Dramen
mit beseligender Gewalt deinem Lebensglück entgegenzuführen. – Um Rang und Reichtum hat dich deines Vaters selbstvergötternde Narrheit schon gebracht; nun bringt er sein Kind auch noch um die höchsten Rechte des Lebens, die die Geschöpfe der Wildnis mit der Menschheit teilen und ohne die auf Thronen so wenig wie in der Hütte das Dasein je als eine Gnade der Götter empfunden ward! – Welcher Wahnwitz verführte mich auch, meine Körperkraft an den Fluten des San Margherita-Baches zu versuchen, statt Umbrien mit Krieg zu überziehen, die Stadt an ihren vier Enden anzuzünden und meine Krone mit eigener Hand unter den glühenden Trümmern hervorzuholen! – – Aber das war nur die Fortsetzung aller vorangegangenen Thorheit!
Alma
weinend
Der Himmel erbarm' sich meiner thörichten Seele! Wie konnt' ich es fertig bringen, Euch so zu kränken!
Der König
Im Unglück thun die Menschen, ohne es zu wissen und zu wollen, einander weh, so wahr, wie im Glück ein Jeder, ohne es zu wissen und zu wollen, dem Andern zur Freude lebt! Laß es den Gerichteten nicht entgelten. – Du mußt geh'n, mein Kind. Ich höre die Gesellen oben.' schreien und trampeln.
Alma
ihn küssend
Auf morgen früh!
(Ab)
Der König nimmt seine Arbeit wieder auf. Darauf kommen die drei Gesellen herein und setzen sich auf der anderen Seite der Werkstatt auf verschiedenen Tischen zur Arbeit zurecht
Michele
Gigi, wenn du noch einmal vor dem Hahnenschrei aufstehst, dann schlage ich dir in der nächsten Nacht im Schlaf das Nasenbein entzwei. Dann such' dir die Weiber, denen du deine Fratze künftig noch feilbietest!
Der König
Dich möchte es wohl freuen, einen Schlafenden niederzuhauen. Aber nimm deine Knochen dabei in acht, sonst stehst du am nächsten Tag vielleicht überhaupt nicht auf!
Noè
Prächtig herausbezahlt, Gigi! Erzähl' uns doch gleich noch einige von deinen Kriegsthaten, damit wir Angst vor dir bekommen!
Der König
Mir ist die Zeit nicht lang. Erzähl' du von deinem Gänseraub beim Pfarrer in Bevagna, wenn deine Ohren nach Heldengeschichten dürsten!
Battista
Heiliger Schutzpatron, steh' uns bei! Sonst bist du immer zahm und duckmäusig, Gigi, als hätten deine Nägel noch keine Laus zerdrückt; und heute möchtest du uns am liebsten alle Drei zugleich auf die Nadel spießen!
Der König
Laßt mich doch in Frieden! Mich quält ein hohler Zahn; deshalb kam ich so früh vom Schlafboden herunter.
Noè
Sag' doch die Wahrheit, Gigi! War nicht eben der Page wieder hier, der dir die glühenden Liebesbriefe von der Dame überbringt, für die du das gelbe Seidenkleid zugeschnitten hast?
Der König
Kümm're ich mich vielleicht um deine Liebesbriefe?!
Michele
Du kümmerst dich noch um ganz andere Dinge! Stehst gleich nach Mitternacht auf, um dich im Speichellecken und Achseltragen zu üben! Läßt dir vom Meister die Gesellenarbeit geben und teilst uns die Lehrlingsarbeit zu! Du kommst uns wie die Pest ins Haus!
Battista
– Lehrbub', bring' uns die Morgensuppe!
Der König verläßt die Werkstatt
Noè
Da oben fehlt es ihm; mir thut er leid. Er muß bei einem Herrn von Stand so eine Art Stiefelputzer gewesen sein. Das hat ihm das Hirn im Kopf verschoben.
Battista
Kam dir je ein gewesener Lanzknecht vor Augen, der sich von Schneidergesellen so erbärmlich hat schuhriegeln lassen?
Noè
Meine Mutter war Bauernmagd; ich sage das jedem, der mich fragt. Ich stelle mich nicht, als hätte ich den heiligen Vater beim Schlafengehen bedient!
Michele
Ich will euch sagen, warum der Bube so stockstumm ist! Von uns hat sich jeder in der Welt herumgetrieben, und wir hatten oft genug nichts zu beißen. Thut der aber sein Maul einmal auf, dann kommen Flüche aus ihm heraus von einer Ruchlosigkeit, daß sich uns dreien der Magen umkehrt! Dann schämt sich die Erde, daß sie den Unhold hervorgebracht hat; dann schämt sich der Himmel, daß er ihn beschienen hat; dann schämt sich die Hölle, daß sie ihn noch nicht verschlungen hat! – Ihr werdet's erleben!
Der König kommt mit vier hölzernen Löffeln und einem Topf voll Suppe zurück, den er vor die Gesellen hinstellt
Michele
Her damit, Unhold! Du leckst unsere Löffel ab, wenn wir satt sind!
Der König
weicht im Kampf mit sich selbst zurück, sucht zuerst seines Zornes Herr zu werden; dann sich gegen die Stirne schlagend
O Fluch über den König, der mich hindert, mich von diesem Schurken prügeln zu lassen! O Fluch über den König, der mich hindert, diesen Schurken zu
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