Dramen
Publikums.
FRANZISKA.
Sie wollen das Bild doch nicht öffentlich ausstellen?
ALMER.
Selbstverständlich tue ich das. Dafür male ich doch.
FRANZISKA.
Davon haben Sie mir aber kein Wort gesagt. Man wird wunder glauben, wie eitel wir sind, mein Veitralf und ich, daß wir uns malen lassen.
ALMER.
Aber wer kennt Sie denn? Wenn ich auch Ihren Namen darunter schriebe! Die paar Menschen, mit denen Sie verkehren, gehen in keine Ausstellung. Warum wollen Sie mich also um den redlichen Ertrag meiner besten Arbeit bringen?
FRANZISKA.
Dann stellen Sie das Bild aus.
ALMER.
Sie glauben gar nicht, wie unbegreiflich meine Kunst bei diesem Bilde gewachsen ist! Oder verachten Sie Menschen, die sich so leicht beeinflussen lassen? Die meisten Menschen sind anders. Natürlich! Aber solche Männer kannten Sie ja. Eben waren sie hier. Warum sind Sie jetzt mit Veitralf allein? – Ich konnte mir nie ein anderes Lebensglück denken, als mit einem Weib, das ich bewundern und verehren darf.
FRANZISKA.
Wissen Sie auch, was Sie damit wagen?
ALMER.
Gewiß weiß ich das! Aber ich wage das Wagnis. Ich habe den nötigen Mut dazu. Ich bin nun einmal so leichtherzig. Schließlich kommt es ja doch auf gar nichts anderes an, als daß das Wohlbefinden auf beiden Seiten immer ganz genau das gleiche ist. Versuchen Sie es doch einmal mit einem Menschen, der an Güte glaubt!
FRANZISKA.
An Güte? An wessen Güte meinen Sie?
ALMER.
Ich möchte, hol' mich der Teufel, niemanden grundlos verdächtigen. Sagen wir der Kürze halber doch ganz einfach: an Gottes Güte. Gott verzeih' mir den kitschigen Ausdruck. Ich finde augenblicklich keinen, der künstlerischer ist. Gott läßt sich ja leider bis jetzt noch nicht interviewen, er läßt sich nicht photographieren, wie andere Gewalthaber …
FRANZISKA.
Er läßt sich nur erleben. Nicht wahr, Veitralf, das haben wir erfahren.
ALMER.
Die Welt, sehen Sie, ist in Wirklichkeit gar nicht so greulich eingerichtet, wie uns gewisse Unglücksraben immer und immer wieder gerne einreden möchten.
FRANZISKA.
Aber warum begehen sie denn den Unsinn?
ALMER
nimmt Veitralf auf den Arm und tanzt mit ihm umher.
Weil sie zu anspruchsvoll sind! Nicht wahr, Veitralf? Weil sie die Grenzen ihrer Begabung und die Grenzen der Welt nicht kennen. Die Männer sowohl wie die Weiber. Wir zwei wissen, was wir einander sein können!
Er setzt sich, das Kind auf den Knien haltend, zu Franziska.
Wenn ich, statt täglich Neues zu begehren,
Dem Schicksal freudig danke, was es gibt,
Wie soll mich Reue je verzehren!
Zu Veitralf.
In dir mag ein Befreier wiederkehren.
Gedeihen wirst du, denn du bist geliebt!
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