Dray Prescot 06-Die Menschenjäger von Antares
Wein, der kaum besser war als der Wein, den ich mit Danel getrunken hatte, und wartete unruhig. Schließlich kam ich nicht mehr um die traurige Schlußfolgerung herum, daß Quaesa und Saenda und Rapechak und Turko nicht in den Getreuen Canoptic zurückkehren würden.
Als die Frau der Schleier hinter den schwarzen Hügeln Miglas versank und der Himmel von dem unruhigen Licht der Zwillinge erfüllt wurde, brachte mir Planath die schreckliche Neuigkeit, vor der ich mich gefürchtet hatte.
»Man hat sie gefangen, Horter Prescot. Eine Patrouille hat sie erwischt, und jetzt liegen sie in den Verliesen von Mungul Sidrath!«
Ich saß am Tisch, den Weinbecher in der Hand, und hätte am liebsten Flüche ausgestoßen, die den nervösen kleinen Halbling vor Entsetzen gelähmt hätten.
Mungul Sidrath, so erzählte er mir, war eine Zitadelle, in die man nicht einbrechen konnte. Das Gebäude erhob sich auf einem steilen Felsvorsprung im Maganfluß und ragte hoch über der Stadt auf. Vor langer Zeit hatte dort die Königsfamilie mit ihrer Söldnergarde gewohnt, und sie hatten auf Yaman herabgelächelt und hatten die tägliche Verehrung Migshaanus willkommen geheißen. Jetzt lebte dort der Stadtkommandant, der mit Entsetzen über Yaman herrschte. Viele Soldaten standen unter seinem Kommando, außerdem Söldnerverbände aus wilden Stämmen des Binnenlandes, die wenig Ähnlichkeit mit den treuen Söldnern des früheren Königs hatten. Nun, ich mußte Mungul Sidrath irgendwie bezwingen! Eigentlich brauchte ich diese tollkühne Tat gar nicht zu vollbringen! Die Herren der Sterne hatten mir befohlen, Mog zu befreien, und das hatte ich getan; sie war in Sicherheit. Nun stand es mir frei, nach Hause zurückzukehren. Diesmal würde mich keine blaue Strahlung aufhalten, davon war ich überzeugt. Ich konnte das Flugboot aus dem heiligen Hain Sidraargas holen und nach Valka fliegen.
O ja, das konnte ich tun – niemand würde mich aufhalten.
Turko und Rapechak und die Mädchen waren in den Verliesen der Canops angekettet, doch sie gingen mich im Grunde nichts an. Sie hatten Pech gehabt. Und was kümmerten mich die Geplänkel der Canops? Aber meine Flüche nützten nichts! Ich stand auf.
»Ich muß in die Festung, Horter Planath. Gibst du mir zu essen und zu trinken?« Ich zog goldene Deldys aus der Tasche.
Aufgebracht schob Planath das Geld von sich.
»Ploy!« rief er. »Beeil dich, Frau, bereite eine Mahlzeit vor. Horter Prescot hat Hunger!«
Nachdem ich gegessen und getrunken hatte, wischte ich mir die Lippen ab und sah mich im Kreis der Miglas um. Schweigend war die alte Mog ins Zimmer getreten. »Du bist und bleibst ein Dummkopf, Dray Prescot«, sagte sie. Ihre Stimme hatte alle Schärfe verloren. »Ein Onker! Aber du bist ein Mann und ein Freund Migshaanus, das weiß ich jetzt! Sie wird dich bei deinem verzweifelten Abenteuer begleiten.«
»Das ist gut ...«, sagte ich. »Ich nehme die Hilfe Migshaanus der Herrlichen gern an, Mächtige Mog.«
Ihre harten Achataugen starrten mich an, dann aber entspannte sie sich. Sie schien zu erkennen, daß ich sie nicht mehr verspottete – wenigstens nicht im Augenblick.
In dem alten blauen Jersey des Fährmanns, seine flache Ledermütze tief in die Stirn gezogen, näherte ich mich der Zitadelle Yamans. Ich kam ohne Waffen und hielt mich im Schatten. So erreichte ich die äußere Steinmauer der Festung, die sich im rosaschimmernden Mondlicht vor den Sternen Kregens erhob.
Das Bauwerk war sehr alt, denn in Havilfar ist viel aus tiefer Vergangenheit erhalten, und obwohl man die Zitadelle mit Sorgfalt errichtet hatte, wies sie doch da und dort die Spuren des Alters auf. Ein Arm des Magan umschloß die Festung wie ein Burggraben, und die Brücken wurden von energischen und offensichtlich gut ausgebildeten Infanteristen der Armee von Canopdrin bewacht.
Während ich in den Schatten lauerte, sah ich plötzlich etwas, das mir auf Kregen bisher noch nicht begegnet war.
Ich starrte hinüber, und eine Sekunde lang war die Dringlichkeit meiner Mission vergessen; ich starrte auf die Soldaten, die diese gewaltige Burg bewachten.
Die Fußsoldaten trugen eine Rüstung wie die Männer des Dritten Infanterieregiments, das ich auf der Straße gesehen hatte, und auf den Köpfen Bronzehelme mit buntem Federschmuck. Die Bewaffnung bestand aus einem Stux und einem Thraxter. Armbrüste waren nicht zu sehen. Doch was die Männer für mich einzigartig machte, war die Tatsache, daß die Soldaten Schilde trugen,
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