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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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lang er lebte.
Doch hat es jetzt der Himmel so gewendet,
Daß ich, sein Blut, der mit der Milch der Amme
Den alten Erbhaß in sich sog, als Flehender
Vor euch erscheinen und in Polens Mitte
Mein Recht mir suchen muß. Drum eh ich rede,
Vergesset edelmütig, was geschehn,
Und daß der Zar, des Sohn ich mich bekenne,
Den Krieg in eure Grenzen hat gewälzt.
Ich stehe vor euch ein beraubter Fürst,
Ich suche Schutz: der Unterdrückte hat
Ein heilig Recht an jede edle Brust.
Wer aber soll gerecht sein auf der Erde,
Wenn es ein großes tapfres Volk nicht ist,
Das frei in höchster Machtvollkommenheit
Nur sich allein braucht Rechenschaft zu geben,
Und unbeschränkt von – – – – –
Der schönen Menschlichkeit gehorchen kann?
    Erzbischof von Gnesen.
Ihr gebt Euch für des Zaren Iwans Sohn;
Nicht wahrlich Euer Anstand widerspricht
Noch Eure Rede diesem stolzen Anspruch.
Doch überzeuget uns, daß Ihr der seid,
– – – – – – – – – –
Dann hoffet alles von dem Edelmut
Der Republik – Sie hat den Russen nie
Im Feld gefürchtet; beides liebt sie gleich,
Ein edler Feind und ein gefällger Freund zu sein.
    Demetrius. Iwan Wasilowitsch, der große Zar
Von Moskau, hatte fünf Gemahlinnen
Gefreit in seines Reiches langer Dauer.
Die erste, aus dem heldenreichen Stamm
Der Romanow, gab ihm den Feodor ,
Der nach ihm herrschte. Einen einzgen Sohn,
Dmitri, die späte Blüte seiner Kraft,
Gebar ihm Marfa, aus dem Stamm Nagoi,
Ein zartes Kind noch, da der Vater starb.
Zar Feodor, ein Jüngling schwacher Kraft
Und blöden Geists, ließ seinen obersten
Stallmeister walten, Boris Godunow ,
Der mit verschlagner Hofkunst ihn beherrschte.
Födor war kinderlos, und keinen Erben
Versprach der Zarin unfruchtbarer Schoß.
Als nun der listige Bojar die Gunst
Des Volks mit Schmeichelkünsten sich erschlichen,
Erhub er seine Wünsche bis zum Thron;
Ein junger Prinz nur stand noch zwischen ihm
Und seiner stolzen Hoffnung, Prinz Dimitri
Iwanowitsch, der unterm Aug der Mutter
Zu Uglitsch, ihrem Witwensitz, heranwuchs.
Als nun sein schwarzer Anschlag zur Vollziehung
Gereift, sandt er nach Uglitsch Mörder aus,
Den Zarowitsch zu töten und die Schuld
Der Tat – – – – – – – –
Ein Feur ergriff in tiefer Mitternacht
Des Schlosses Flügel, wo der junge Fürst
Mit seinem Wärter abgesondert wohnte.
Ein Raub gewaltger Flammen war das Haus,
Der Prinz verschwunden aus dem Aug der Menschen
Und bliebs; als tot beweint ihn alle Welt.
Bekannte Dinge meld ich, die ganz Moskau kennt.
    Erzbischof von Gnesen.
Was Ihr berichtet, ist uns allen kund.
Erschollen ist der Ruf durch alle Welt,
Daß Prinz Dimitri bei der Feuersbrunst
Zu Uglitsch seinen Untergang gefunden.
Und weil sein Tod dem Zar, der jetzo herrscht,
Zum Glück ausschlug, so trug man kein Bedenken,
Ihn anzuklagen dieses schweren Mords.
Doch nicht von seinem Tod ist jetzt die Rede!
Er lebt ja, dieser Prinz! Er leb in Euch,
Behauptet Ihr. Davon gebt uns Beweise.
Wodurch beglaubigt Ihr, daß Ihr der seid?
An welchen Zeichen soll man Euch erkennen?
Wie blieb – – – – – – – –
Und tretet jetzt, nach sechzehnjähriger Stille,
Nicht mehr erwartet an das Licht der Welt?
    Demetrius.
Kein Jahr ists noch, daß ich mich selbst gefunden,
Denn bis dahin lebt ich mir selbst verborgen,
Nicht ahnend meine fürstliche Geburt.
Mönch unter Mönchen fand ich mich, als ich
Anfing, zum Selbstbewußtsein zu erwachen,
Und mich umgab der strenge Klosterzwang.
Der engen Pfaffenweise widerstand
Der mutge Geist, und dunkelmächtig in den Adern
Empörte sich das ritterliche Blut.
Das Mönchgewand warf ich entschlossen ab
Und floh nach Polen, wo der edle Fürst
Von Sendomir, der holde Freund der Menschen,
Mich gastlich aufnahm in sein Fürstenhaus
Und zu der Waffen edelm Dienst erzog.
    Erzbischof von Gnesen.
– – – Wie? Ihr kanntet Euch noch nicht,
Und doch erfüllte damals schon der Ruf
Die Welt, daß Prinz Demetrius noch lebe?
Zar Boris zitterte auf seinem Thron
Und stellte seine Sastafs an die Grenzen,
Um scharf auf jeden Wanderer zu achten.
Wie? Diese Sage ging nicht aus von Euch?
Ihr hättet Euch nicht für Demetrius
Gegeben?
    Demetrius.
Ich erzähle, was ich weiß.
Ging ein Gerücht umher von meinem Dasein,
So hat geschäftig es ein Gott verbreitet.
Ich kannt mich nicht. Im Haus des Palatins
Und unter seiner Dienerschar verloren
Lebt ich der Jugend fröhlich dunkle Zeit.
Mir selbst noch fremd, mit stiller Huldigung
Verehrt ich seine reizgeschmückte Tochter,
Doch damals von

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