Dramatische Werke
bedarf der Fürst.
Ich hab' in seinem Dienst mir was erworben,
Ich leih' es ihm, und überlebt er mich,
Ist's ihm vermacht schon längst, er ist mein Erbe.
Ich steh' allein da in der Welt und kenne
Nicht das Gefühl, das an ein theures Weib
Den Mann und an geliebte Kinder bindet,
Mein Name stirbt mit mir, mein Dasein endet.
Illo.
Nicht Eures Gelds bedarf's – ein Herz, wie Euers,
Wiegt Tonnen Goldes auf und Millionen.
Buttler.
Ich kam, ein schlechter Reitersbursch, aus Irland
Nach Prag mit einem Herrn, den ich begrub.
Vom niedern Dienst im Stalle stieg ich auf,
Durch Kriegsgeschick, zu dieser Würd' und Höhe,
Das Spielzeug eines grillenhaften Glücks.
Auch Wallenstein ist der Fortuna Kind,
Ich liebe einen Weg, der meinem gleicht.
Illo.
Verwandte sind sich alle starken Seelen.
Buttler.
Es ist ein großer Augenblick der Zeit,
Dem Tapfern, dem Entschloßnen ist sie günstig,
Wie Scheidemünze geht von Hand zu Hand,
Tauscht Stadt und Schloß den eilenden Besitzer.
Uralter Häuser Enkel wandern aus,
Ganz neue Wappen kommen auf und Namen;
Auf deutscher Erde unwillkommen wagt's
Ein nördlich Volk, sich bleibend einzubürgern.
Der Prinz von Weimar rüstet sich mit Kraft,
Am Main ein mächtig Fürstenthum zu gründen;
Dem Mansfeld fehlte nur, dem Halberstädter
Ein längres Leben, mit dem Ritterschwert
Landeigenthum sich tapfer zu erfechten.
Wer unter diesen reicht an unsern Friedland?
Nichts ist so hoch, wornach der Starke nicht
Befugniß hat die Leiter anzusetzen.
Terzky.
Das ist gesprochen wie ein Mann!
Buttler.
Versichert euch der Spanier und Welschen,
Den Schotten Leßly will ich auf mich nehmen.
Kommt zur Gesellschaft! Kommt!
Terzky.
Wo ist der Kellermeister?
Laß aufgehn, was du hast! die besten Weine!
Heut gilt es. Unsre Sachen stehen gut.
(Gehen, Jeder an seine Tafel.)
Fünfter Auftritt.
Kellermeister mit Neumann vorwärts kommend. Bediente gehen ab und zu.
Kellermeister.
Der edle Wein! Wenn meine alte Herrschaft,
Die Frau Mama, das wilde Leben säh',
In ihrem Grabe kehrte sie sich um! –
Ja, ja! Herr Officier! Es geht zurück
Mit diesem edeln Haus – Kein Maß noch Ziel!
Und die durchlauchtige Verschwägerung
Mit diesem Herzog bringt uns wenig Segen.
Neumann.
Behüte Gott! Jetzt wird der Flor erst angehn.
Kellermeister.
Meint Er? Es ließ' sich Vieles davon sagen.
Bedienter (kommt).
Burgunder für den vierten Tisch!
Kellermeister.
Das ist
Die siebenzigste Flasche nun, Herr Leutnant.
Bedienter.
Das macht, der deutsche Herr, der Tiefenbach,
Sitzt dran. (Geht ab.)
Kellermeister (zu Neumann fortfahrend).
Sie wollen gar zu hoch hinaus. Kurfürsten
Und Königen wollen sie's im Prunke gleich thun,
Und wo der Fürst sich hintraut, da will der Graf
Mein gnäd'ger Herre, nicht dahinten bleiben.
(Zu den Bedienten.)
Was steht ihr horchen? Will euch Beine machen.
Seht nach den Tischen, nach den Flaschen! Da!
Graf Palffy hat ein leeres Glas vor sich!
Zweiter Bedienter (kommt).
Den großen Kelch verlangt man, Kellermeister,
Den reichen, güldnen, mit dem böhm'schen Wappen,
Ihr wißt schon welchen, hat der Herr gesagt.
Kellermeister.
Der auf des Friedrichs seine Königskrönung
Vom Meister Wilhelm ist verfertigt worden,
Das schöne Prachtstück aus der Prager Beute?
Zweiter Bedienter.
Ja, den! Den Umtrunk wollen sie mit halten.
Kellermeister (mit Kopfschütteln, indem er den Pokal hervorholt und ausspült).
Das gibt nach Wien was zu berichten wieder!
Neumann.
Zeigt! Das ist eine Pracht von einem Becher!
Von Golde schwer und in erhabner Arbeit
Sind kluge Dinge zierlich drauf gebildet.
Gleich auf dem ersten Schildlein: laßt 'mal sehn!
Die stolze Amazone da zu Pferd,
Die übern Krummstab setzt und Bischofsmützen,
Auf einer Stange trägt sie einen Hut,
Nebst einer Fahn', worauf ein Kelch zu sehn.
Könnt Ihr mir sagen, was Das all bedeutet?
Kellermeister.
Die Weibsperson, die Ihr da seht zu Roß,
Das ist die Wahlfreiheit der böhm'schen Kron'.
Das wird bedeutet durch den runden Hut
Und durch das wilde Roß, auf dem sie reitet.
Des Menschen Zierrath ist der Hut, denn wer
Den Hut nicht sitzen lassen darf vor Kaisern
Und Königen, der ist kein Mann der Freiheit.
Neumann.
Was aber soll der Kelch da auf der Fahn'?
Kellermeister.
Der Kelch bezeugt die böhm'sche Kirchenfreiheit,
Wie sie gewesen zu der Väter Zeit.
Die Väter im Hussittenkrieg erstritten
Sich dieses schöne Vorrecht übern Papst,
Der keinem Laien gönnen will den Kelch.
Nichts geht dem Utraquisten übern Kelch,
Es ist
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