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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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hinübergehn. Dort drüben
Ist kein Verräter – so verabscheut ist
Die Tyrannei, dass sie kein Werkzeug findet.
Auch der Alzeller soll uns nid dem Wald
Genossen werben und das Land erregen.
    Melchtal :
Wie bringen wir uns sichre Kunde zu,
Dass wir den Argwohn der Tyrannen täuschen?
    Stauffacher :
Wir könnten uns zu Brunnen oder Treib
Versammeln, wo die Kaufmannsschiffe landen.
    Walther Fürst :
So offen dürfen wir das Werk nicht treiben.
– Hört meine Meinung. Links am See, wenn man
Nach Brunnen fährt, dem Mythenstein grad über,
Liegt eine Matte heimlich im Gehölz,
Das Rütli heisst sie bei dem Volk der Hirten,
Weil dort die Waldung ausgereutet ward.
Dort ist's wo unsre Landmark und die Eure
(zu Melchtal)
Zusammengrenzen, und in kurzer Fahrt
(zu Stauffacher)
Trägt Euch der leichte Kahn von Schwyz herüber.
Auf öden Pfaden können wir dahin
Bei Nachtzeit wandern und uns still beraten.
Dahin mag jeder zehn vertraute Männer
Mitbringen, die herzeinig sind mit uns,
So können wir gemeinsam das Gemeine
Besprechen und mit Gott es frisch beschliessen.
    Stauffacher :
So sei's. Jetzt reicht mir Eure biedre Rechte,
Reicht Ihr die Eure her, und so wie wir
Drei Männer jetzo, unter uns, die Hände
Zusammenflechten, redlich, ohne Falsch,
So wollen wir drei Länder auch, zu Schutz
Und Trutz, zusammenstehn auf Tod und Leben.
    Walther Fürst und Melchtal :
Auf Tod und Leben!
    Sie halten die Hände noch einige Pausen lang zusammengeflochten und schweigen.
    Melchtal :
Blinder alter Vater!
Du kannst den Tag der Freiheit nicht mehr schauen ,
Du sollst ihn hören – Wenn von Alp zu Alp
Die Feuerzeichen flammend sich erheben,
Die festen Schlösser der Tyrannen fallen,
In deine Hütte soll der Schweizer wallen,
Zu deinem Ohr die Freudenkunde tragen,
Und hell in deiner Nacht soll es dir tagen.
    Sie gehen auseinander.
     

Zweiter Aufzug
Erste Szene
    Edelhof des Freiherrn von Attinghausen.
    Ein gotischer Saal mit Wappenschildern und Helmen verziert. Der Freiherr , ein Greis von fünfundachtzig Jahren, von hoher edler Statur, an einem Stabe worauf ein Gemsenhorn, und in ein Pelzwams gekleidet. Kuoni und noch sechs Knechte stehen um ihn her mit Rechen und Sensen. Ulrich von Rudenz tritt ein in Ritterkleidung.
    Rudenz :
Hier bin ich Oheim – Was ist Euer Wille?
    Attinghausen :
Erlaubt, dass ich nach altem Hausgebrauch
Den Frühtrunk erst mit meinen Knechten teile.
    Er trinkt aus einem Becher, der dann in der Reihe herumgeht.
    Sonst war ich selber mit in Feld und Wald,
Mit meinem Auge ihren Fleiss regierend,
Wie sie mein Banner führte in der Schlacht,
Jetzt kann ich nichts mehr als den Schaffner machen,
Und kommt die warme Sonne nicht zu mir,
Ich kann sie nicht mehr suchen auf den Bergen.
Und so in enger stets und engerm Kreis,
Beweg ich mich dem engesten und letzten,
Wo alles Leben stillsteht, langsam zu,
Mein Schatte bin ich nur, bald nur mein Name.
    Kuoni zu Rudenz mit dem Becher :
Ich bring's Euch, Junker.
    Da Rudenz zaudert den Becher zu nehmen:
    Trinket frisch! Es geht
Aus einem Becher und aus einem Herzen.
    Attinghausen :
Geht Kinder, und wenn's Feierabend ist,
Dann reden wir auch von des Lands Geschäften.
    Knechte gehen ab.
Attinghausen und Rudenz
    Attinghausen :
Ich sehe dich gegürtet und gerüstet,
Du willst nach Altdorf in die Herrenburg?
    Rudenz :
Ja Oheim, und ich darf nicht länger säumen –
    Attinghausen setzt sich :
Hast du's so eilig? Wie? Ist deiner Jugend
Die Zeit so karg gemessen, dass du sie
An deinem alten Oheim musst ersparen?
    Rudenz :
Ich sehe, dass Ihr meiner nicht bedürft,
Ich bin ein Fremdling nur in diesem Hause.
    Attinghausen hat ihn lange mit den Augen gemustert :
Ja leider bist du's. Leider ist die Heimat
Zur Fremde dir geworden! – Uli! Uli!
Ich kenne dich nicht mehr. In Seide prangst du,
Die Pfauenfeder trägst du stolz zur Schau,
Und schlägst den Purpurmantel um die Schultern,
Den Landsmann blickst du mit Verachtung an,
Und schämst dich seiner traulichen Begrüssung.
    Rudenz :
Die Ehr, die ihm gebührt, geb ich ihm gern,
Das Recht, das er sich nimmt, verweigr ich ihm.
    Attinghausen :
Das ganze Land liegt unterm schweren Zorn
Des Königs – Jedes Biedermannes Herz
Ist kummervoll ob der tyrannischen Gewalt
Die wir erdulden – Dich allein rührt nicht
Der allgemeine Schmerz – Dich siehet man
Abtrünnig von den Deinen auf der Seite
Des Landesfeindes stehen, unsrer Not
Hohnsprechend nach der leichten Freude jagen,
Und buhlen um die Fürstengunst, indes
Dein Vaterland von schwerer

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