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Dreck: Roman (German Edition)

Dreck: Roman (German Edition)

Titel: Dreck: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Vann
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sagte er. Genau das hatte seine Großmutter jeden Tag gesagt, bevor seine Mutter sie ins Altersheim steckte.
    Seine Mutter versuchte, ihn zu ignorieren, was ihr nicht immer gelang. Vor allem Kürbis, sagte er.
    Seine Mutter hielt sich für eine gute Mutter und eine gute Tochter und einen guten Menschen, also verkniff sie sich hässliche Worte. Sie sah angeschlagen aus, das Gesicht düster, kein Lächeln mehr.
    Wenn ich doch bloß nicht ins Altersheim gesperrt wäre, sagte er. Dann könnte ich noch mal Kürbiskuchen essen.
 
    Galens Großmutter war bei bester Gesundheit, nur am Gedächtnis haperte es. Suzie-Q, sagte sie, als Galens Mutter hereinkam. Sie umarmten sich, und dann war Galen dran.
    Galen mochte keine Umarmungen. Seine Familie bestand nur aus Frauen, und dauernd umarmten sie ihn, viele Male am Tag. Er hätte es vorgezogen, in seinem ganzen Leben nie wieder umarmt zu werden.
    Sieh einer an, sagte sie. Mein hübscher Enkel. Bereitest du dich aufs College im Herbst vor?
    Galens Oberarme steckten fest in ihren Händen. Er versuchte, seine Arme locker zu lassen, als gehörten sie jemand anders. Aber sie ließ nicht los. Ihr Gesicht war sehr nah. Ein anderes Gesicht als vor einigen Monaten. Neue Zähne, irgendwie hatten die ihr Gesicht vollkommen verändert, es runder, weicher und fremd gemacht. Als wäre sie nie seine Großmutter gewesen, sondern jemand anders, der sich darin versteckte.
    Diesen Herbst nicht, sagte er schließlich. Ich warte noch ein Jahr.
    Sie betrachtete ihn eingehend, musterte Gesicht und Augen, versuchte vielleicht, sich zu erinnern. Nicht erinnern konnte sie sich daran, dass dies sein fünfter Aufschub war. Ja, sagte sie. Ja, natürlich, warte noch ein bisschen. Wir haben ja darüber gesprochen. Immer eine gute Idee. Vielleicht ein bisschen reisen, erst mal die Welt sehen.
    Das Phantasie-Jahr in Europa, der gut betuchte junge Mann mit dem kleinen Koffer, der in Ozeandampfer und Züge stieg und in hundert alten Kammern die Fensterläden aufstieß, um über Türme und Steine zu blicken. Im Leinenanzug, in Cafés, plaudernd in einem halben Dutzend Sprachen. Galen war wütend, weil es hätte sein können. Wenn er einen Vater und eine normale Mutter gehabt hätte, Eltern mit Arbeit und eine Großmutter ohne Gedächtnisverlust, hätte das überschüssige Geld seiner Großmutter die Phantasie verwirklichen können. Stattdessen ging es für das Altersheim drauf, für Autolack und für eine Mutter, die nie arbeiten würde.
    Mom, du reißt Galen die Arme aus.
    Ja nun, sagte seine Großmutter und ließ los. Weißt du, dass du mein Lieblingsenkel bist?
    Weißes Haar, das sich in einem Bob wellte, blaue, noch immer strahlende Augen. Bevorzugung war eigentlich nicht sehr nett, aber er mochte seine Großmutter. Er hatte sie immer lieber gemocht als alle anderen.
    Danke, Grandma, sagte er. Du bist meine liebste Grandma.
    Hm, sagte sie und umarmte ihn wieder.
    Das Zimmer war sehr klein, und Galens Großmutter teilte es mit einer älteren Frau, die ans Bett gefesselt war. Ihre Augen waren immer feucht, und jetzt lächelte sie Galen an und sah aus, als würde sie weinen.
    Vielleicht sollten wir spazieren gehen, sagte Galen. Er musste aus diesem Zimmer raus. Linoleumböden und schlichte weiße Wände, Plastikvorhänge um die Betten. Ein Ort zum Sterben, aber seine Großmutter war gesund. Ein Doppelzimmer, weil seine Mutter so viel wie möglich vom Treuhandvermögen sparen wollte, und es war nicht klar, ob seine Großmutter sich daran erinnerte, dass sie Geld hatte.
    Gute Idee, sagte seine Mutter. Wir machen einen Spaziergang im Garten.
    Den Letzten beißen die Hunde, sagte seine Großmutter.
    Also veranstalteten sie ein kleines Wettrennen in den Garten. Winkten den Schwestern im Korridor zu, als würden sie für immer verschwinden. Galens Mutter mit einem Lächeln, weil sie etwas Besonderes waren. Sie war zu gern etwas Besonderes.
    Ah, atmete sie aus, als sie den Garten erreichten und das Rennen beendet war. Sie nahm ihre Mutter beim Arm und beugte sich zu ihr. Das hat Spaß gemacht, nicht wahr?
    Der Garten ein Betonhof mit Pflanzkübeln auf Rädern. Sie waren beweglich, also war es nie derselbe Garten. Keine der Pflanzen war höher als eineinhalb Meter, Schatten gab es nicht.
    Galen Großmutter schenkte ihm ein breites Lächeln. Er wollte es erwidern, aber es fühlte sich an wie ein windschiefes Grinsen mit geschlossenem Mund, ein bisschen gedehnte Haut. Vielleicht hatte er eine andere Wangenmuskulatur. Von

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