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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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er
Gefühlt.
    Walther Fürst :
Wohl Euch, dass Ihr den reinen Sieg
Mit Blute nicht geschändet!
    Kinder eilen mit Trümmern des Gerüstes über die Szene :
Freiheit! Freiheit!
    Das Horn von Uri wird mit Macht geblasen.
    Walther Fürst :
Seht welch ein Fest! Des Tages werden sich
Die Kinder spät als Greise noch erinnern.
    Mädchen bringen den Hut auf der Stange getragen, die ganze Szene füllt sich mit Volk an.
    Ruodi :
Hier ist der Hut, dem wir uns beugen mussten.
    Baumgarten :
Gebt uns Bescheid, was damit werden soll.
    Walther Fürst :
Gott! Unter diesem Hute stand mein Enkel!
    Mehrere Stimmen :
Zerstört das Denkmal der Tyrannenmacht!
Ins Feuer mit ihm!
    Walther Fürst :
Nein, lasst ihn aufbewahren!
Der Tyrannei musst' er zum Werkzeug dienen,
Er soll der Freiheit ewig Zeichen sein!
    Die Landleute, Männer, Weiber und Kinder stehen und sitzen auf den Balken des zerbrochenen Gerüstes malerisch gruppiert in einem grossen Halbkreis umher.
    Melchtal :
So stehen wir nun fröhlich auf den Trümmern
Der Tyrannei, und herrlich ist's erfüllt,
Was wir im Rütli schwuren, Eidgenossen.
    Walther Fürst :
Das Werk ist angefangen, nicht vollendet.
Jetzt ist uns Mut und feste Eintracht not,
Denn seid gewiss, nicht säumen wird der König,
Den Tod zu rächen seines Vogts, und den
Vertriebnen mit Gewalt zurückzuführen.
    Melchtal :
Er zieh heran mit seiner Heeresmacht,
Ist aus dem Innern doch der Feind verjagt,
Dem Feind von außen wollen wir begegnen.
    Ruodi :
Nur wen'ge Pässe öffnen ihm das Land,
Die wollen wir mit unsern Leibern decken.
    Baumgarten :
Wir sind vereinigt durch ein ewig Band,
Und seine Heere sollen uns nicht schrecken!
    Rösselmann und Stauffacher kommen.
    Rösselmann im Eintreten :
Das sind des Himmels furchtbare Gerichte.
    Landleute :
Was gibt's?
    Rösselmann :
In welchen Zeiten leben wir!
    Walther Fürst :
Sagt an, was ist es? – Ha, seid Ihr's Herr Werner?
Was bringt Ihr uns?
    Landleute :
Was gibt's?
    Rösselmann :
Hört und erstaunet!
    Stauffacher :
Von einer grossen Furcht sind wir befreit –
    Rösselmann :
Der Kaiser ist ermordet.
    Walther Fürst :
Gnäd'ger Gott!
    Landleute machen einen Aufstand und umdrängen den Stauffacher.
    Alle :
Ermordet! Was! Der Kaiser! Hört! Der Kaiser!
    Melchtal :
Nicht möglich! Woher kam Euch diese Kunde?
    Stauffacher :
Es ist gewiss. Bei Bruck fiel König Albrecht
Durch Mördershand – ein glaubenwerter Mann,
Johannes Müller bracht' es von Schaffhausen.
    Walther Fürst :
Wer wagte solche grauenvolle Tat?
    Stauffacher :
Sie wird noch grauenvoller durch den Täter.
Es war sein Neffe, seines Bruders Kind,
Herzog Johann von Schwaben, der's vollbrachte.
    Melchtal :
Was trieb ihn zu der Tat des Vatermords?
    Stauffacher :
Der Kaiser hielt das väterliche Erbe
Dem ungeduldig Mahnenden zurück,
Es hieß, er denk' ihn ganz darum zu kürzen,
Mit einem Bischofshut ihn abzufinden.
Wie dem auch sei – der Jüngling öffnete
Der Waffenfreunde bösem Rat sein Ohr,
Und mit den edlen Herrn von Eschenbach ,
Von Tegerfelden , von der Wart und Palm ,
Beschloss er, da er Recht nicht konnte finden,
Sich Rach' zu holen mit der eignen Hand.
    Walther Fürst :
O sprecht, wie ward das Grässliche vollendet?
    Stauffacher :
Der König ritt herab vom Stein zu Baden,
Gen Rheinfeld, wo die Hofstatt war, zu ziehn,
Mit ihm die Fürsten, Hans und Leopold ,
Und ein Gefolge hochgeborner Herren.
Und als sie kamen an die Reuss, wo man
Auf einer Fähre sich lässt übersetzen,
Da drängten sich die Mörder in das Schiff,
Dass sie den Kaiser vom Gefolge trennten.
Drauf als der Fürst durch ein geackert Feld
Hinreitet – eine alte große Stadt
Soll drunter liegen aus der Heiden Zeit –
Die alte Feste Habsburg im Gesicht,
Wo seines Stammes Hoheit ausgegangen –
Stößt Herzog Hans den Dolch ihm in die Kehle,
Rudolf von Palm durchtrennt ihn mit dem Speer,
Und Eschenbach zerspaltet ihm das Haupt,
Dass er heruntersinkt in seinem Blut,
Gemordet von den Seinen, auf dem Seinen.
Am andern Ufer sahen sie die Tat,
Doch durch den Strom geschieden, konnten sie
Nur ein ohnmächtig Wehgeschrei erheben;
Am Wege aber saß ein armes Weib,
In ihrem Schoß verblutete der Kaiser.
    Melchtal :
So hat er nur sein frühes Grab gegraben,
Der unersättlich alles wollte haben!
    Stauffacher :
Ein ungeheurer Schrecken ist im Land umher,
Gesperrt sind alle Pässe des Gebirgs,
Jedweder Stand verwahret seine Grenzen,
Die alte Zürich selbst schloss ihre Tore,
Die dreißig Jahr lang offenstanden, zu,
Die Mörder fürchtend und noch mehr

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