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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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angemessen scheint.
    Schön
    Wir werden einander nirgends treffen, es sei denn in Gesellschaft Ihres Mannes!
    Lulu
    Sie glauben selber nicht an das, was Sie sagen.
    Schön
    Dann muß doch er daran glauben. Ruf ihn nur! Durch seine Verheiratung mit dir, durch das, was ich für ihn getan, ist er mein Freund geworden.
    Lulu
sich erhebend
    Meiner auch.
    Schön
    Dann werde ich mir das Schwert über dem Kopf herunterschneiden.
    Lulu
    Sie haben mich ja an die Kette gelegt. Ihnen verdanke ich doch mein Glück. Sie bekommen Freunde die Menge, wenn Sie erst wieder eine hübsche junge Frau haben.
    Schön
    Du beurteilst die Frauen nach dir! – Er ist ein Kindergemüt. Er wäre deinen Seitensprüngen sonst längst auf die Spur gekommen.
    Lulu
    Ich wünsche nicht mehr! Er würde seine Kinderschuhe dann endlich ausziehen. Er pocht darauf, daß er den Heiratskontrakt in der Tasche hat. Die Mühe ist überstanden. Jetzt kann man sich geben und sicher gehen lassen, wie zu Hause. Er ist kein Kindergemüt. Er ist banal. Er hat keine Erziehung. Er sieht nichts. Er sieht mich nicht und sich nicht. Er ist blind, blind, blind…
    Schön
halb für sich
    Wenn dem die Augen aufgehen!!
    Lulu
    Öffnen Sie ihm die Augen! Ich verkomme. Ich vernachlässige mich. Er kennt mich gar nicht. Was bin ich ihm? Er nennt mich Schätzchen und kleines Teufelchen. Er würde jeder Klavierlehrerin das gleiche sagen. Er erhebt keine Prätensionen. Alles ist ihm recht. Das kommt, weil er nie in seinem Leben das Bedürfnis gefühlt hat, mit Frauen zu verkehren.
    Schön
    Ob das wahr ist!
    Lulu
    Er gesteht es ja ganz offen ein.
    Schön
    Jemand, der seit seinem vierzehnten Jahr Krethi und Plethi porträtiert.
    Lulu
    Er hat Angst vor Frauen. Er bebt für sein Wohlbefinden. – Mich fürchtet er nicht!
    Schön
    Wie manches Mädchen würde sich in deinem Fall Gott weiß wie selig preisen!
    Lulu
zärtlich bittend
    Verführen Sie ihn. Sie verstehen sich darauf. Bringen Sie ihn in schlechte Gesellschaft. Sie haben die Bekanntschaften. Ich bin ihm nichts als Weib und wieder Weib. Ich fühle mich so blamiert. Er wird stolzer auf mich sein. Er kennt keine Unterschiede. Ich denke mir das Hirn aus, Tag und Nacht, um ihn aufzurütteln. In meiner Verzweiflung tanze ich Cancan. Er gähnt und faselt etwas von Obszönität.
    Schön
    Unsinn. Er ist doch Künstler.
    Lulu
    Er glaubt es wenigstens zu sein.
    Schön
    Das ist schon die Hauptsache!
    Lulu
    Wenn ich mich als Modell hinstelle. Er glaubt auch, er sei ein berühmter Mann.
    Schön
    Dazu haben wir ihn auch gemacht!
    Lulu
    Er glaubt alles! Er ist mißtrauisch wie ein Dieb und läßt sich anlügen, daß man jeden Respekt verliert. Als wir uns kennen lernten, machte ich ihm weis, ich hätte noch nie geliebt…
    Schön fällt in einen Lehnsessel.
    Lulu
    Er hätte mich ja sonst für ein verworfenes Geschöpf gehalten!
    Schön
    – Du stellst weiß Gott was für exorbitante Anforderungen an legitime Verhältnisse!
    Lulu
    Ich stelle keine exorbitanten Anforderungen. Oft träumt mir sogar noch von Goll.
    Schön
    Der war allerdings nicht banal.
    Lulu
    Er ist da, als wär' er nie fortgewesen. Nur geht er wie auf Socken. Er ist mir nicht böse. Er ist furchtbar traurig. Und dann ist er furchtsam, als wäre er ohne polizeiliche Erlaubnis da. Sonst fühlt er sich behaglich mit uns. Nur kommt er nicht darüber hinweg, daß ich seither so viel Geld zum Fenster hinausgeworfen habe…
    Schön
    Du sehnst dich nach der Peitsche zurück!
    Lulu
    Mag sein. Ich tanze nicht mehr.
    Schön
    Erzieh ihn dir dazu.
    Lulu
    Das wäre verlorene Müh'!
    Schön
    Unter hundert Frauen sind neunzig, die sich ihre Männer erziehen.
    Lulu
    Er liebt mich.
    Schön
    Das ist freilich fatal.
    Lulu
    Er liebt mich…
    Schön
    Das ist eine unüberbrückbare Kluft.
    Lulu
    Er kennt mich nicht, aber er liebt mich! Hätte er nur eine annähernd richtige Vorstellung von mir, er würde mir einen Stein an den Hals binden und mich im Meer versenken, wo es am tiefsten ist!
    Schön
sich erhebend
    Kommen wir zu Ende!
    Lulu
    Wie Ihnen beliebt.
    Schön
    Ich habe dich verheiratet. Ich habe dich zweimal verheiratet. Du lebst im Luxus. Ich habe deinem Mann eine Position geschaffen. Wenn dir das nicht genügt und er sich dazu ins Fäustchen lacht, ich trage mich nicht mit idealen Forderungen, aber – laß mich dabei aus dem Spiel!
    Lulu
mit entschlossenem Ton
    Wenn ich einem Menschen auf dieser Welt angehöre, gehöre ich Ihnen. Ohne Sie wäre ich – ich will nicht sagen, wo. Sie haben

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