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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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mich bei der Hand genommen, mir zu essen gegeben, mich kleiden lassen, als ich Ihnen die Uhr stehlen wollte. Glauben Sie, das vergißt sich? Jeder andere hätte den Schutzmann gerufen. Sie haben mich zur Schule geschickt und mich Lebensart lernen lassen. Wer außer Ihnen auf der ganzen Welt hat je etwas für mich übrig gehabt? Ich habe getanzt und Modell gestanden und war froh, meinen Lebensunterhalt damit verdienen zu können. Aber auf Kommando lieben , das kann ich nicht!
    Schön
die Stimme hebend
    Laß mich aus dem Spiel! Tu, was du willst. Ich komme nicht, um Skandal zu machen. Ich komme, um mir den Skandal vom Halse zu schaffen. Meine Verbindung kostet mich Opfer genug! Ich hatte vorausgesetzt, mit einem gesunden jungen Mann, wie ihn sich eine Frau in deinem Alter nicht besser wünschen kann, würdest du dich endlich zufriedengeben. Wenn du mir verpflichtet bist, dann wirf dich mir nicht zum drittenmal in den Weg! Soll ich denn noch länger warten, bis ich mein Teil in Sicherheit bringe? Soll ich riskieren, daß mir der ganze Erfolg meiner Konzessionen nach zwei Jahren wieder ins Wasser fällt? Was hilft mir dein Verheiratetsein, wenn man dich zu jeder Stunde des Tages bei mir ein und aus gehen sieht? – Warum zum Teufel ist Dr. Goll nicht auch wenigstens ein Jahr noch am Leben geblieben! Bei dem warst du in Verwahrung. Dann hätte ich meine Frau längst unter Dach!
    Lulu
    Was hätten Sie dann! Das Kind fällt Ihnen auf die Nerven. Das Kind ist zu unverdorben für Sie. Das Kind ist viel zu sorgfältig erzogen. Was sollte ich gegen Ihre Verheiratung haben! Aber Sie täuschen sich über sich selber, wenn Sie glauben, mir Ihrer bevorstehenden Verheiratung wegen Ihre Verachtung zum Ausdruck geben zu dürfen!
    Schön
    Verachtung?! – Ich werde dem Kind schon die richtige Fasson geben! Wenn etwas verachtenswert ist, so sind es deine Intrigen!
    Lulu
lachend
    Bin ich auf das Kind eifersüchtig? – Das kann mir doch gar nicht einfallen…
    Schön
    Wieso denn das Kind! Das Kind ist nicht einmal ein ganzes Jahr jünger als du. Laß mir meine Freiheit, zu leben, was ich noch zu leben habe! Sei das Kind erzogen, wie es will, das Kind hat gerade so wie du seine fünf Sinne…
Vierter Auftritt
    Schwarz. Die Vorigen.
    Schwarz
einen Pinsel in der Hand, links unter der Portiere
    Was ist denn los?
    Lulu
zu Schön
    Nun, reden Sie doch.
    Schwarz
    Was habt ihr denn?
    Lulu
    Nichts, was dich betrifft…
    Schön
rasch
    Ruhig!
    Lulu
    Man hat mich satt.
    Schwarz führt Lulu nach links ab.
    Schön
blättert in einem der Bücher, die auf dem Tisch liegen
    Es mußte zur Sprache kommen. Ich muß endlich die Hände frei haben.
    Schwarz
zurückkommend
    Ist denn das eine Art zu scherzen?
    Schön
auf einen Sessel deutend
    Bitte.
    Schwarz
    Was ist denn?
    Schön
    Bitte.
    Schwarz
sich setzend
    Nun?
    Schön
sich setzend
    Du hast eine halbe Million geheiratet…
    Schwarz
    Ist sie weg?
    Schön
    Nicht ein Pfennig.
    Schwarz
    Erklär' mir den eigentümlichen Auftritt.
    Schön
    Du hast eine halbe Million geheiratet…
    Schwarz
    Daraus kann man mir kein Verbrechen machen.
    Schön
    Du hast dir einen Namen geschaffen. Du kannst unbehelligt arbeiten. Du brauchst dir keinen Wunsch zu versagen…
    Schwarz
    Was habt ihr denn beide gegen mich?
    Schön
    Seit sechs Monaten schwelgst du in allen Himmeln. Du hast eine Frau, um deren Vorzüge die Welt dich beneidet und die einen Mann verdient, den sie achten kann…
    Schwarz
    Achtet sie mich nicht?
    Schön
    Nein.
    Schwarz
beklommen
    – Ich komme aus den düstren Tiefen der Gesellschaft. Sie ist von oben her. Ich hege keinen heißeren Wunsch, als ihr ebenbürtig zu werden.
(Schön die Hand reichend)
Ich danke dir.
    Schön
halb verlegen seine Hand drückend
    Bitte, bitte.
    Schwarz
mit Entschlossenheit
    Sprich!
    Schön
    Nimm sie etwas mehr unter Aufsicht.
    Schwarz
    Ich – sie?
    Schön
    Wir sind keine Kinder! Wir tändeln nicht. Wir leben. Sie fordert ernst genommen zu werden. Ihr Wert gibt ihr das volle Recht dazu.
    Schwarz
    Was tut sie denn?
    Schön
    Du hast eine halbe Million geheiratet!
    Schwarz
erhebt sich, außer sich
    Sie…
    Schön
nimmt ihn bei der Schulter
    Nein, das ist der Weg nicht!
(Nötigt ihn, sich zu setzen)
Wir haben hier sehr ernst miteinander zu sprechen.
    Schwarz
    Was tut sie?!
    Schön
    Rechne dir erst genau an den Fingern nach, was du ihr zu verdanken hast, und dann…
    Schwarz
    Was tut sie – Mensch!!
    Schön
    Und dann mach' dich für deine Fehler verantwortlich und nicht sonst

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