzog Bernhard lebe!
(Musik fällt ein.)
Erster Bedienter.
Hört den Tumult!
Zweiter Bedienter (kommt gelaufen).
Habt ihr gehört? Sie lassen
Den Weimar leben!
Dritter Bedienter.
Oestreichs Feind!
Erster Bedienter.
Den Lutheraner!
Zweiter Bedienter.
Vorhin, da bracht' der Deodat des Kaisers
Gesundheit aus, da blieb's ganz mäuschenstill.
Kellermeister.
Beim Trunk geht Vieles drein. Ein ordentlicher
Bedienter muß kein Ohr für so was haben.
Dritter Bedienter (bei Seite zum vierten).
Pass' ja wohl auf, Johann, daß wir dem Pater
Quiroga recht viel zu erzählen haben;
Er will dafür uns auch viel Ablaß geben.
Vierter Bedienter.
Ich mach' mir an des Illo seinem Stuhl
Deßwegen auch zu thun, so viel ich kann,
Der führt dir gar verwundersame Reden.
(Gehen zu den Tafeln).
Kellermeister (zu Neumann).
Wer mag der schwarze Herr sein mit dem Kreuz,
Der mit Graf Palffy so vertraulich schwatzt?
Neumann.
Das ist auch Einer, dem sie zu viel trauen,
Maradas nennt er sich, ein Spanier.
Kellermeister.
's ist nichts mit den Hispaniern, sag' ich Euch,
Die Welschen alle taugen nichts.
Neumann.
Ei, ei,
So solltet Ihr nicht sprechen, Kellermeister.
Es sind die ersten Generale drunter,
Auf die der Herzog just am meisten hält.
(Terzky kommt und holt das Papier ab, an den Tafeln entsteht eine Bewegung.)
Kellermeister (zu den Bedienten).
Der Generalleutenant steht auf. Gebt Acht!
Sie machen Aufbruch. Fort und rückt die Sessel!
(Die Bedienten eilen nach hinten. Ein Theil der Gäste kommt vorwärts.)
Sechster Auftritt.
Octavio Piccolomini kommt im Gespräch mit Maradas , und Beide stellen sich ganz vorne hin auf eine Seite des Prosceniums. Auf die entgegengesetzte Seite tritt Max Piccolomini , allein, in sich gekehrt und ohne Antheil an der übrigen Handlung. Den mittleren Raum zwischen Beiden, doch einige Schritte mehr zurück, erfüllen Buttler , Isolani , Götz , Tiefenbach , Colalto und bald darauf Graf Terzky.
Isolani (während daß die Gesellschaft vorwärts kommt).
Gut' Nacht! Gut' Nacht, Colalto – Generalleutnant,
Gut' Nacht! Ich sagte besser, guten Morgen.
Götz (zu Tiefenbach).
Herr Bruder, prosit Mahlzeit!
Tiefenbach.
Das war ein königliches Mahl!
Götz.
Ja, die Frau Gräfin
Versteht's. Sie lernt' es ihrer Schwieger ab,
Gott hab' sie selig! Das war eine Hausfrau!
Isolani (will weggehen).
Lichter! Lichter!
Terzky (kommt mit der Schrift zu Isolani).
Herr Bruder! Zwei Minuten noch. Hier ist
Noch was zu unterschreiben.
Isolani.
Unterschreiben,
So viel Ihr wollt! Verschont mich nur mit Lesen.
Terzky.
Ich will Euch nicht bemühn. Es ist der Eid,
Den Ihr schon kennt. Nur einige Federstriche.
(Wie Isolani die Schrift dem Octavio hinreicht.)
Wie's kommt! Wen's eben trifft! Es ist kein Rang hier.
(Octavio durchläuft die Schrift mit anscheinender Gleichgültigkeit.
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