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Dreck: Roman (German Edition)

Dreck: Roman (German Edition)

Titel: Dreck: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Vann
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Autogeräusche. Ein kehliger Motor,ein großer 350er oder so, hatte seine Mutter ihm mal erzählt. Um ihn neugierig zu machen, vielleicht im Glauben, er würde dann das Öl wechseln und dergleichen, eine kleine Geldersparnis. Doch Autos scherten ihn einen Dreck. Ihn interessierte überhaupt nichts, was andere Leute interessierte. Er war nicht hier, um sich an Häuser und Autos und Jobs und Ehe und Kinder und Fernsehen und den ganzen Scheiß zu versklaven.
    Er legte die Hand auf seinen Steifen, drückte ein wenig, eng in den Shorts. Jennifer starrte aus dem Fenster. Als sie ausstiegen, versuchte er, seinen Schwanz unter dem Gummizug zu verbergen und das T-Shirt drüberzuziehen. Sah vielleicht offensichtlich aus, und er wusste nicht, wie er seine Hände halten sollte, wusste aber auch nicht, was er sonst machen sollte, und seine Tante und seine Mutter sahen ihn sowieso nicht an.
    Suzie-Q, sagte seine Großmutter, als sie hereingeschlurft kamen. Sie sah wirklich nicht alt aus. Es leuchtete überhaupt nicht ein, dass sie hier war. Alle warteten darauf, dass sie starb, aber das konnte noch lange dauern, zwanzig Jahre oder länger. Sie war erst einundsiebzig.
    Sie umarmte Galens Mutter, und sie umarmte Galen. Fest.
    Mein hübscher Enkel, sagte sie. Bereitest du dich aufs College vor?
    Diesen Herbst nicht, murmelte Galen. Ich warte noch ein Jahr.
    Na, sagte sie. Das ist eine gute Idee, finde ich. Wir sprachen ja darüber. Ein Jahr aussetzen. Erst mal die Welt sehen.
    Galen konnte weder seine Tante noch Jennifer ansehen. Seine Großmutter drückte ihn noch einmal fest an sich, dann ließ sie ihn los.
    Komm, setz dich, sagte seine Großmutter. So nett, dass ihr mich alle besucht.
    Es gab keinen Platz zum Sitzen. Einen Stuhl in der Ecke, dann die beiden Betten mit ihren Vorhängen, in einem die alte Frau mit den feuchten Augen, die jetzt Galen anlächelte.
    Setzt euch auf mein Bett, sagte seine Großmutter. Sie taten wie geheißen, was bedeutete, dass sie in alle Richtungen blickten, voneinander weg, die Rücken starr wie die halb eingegrabenen Steine von Stonehenge, wartend. Galens Großmutter nahm den Stuhl aus der Ecke und trug ihn zum Bett, um sich zu setzen.
    Da seid ihr alle, sagte sie lächelnd.
    Wie geht es dir, Mom?, fragte Galens Mutter.
    Ach, gut, sagte sie. Wie lange ist es her, dass ihr mich besucht habt? Ein Jahr? Und ist das Jennifer?
    Natürlich ist das Jennifer, fauchte seine Tante. Und es ist erst einen Monat her. Höchstens.
    Suzie-Q besucht mich jeden Tag. Galen auch, obwohl er sich aufs College vorbereiten muss, im Herbst geht's los. Sie lächelte ihn an, dieses neue, fremde Gesicht mit den dritten Zähnen, nicht das Gesicht, mit dem er aufgewachsen war. So ist das, sagte seine Großmutter. Wie nett.
    Ich möchte mit dir reden, Mom, sagte Galens Tante. Über das Treuhandvermögen und über die Collegegebühren für Jennifer. Sie kommt jetzt in die Abschlussklasse,und dann geht sie aufs College, und darum müssen wir uns kümmern.
    Ach, das hat noch viel Zeit.
    Ich möchte aber jetzt darüber reden, Mom.
    Das ist vielleicht etwas früh, sagte Galens Mutter. Das hat doch bestimmt bis zum Spätherbst Zeit? Oder sogar bis zum Winter.
    Halt den Mund, Suzie-Q.
    Hör auf damit, Helen. Nicht in diesem Ton mit deiner Schwester. So warst du schon immer.
    Galens Tante atmete tief ein und schloss die Augen.
    Ich dachte, fürs College ist kein Geld da, sagte Galen. Gibt es Geld fürs College?
    Ach, ich habe kein Geld, sagte seine Großmutter.
    Das stimmt, sagte Galens Mutter. Es ist gerade genug da für dieses gute Altersheim.
    Galens Tante senkte kopfschüttelnd den Blick. Das widert mich an, sagte sie. Das widert mich so an, dass ich es gar nicht aussprechen kann. Die geballten Fäuste im Schoß. Lügen mein ganzes Leben lang. Alle beide. Nichts als Lügen.
    Hör auf, Helen.
    Weil ich böse war. Helen hat die Wahrheit gesagt, und weil wir die Wahrheit hassen, hassen wir Helen.
    Hör auf, sagte Galens Großmutter wieder. Du bist schrecklich. Nie gibst du Ruhe.
    Stimmt. Ich war immer die Schlimme. Ich bin es, die man prügeln muss, nachdem du verprügelt wurdest. Aber nie Suzie-Q. Nie die kleine Suzie-Q. Dank Suzie-Q können wir so tun, als wären wir gut.
    Mom, das müssen wir uns nicht anhören. Ich gehe mit dir in den Garten. Sie stand auf, ging zu ihrer Mutter, und flugs waren die beiden zur Tür raus.
    Galen hörte den zittrigen Atem seiner Tante, wütend. Und sie kriegt alles im Testament. Alles .
    Was soll das

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