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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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Lass die armen Waisen
Von deines Pferdes Huf zertreten werden,
Es ist das Ärgste nicht, was du getan –
    Rudolf der Harras :
Weib, seid Ihr rasend?
    Armgard heftiger fortfahrend :
Tratest du doch längst
Das Land des Kaisers unter deine Füße!
– O ich bin nur ein Weib! Wär' ich ein Mann,
Ich wüsste wohl was Besseres, als hier
Im Staub zu liegen –
    Man hört die vorige Musik wieder auf der Höhe des Wegs, aber gedämpft.
    Gessler :
Wo sind meine Knechte?
Man reiße sie von hinnen oder ich
Vergesse mich und tue was mich reuet.
    Rudolf der Harras :
Die Knechte können nicht hindurch, o Herr,
Der Hohlweg ist gesperrt durch eine Hochzeit.
    Gessler :
Ein allzu milder Herrscher bin ich noch
Gegen dies Volk – die Zungen sind noch frei,
Es ist noch nicht ganz wie es soll gebändigt –
Doch es soll anders werden, ich gelob' es,
Ich will ihn brechen diesen starren Sinn,
Den kecken Geist der Freiheit will ich beugen.
Ein neu Gesetz will ich in diesen Landen
Verkünden – Ich will –
    Ein Pfeil durchbohrt ihn, er fährt mit der Hand ans Herz und will sinken. Mit matter Stimme:
    Gott sei mir gnädig!
    Rudolf der Harras :
Herr Landvogt – Gott was ist das? Woher kam das?
    Armgard auffahrend :
Mord! Mord! Er taumelt, sinkt! Er ist getroffen!
Mitten ins Herz hat ihn der Pfeil getroffen!
    Rudolf der Harras springt vom Pferde :
Welch grässliches Ereignis – Gott – Herr Ritter –
Ruft die Erbarmung Gottes an – Ihr seid
Ein Mann des Todes! –
    Gessler :
Das ist Tells Geschoss.
    Ist vom Pferde herab dem Rudolf Harras in den Arm gegleitet und wird auf der Bank niedergelassen.
    Tell erscheint oben auf der Höhe des Felsen :
Du kennst den Schützen, suche keinen andern!
Frei sind die Hütten, sicher ist die Unschuld
Vor dir, du wirst dem Lande nicht mehr schaden.
    Verschwindet von der Höhe. Volk stürzt herein.
    Stüssi voran :
Was gibt es hier? Was hat sich zugetragen?
    Armgard :
Der Landvogt ist von einem Pfeil durchschossen.
    Volk im Hereinstürzen :
Wer ist erschossen?
    Indem die vordersten von dem Brautzug auf die Szene kommen, sind die hintersten noch auf der Höhe, und die Musik geht fort.
    Rudolf der Harras :
Er verblutet sich.
Fort, schaffet Hilfe! Setzt dem Mörder nach!
– Verlorner Mann, so muss es mit dir enden,
Doch meine Warnung wolltest du nicht hören!
    Stüssi :
Bei Gott! da liegt er bleich und ohne Leben!
    Viele Stimmen :
Wer hat die Tat getan?
    Rudolf der Harras :
Rast dieses Volk,
Dass es dem Mord Musik macht? Lasst sie schweigen.
    Musik bricht plötzlich ab, es kommt noch mehr Volk nach.
    Herr Landvogt, redet, wenn Ihr könnt – Habt Ihr
Mir nichts mehr zu vertraun?
    Gessler gibt Zeichen mit der Hand, die er mit Heftigkeit wiederholt, da sie nicht gleich verstanden werden.
    Wo soll ich hin?
– Nach Küssnacht? – Ich versteh Euch nicht – O werdet
Nicht ungeduldig – Lasst das Irdische,
Denkt jetzt, Euch mit dem Himmel zu versöhnen.
    Die ganze Hochzeitsgesellschaft umsteht den Sterbenden mit einem fühllosen Grausen.
    Stüssi :
Sieh wie er bleich wird – Jetzt, jetzt tritt der Tod
Ihm an das Herz – die Augen sind gebrochen.
    Armgard hebt ein Kind empor :
Seht Kinder, wie ein Wüterich verscheidet!
    Rudolf der Harras :
Wahnsinn'ge Weiber, habt ihr kein Gefühl,
Dass ihr den Blick an diesem Schrecknis weidet?
– Helft – Leget Hand an – Steht mir niemand bei,
Den Schmerzenspfeil ihm aus der Brust zu ziehn?
    Weiber treten zurück :
Wir ihn berühren, welchen Gott geschlagen!
    Rudolf der Harras :
Fluch treff euch und Verdammnis!
    Zieht das Schwert.
    Stüssi fällt ihm in den Arm :
Wagt es Herr!
Eur Walten hat ein Ende. Der Tyrann
Des Landes ist gefallen. Wir erdulden
Keine Gewalt mehr. Wir sind freie Menschen.
    Alle tumultuarisch :
Das Land ist frei!
    Rudolf der Harras :
Ist es dahin gekommen?
Endet die Furcht so schnell und der Gehorsam?
Zu den Waffenknechten, die hereindringen :
Ihr seht die grausenvolle Tat des Mords
Die hier geschehen – Hülfe ist umsonst –
Vergeblich ist's, dem Mörder nachzusetzen.
Uns drängen andre Sorgen – Auf, nach Küssnacht,
Dass wir dem Kaiser seine Feste retten!
Denn aufgelöst in diesem Augenblick
Sind aller Ordnung, aller Pflichten Bande,
Und keines Mannes Treu ist zu vertrauen.
    Indem er mit den Waffenknechten abgeht, erscheinen sechs Barmherzige Brüder .
    Armgard :
Platz! Platz! da kommen die Barmherz'gen Brüder.
    Stüssi :
Das Opfer liegt – Die Raben steigen nieder.
    Barmherzige Brüder schließen einen Halbkreis um den Toten und singen in

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