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Dreck: Roman (German Edition)

Dreck: Roman (German Edition)

Titel: Dreck: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Vann
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nicht fertig.
    Aber keiner hörte ihm zu, so schien es, und sein Rücken war schon so mitgenommen, dass Sprechen zu sehr schmerzte. Also machte er die Augen zu, sah Grellpink mit weißen Glimmspuren und Sonneneruptionen, eine endlos variable, explosive Welt. Sein Körper kreiselnd im Licht. Gesicht und Schenkel glühend heiß, Stecknadeln. Aber er würde hier bleiben, bis zum Ende.
    Schmerz an sich eine interessante Meditation. Oberflächlich immer beängstigend, man will weglaufen. Sehr schwer, sich nicht zu bewegen, nichts zu tun, zumindest am Anfang. Schmerz erzeugt Panik. Unter der Oberfläche allerdings war der Schmerz etwas Schwereres, dumpfund unkompliziert. Er konnte ein verlässlicher Fokus werden, präsent und beständig, besser noch als der Atem. Und das Tolle an diesen Gestellen war, dass sie den Schmerz über den ganzen Körper verteilten. Er fürchtete, sein Nacken und Rücken könnten tatsächlich Schaden nehmen, und auch das gehörte zum Schmerz, die Angst vor Verstümmelung, davor, dauerhaft einen Teil des Körpers zu verlieren. Das will nicht mal ein Insekt. Niemand will ein Bein oder einen Arm oder die Kraft des Rückens einbüßen; wenn man sich also diesem Augenblick nähert, nähert man sich etwas Universellem, und wenn man hindurchsehen kann, sich davon lösen kann, erkennt man vielleicht die Leere hinter dem Universellen, betritt einen Raum der Wahrheit.
    Hör auf zu denken, sagte Galen zu sich. Denken ein Trug, der ihn der unmittelbaren Erfahrung beraubte. Und schwachsinnig, sagte er laut. Alles Schwachsinn. Ich liege bloß auf einem Gestell, weiter nichts.
    Mutter, Tante und Cousine tranken jetzt Tee. Keine Geschäftigkeit mehr, nichts zu hören. Nur die Fliegen und Bienen auf ihren nahen Flugbahnen, die trockenen Landungen von Grashüpfern, hin und wieder ein vorbeifahrendes Auto. Die Welt in ihrer Unermesslichkeit, ihrer enttäuschenden Nichtigkeit. Galen rollte sich ab, hinunter von den Gestellen, auf die Erde. Einfach so. Kein Entschluss, er rollte sich einfach ab, und jetzt war sie weg, die ganze Erfahrung, alles dahin, und er lag wieder im Dreck. Nichts gelernt, nichts gewonnen.

 
 

 

 
    G alen versuchte, sich hochzustemmen, aber er war wie zerstört. Scheiße, sagte er. Er lag mit dem Gesicht nach unten. Die Erde, die sich an seinen verbrannten Schenkeln rieb, war schmerzhafter, als er sich vorgestellt hätte. Das Sweatshirt ein Ofen, ein Kokon. Eine Schweißschicht darunter, und er hatte Durst. Das Gesicht brannte.
    Seine Pomuskeln erwachten, Blut schoss ihm in die Schenkel, und seine Beine fühlten sich an wie hohle Röhren, Muskeln und Knochen unverbunden. Er schob sich auf die Knie, versuchte aufzustehen, die Beine wie Strohhalme. Schmerzpunkte überall an ihren Rändern, die Muskeln unerreichbar, keine Verbindung. Doch er schaffte einen Schritt und dann noch einen. Da sein Rücken so lange geknickt gewesen war, fühlte es sich an, als ginge er gebeugt.
    Fast hätte ich dich gehabt, sagte er. Fast hättest du zugeben müssen, dass du eigentlich gar kein Körper bist. Eine Fälschung, eine Illusion, und jetzt sehe ich dir dabei zu, wie du dich berappelst. So viel Gedöns, um den Traum wieder zusammenzusetzen.
    Er torkelte um den Schuppen herum zum Feigenbaum, wo die anderen Illusionen gerade ihren Tee austranken.
    Du siehst ein wenig steif aus, sagte seine Tante lächelnd.Und auf einmal begriff er. Seine Tante hasste ihn. Schlagartig wurde ihm das klar. Er mochte sie und hatte sich eingebildet, sie möge ihn, doch nun verstand er, dass sie seine Mutter hasste und ihn als ihre Verlängerung ebenso. Ihr Lächeln durch und durch böse.
    Wow, sagte Galen. Heilige Scheiße.
    Was?, fragte Jennifer.
    Nichts, sagte er.
    Wir sind fertig, sagte seine Mutter. Wir fahren in ein paar Minuten zu Grandma.
    Galen ging vorsichtig zum freien Stuhl und setzte sich. Schmiedeeisen, kein Kissen. Sein Po könnte wieder einschlafen. Aber Sitzen war gut, und der Schatten war grandios. Er schloss die Augen und roch die Feigen, ein so üppiger Duft, dass die Luft körperlich wurde. Wow, sagte er. Die Feigen.
    Fast reif, sagte seine Mutter. Noch höchstens eine Woche. Und sie schenkte ihm ein Glas Orangensaft ein. Hier, sagte sie. Selbst wenn sie ihn am wenigsten mochte, sorgte sie für ihn. Und das war der Unterschied. Seine Tante würde ihn in den Abgrund stoßen, wenn sich die Gelegenheit bot. Seine Mutter niemals.
    Galen legte beide Hände um das kühle Glas Orangensaft und fragte sich, ob er es

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