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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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Nektargaben
Noch den spätsten Enkel laben,
Und erquicket segn' er dich!
    Alle.
Freude, Freude, neues Leben
Mögst du jedem Wandrer geben;
Denn die Freude pflanzte dich.
    Sie tanzen in einem bunten Reihen um den Baum. Die Musik des Orchesters begleitet sie und geht allmählig in einen edlern Styl über, während daß man im Hintergrund den Genius mit den sieben Göttinnen herabsteigen sieht. Die Landleute ziehen sich nach beiden Seiten der Bühne, indem der Genius in die Mitte tritt und die drei bildenden Künste sich zu seiner Rechten, die vier redenden und musikalischen sich zu seiner Linken stellen.
    Chor der Künste.
Wir kommen von fernher,
Wir wandern und schreiten
Von Völkern zu Völkern,
Von Zeiten zu Zeiten;
Wir suchen auf Erden ein bleibendes Haus.
Um ewig zu wohnen
Auf ruhigen Thronen,
In schaffender Stille,
In wirkender Fülle,
Wir wandern und suchen und finden's nicht aus.
    Jüngling.
Sieh, wer sind sie, die hier nahen,
Eine göttergleiche Schaar!
Bilder, wie wir nie sie sahen;
Es ergreift mich wunderbar.
    Genius.
Wo die Waffen erklirren
Mit eisernem Klang,
Wo der Haß und der Wahn die Herzen verwirren,
Wo die Menschen wandeln im ewigen Irren
Da wenden wir flüchtig den eilenden Gang.
    Chor der Künste.
Wir hassen die Falschen,
Die Götterverächter;
Wir suchen der Menschen
Aufricht'ge Geschlechter;
Wo kindliche Sitten
Uns freundlich empfahn,
Da bauen wir Hütten
Und siedeln uns an!
    Mädchen.
Wie wird mir auf einmal!
Wie ist mir geschehn!
Es zieht mich zu ihnen mit dunkeln Gewalten;
Es sind mir bekannte, geliebte Gestalten,
Und weiß doch, ich habe sie niemals gesehn.
    Alle Landleute.
Wie wird mir auf einmal!
Wie ist mir geschehn!
    Genius.
Aber, still! da seh' ich Menschen,
Und sie scheinen hoch beglückt;
Reich mit Bändern und mit Kränzen,
Festlich ist der Baum geschmückt.
—Sind dies nicht der Freude Spuren?
Redet! Was begibt sich hier?
    Vater.
Hirten sind wir dieser Fluren,
Und ein Fest begehen wir.
    Genius.
Welches Fest? O lasset hören!
    Mutter.
Unsrer Königin zu Ehren,
Der erhabnen, gütigen,
Die in unser stilles Thal
Niederstieg, uns zu beglücken,
Aus dem hohen Kaisersaal.
    Jüngling.
Sie, die alle Reize schmücken,
Gütig, wie der Sonne Strahl.
    Genius.
Warum pflanzt ihr diesen Baum?
    Jüngling.
Ach, sie kommt aus fernem Land,
Und ihr Herz blickt in die Ferne!
Fesseln möchten wir sie gerne
An das neue Vaterland.
    Genius.
Darum grabt ihr diesen Baum
Mit den Wurzeln in die Erde,
Daß die Hohe heimisch werde
In dem neuen Vaterland?
    Mädchen.
Ach, so viele zarte Bande
Ziehen sie zum Jugendlande!
Alles, was sie dort verließ,
Ihrer Kindheit Paradies
Und den heil'gen Schooß der Mutter
Und das große Herz der Brüder
Und der Schwestern zarte Brust—
Können wir es ihr ersetzen?
Ist ein Preis in der Natur
Solchen Freuden, solchen Schätzen?
    Genius.
Liebe greift auch in die Ferne,
Liebe fesselt ja kein Ort.
Wie die Flamme nicht verarmet,
Zündet sich an ihrem Feuer
Eine andre wachsend fort—
Was sie Theures dort besessen,
Unverloren bleibt es ihr;
Hat sie Liebe dort verlassen,
Findet sie die Liebe hier.
    Mutter.
Ach, sie tritt aus Marmorhallen,
Aus dem goldnen Saal der Pracht.
Wir die Hohe sich gefallen
Hier, wo über freien Auen
Nur die goldne Sonne lacht?
    Genius.
Hirten, euch ist nicht gegeben,
In ein schönes Herz zu schauen!
Wissen ein erhabner Sinn
Legt das Große in das Leben,
Und er sucht es nicht darin.
    Jüngling.
O schöne Fremdlinge! lehrt uns sie binden,
O lehrt uns, ihr wohlgefällig sein!
Gern wollten wir ihr duft'ge Kränze winden
Und führten sie in unsre Hütten ein!
    Genius.
Ein schönes Herz hat bald sich heim gefunden,
Es schafft sich selbst, still wirkend, seine Welt.
Und wie der Baum sich in die Erde schlingt
Mit seiner Wurzeln Kraft und fest sich kettet,
So rankt das Edle sich, das Treffliche,
Mit seinen Thaten an das Leben an.
Schnell knüpfen sich der Liebe zarte Bande,
Wo man beglückt, ist man im Vaterlande.
    Alle Landleute.
O schöner Fremdling! sag, wie wir sie binden,
Die Herrliche, in unsern stillen Gründen?
    Genius.
Es ist gefunden schon, das zarte Band,
Nicht Alles ist ihr fremd in diesem Land;
Mich wird sie wohl und mein Gefolge kennen,
Wenn wir uns ihr verkündigen und nennen.
    (Hier tritt der Genius bis ans Proszenium, die sieben Göttinnen thun das Gleiche, so daß sie ganz vorn einen Halbkreis bilden. In dem Augenblick, wo sie vortreten, enthüllen sie ihre Attribute, die sie bis jetzt unter den Gewändern verborgen

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