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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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allem, was ich einst als Erbprinz von Umbrien lernte, läßt sich in ihrer Welt nichts verwerten; und von allem, was sich in ihrer Welt verwerten läßt, habe ich als Prinz nichts gelernt. – Gelänge es mir aber, meiner Vergangenheit zu spotten, wer weiß, mein Kind, ob wir dann nicht noch einmal an reich gedeckter Tafel Platz finden! Denn wenn der Schweineschlächter auf den Thron erhoben wird, dann bleibt für den König schlechterdings keine andere Lebensstellung im Staate mehr übrig, als die eines Hofnarren.
    Alma
    Entrüstet Euch in Eurer Müdigkeit nicht so, mein. Vater. Seht, daß Ihr ein wenig schlummert! Ich schaue nach frischem Wasser aus, um Euren Durst zu löschen und Eure glühende Stirne zu kühlen.
    Der König
sein Haupt zurücklehnend
    Dank dir, mein Kind!
    Alma
ihn küssend
    Geliebter Vater!
(Ab)
    Der König
erhebt sich
    Wie ich jetzt erst dieses schöne Land lieben lerne, seit ich unter steter Lebensgefahr darin umherschweife! – Auch das schlimmste Unheil führt doch immer sein Gutes mit: hätte ich mich um mein braves Volk von Perugia und Umbrien nicht so blutwenig geschert, hätte es mich nicht je nur im Karneval im Maskenflitter zu sehen bekommen, Gott weiß, ob ich dann nicht schon längst erkannt worden wäre! – Da kommt wieder einer von der Sorte!
    Ein Gutsbesitzer kommt des Weges daher
    Der König
    Gott zum Gruß, Herr! Habt Ihr nicht Arbeit für mich auf Eurem Gute?
    Der Gutsbesitzer
    Für dich möchte sich lohnende Arbeit auf meinem Gute wohl finden, aber gottlob wird mein Haus von kräftigen Wolfshunden bewacht. Und hier, siehst du, trage ich ein Weidmesser, das ich so gut zu handhaben verstehe, daß ich dir nicht raten möchte, mir noch einen Schritt näher zu kommen!
    Der König
    Herr, Ihr habt es auch nicht vom Himmel verbrieft, daß Ihr nicht noch einmal, um nicht zu hungern, um Arbeit bitten müßt!
    Der Gutsbesitzer
    Ha, ha, ha! Wer arbeiten will, um nicht zu hungern, der ist mir schon gerade der rechte Arbeiter! Erst kommt die Arbeit und dann der Hunger! Wer ohne Arbeit leben kann, der verhungere lieber heute als morgen!
    Der König
    Herr, Ihr hattet wohl klügere Lehrmeister als ich!
    Der Gutsbesitzer
    Das will ich wohl hoffen! – Was hast du gelernt?
    Der König
    Das Kriegshandwerk.
    Der Gutsbesitzer
    Damit ist Gott sei Dank unter der Herrschaft König Pietros, den uns der Himmel noch lange erhalten möge, in Umbrien wenig mehr zu verdienen. Stadt und Land genießen der Ruhe und mit den Nachbarstaaten leben wir endlich in Eintracht.
    Der König
    Herr, Ihr werdet mich für jede Arbeit auf Eurem Gute brauchbar finden.
    Der Gutsbesitzer
    Ich werde mir das Geschäft überlegen. Du scheinst mir ein harmloser Bursche zu sein. Ich bin auf dem Wege zu meinem Neffen, der in Todi ein großes Haus und Familie hat. Nach Mittag komme ich zurück. Erwarte mich hier an dieser Stelle. – Vielleicht nehme ich dich dann mit. –
(Ab)
    Der König
allein
    Wer ohne Arbeit leben kann, der verhungere! – Welche Weißtümer dieses Geschmeiß hegt, um sich sein kümmerliches Dasein zu ermöglichen! – Und ich? – Nicht einmal meinem Kinde kann ich zu essen geben! Mir ward vom Himmel eine Herrlichkeit überantwortet, wie sie unter Millionen Menschen nur Einem zu teil wird! Und ich kann nicht einmal meinem Kinde zu essen geben! – Mir gestaltete mein gütiger Vater jede Stunde des Tages durch fröhliche Spielgefährten, durch die weisesten Lehrer, durch den ehrerbietigsten Dienertroß zum Freudenfeste; und mein Kind muß zitternd vor Kälte am Heerweg unter dem Zaun schlafen! – Erbarm' dich ihrer, o Gott, und tilg' die Liebe zu mir Elendem aus ihrem Herzen! Mir soll dann begegnen, was will – ich trag' es leicht!
    Alma
stürzt mit aufgelöstem Haar aus dem Gebüsch
    Vater! Jesus Maria! Mein Vater! Steht mir bei!
    Der König
sie in die Arme schließend
    Was ist dir, Kind?
    Ein Landstreicher
der das Mädchen verfolgt hat, tritt vor und stutzt
    Ah!? – – Wie kann ich wissen, daß ein Anderer sie hat!
    Der König
stürzt mit erhobenem Stock auf ihn los
    Von hinnen, du Hundeseele!
    Der Landstreicher
    Ich Hundeseele? – Was bist denn du??
    Der König
schlägt ihn
    Das bin ich! – Und das! – Und das!
    Der Landstreicher sucht das Weite
    Alma
sich bebend an ihren Vater schmiegend
    O mein Vater! Ich beuge mich über die Quelle, da stürzt sich der Mensch auf mich!
    Der König
schwer atmend
    Beruhige dich, mein Kind…
    Alma
    Mein armer Vater! Daß ich, statt Euch helfen zu können,

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