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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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Die Vorigen.
    Schwarz
    Noch nicht wieder zur Besinnung gekommen?
    Lulu
links vorn
    Was fang' ich an…
    Schwarz
über Goll gebeugt
    Herr Medizinalrat.
    Lulu
    Ich glaube beinah, es ist ihm Ernst.
    Schwarz
    Reden Sie doch anständig!
    Lulu
    Er würde mir das nicht sagen. Er läßt sich von mir vortanzen, wenn er sich nicht wohl fühlt.
    Schwarz
    Der Arzt muß im Augenblick hier sein.
    Lulu
    Arznei hilft ihm nicht.
    Schwarz
    Aber man tut doch in solchem Falle, was man kann.
    Lulu
    Er glaubt nicht daran.
    Schwarz
    Wollen Sie sich denn nicht wenigstens umziehen?
    Lulu
    Ja. – Gleich.
    Schwarz
    Worauf warten Sie denn noch?
    Lulu
    Ich bitte Sie…
    Schwarz
    Was denn…?
    Lulu
    Schließen Sie ihm die Augen.
    Schwarz
    Sie sind entsetzlich.
    Lulu
    Noch lange nicht so entsetzlich wie Sie!
    Schwarz
    Wie ich?
    Lulu
    Sie sind eine Verbrechernatur.
    Schwarz
    Rührt Sie denn dieser Moment gar nicht?
    Lulu
    Mich trifft es auch mal.
    Schwarz
    Ich bitte Sie, jetzt schweigen Sie endlich mal!
    Lulu
    Sie trifft es auch mal.
    Schwarz
    Das brauchen Sie einem in einem solchen Augenblick wirklich nicht noch zu sagen.
    Lulu
    Ich bitte Sie…
    Schwarz
    Tun Sie, was Ihnen nötig scheint. Ich kenne das nicht.
    Lulu
rechts von Goll
    Er sieht mich an.
    Schwarz
links von Goll
    Mich auch…
    Lulu
    Sie sind ein Feigling!
    Schwarz
schließt Goll mit dem Taschentuch die Augen
    Es ist das erstemal in meinem Leben, daß ich dazu verurteilt bin.
    Lulu
    Haben Sie es denn Ihrer Mutter nicht getan?
    Schwarz
nervös
    Nein.
    Lulu
    Sie waren wohl auswärts?
    Schwarz
    Nein!
    Lulu
    Oder Sie fürchteten sich?
    Schwarz
heftig
    Nein.
    Lulu
bebt zurück
    Ich wollte Sie nicht beleidigen.
    Schwarz
    Sie lebt noch.
    Lulu
    Dann haben Sie doch noch jemanden.
    Schwarz
    Sie ist bettelarm.
    Lulu
    Das kenne ich.
    Schwarz
    Spotten Sie meiner nicht!
    Lulu
    Jetzt bin ich reich…
    Schwarz
    Es ist grauenerregend.
(Geht nach links)
Was kann sie dafür!
    Lulu
für sich
    Was fang' ich an?
    Schwarz
für sich
    Vollkommen verwildert!
    Schwarz links, Lulu rechts, sehen einander mißtrauisch an.
    Schwarz
geht auf sie zu, ergreift ihre Hand
    Sieh mir ins Auge!
    Lulu
ängstlich
    Was wollen Sie…
    Schwarz
führt sie zur Ottomane, nötigt sie, neben ihm Platz zu nehmen
    Sieh mir in die Augen!
    Lulu
    Ich sehe mich als Pierrot darin.
    Schwarz
stößt sie von sich
    Verwünschte Tanzerei!
    Lulu
    Ich muß mich umziehen…
    Schwarz
hält sie zurück
    Eine Frage…
    Lulu
    Ich darf ja nicht antworten.
    Schwarz
wieder an der Ottomane
    Kannst du die Wahrheit sagen?
    Lulu
    Ich weiß es nicht.
    Schwarz
    Glaubst du an einen Schöpfer?
    Lulu
    Ich weiß es nicht.
    Schwarz
    Kannst du bei etwas schwören?
    Lulu
    Ich weiß es nicht. Lassen Sie mich! Sie sind verrückt!
    Schwarz
    Woran glaubst du denn?
    Lulu
    Ich weiß es nicht.
    Schwarz
    Hast du denn keine Seele?
    Lulu
    Ich weiß es nicht.
    Schwarz
    Hast du schon einmal geliebt –?
    Lulu
    Ich weiß es nicht.
    Schwarz
erhebt sich, geht nach links, für sich
    Sie weiß es nicht!
    Lulu
ohne sich zu rühren
    Ich weiß es nicht.
    Schwarz
mit einem Blick auf Goll
    Er weiß es…
    Lulu
sich ihm nähernd
    Was wollen Sie wissen?
    Schwarz
empört
    Geh, zieh dich an!
    Lulu geht ins Schlafkabinett.
Achter Auftritt
    Schwarz. Goll.
    Schwarz
    Ich möchte tauschen mit dir, du Toter! Ich gebe sie dir zurück. Ich gebe dir meine Jugend dazu. Mir fehlt der Mut und der Glaube. Ich habe mich zu lange gedulden müssen. Es ist zu spät für mich. Ich bin dem Glück nicht gewachsen. Ich habe eine höllische Angst davor. Wach auf! Ich habe sie nicht angerührt. Er öffnet den Mund. – Mund auf und Augen zu wie die Kinder. Bei mir ist es umgekehrt. Wach auf! Wach auf!
(Kniet nieder und bindet ihm sein Taschentuch um den Kopf)
Hier flehe ich zum Himmel, er möge mich befähigen, glücklich zu sein. Er möge mir die Kraft geben und die seelische Freiheit, nur ein klein wenig glücklich zu sein. Um ihretwillen, einzig um ihretwillen.
Neunter Auftritt
    Lulu. Die Vorigen.
    Lulu
tritt aus dem Schlafkabinett, vollständig angekleidet, den Hut auf, die rechte Hand unter der linken Achsel; zu Schwarz den linken Arm hebend
    Würden Sie mich hier zuhaken. Meine Hand zittert.
     

Zweiter Aufzug
    Sehr eleganter Salon. Rechts hinten Entreetür. Vorne rechts und links Portieren. Zu der links führen einige Stufen hinan. An der Hinterwand über dem Kamin in prachtvollem Brokatrahmen Lulus Bild als Pierrot. Links ein hoher Spiegel. Davor eine Chaiselongue. Rechts ein

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