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Drecksau

Drecksau

Titel: Drecksau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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verschwand und die Dateien gelöscht wurden. Zuerst verdächtigte ich ... gewisse Leute. Aber ich wußte, daß die betreffende Person es gelesen haben müßte, und das hätte ich bemerkt. Natürlich hatte ich noch eine Kopie auf meiner Festplatte zu Hause, also sind mir dadurch keine großen Ungelegenheiten entstanden. Man kann nie vorsichtig genug sein, eh! Vielleicht schreibe ich es doch zu Ende und schicke es an eine Produktionsfirma. Ein verrückter Traum, aber wer nicht wagt, eh?
    – Aye ... das ist gut ... daß du das gemacht hast ... Ich meine, daß du andere Interessen ...
    – Aye. Die Polizei hängt mir zum Hals raus. Steht mir bis hier, er hält einen Lederhandschuh militärisch grüßend an die Stirn.
    – Clell hat Recht. Die Polizei verschwendet zuviel Zeit damit, Menschen zu dämonisieren, die bloß in Ruhe leben wollen. Die Gesellschaft hat sich verändert, aber die Gesetzgebung hat damit nicht Schritt gehalten; also müssen wir, die Trottel, die die Gesetze durchführen, alles ausbaden. Mir reicht's. Es gibt genügend echte Kriminelle einzulochen, als daß man auch noch dumme Kinder bloß weil sie Hasch rauchen oder ein paar Pillen verkaufen in den Knast schicken muß, wo sie dann zu vollwertigen Verbrechern ausgebildet werden. Man kann Menschen nicht wegen einer Konsumentenentscheidung kriminalisieren. Da kann man sie ja gleich einsperren, weil sie lieber Cornflakes statt Müsli essen. Das ist doch alles Blödsinn, schüttelt er den Kopf. – Na, wie auch immer, ich muß los.
    Angst schnürt mit die Brust ein. Ich will, daß er bleibt. Nein, ich will, daß er mir etwas verrät. Ich muß ihn fragen.
    – Eine Frage, Boss. Was wird aus dem Kerl in deinem Drehbuch ... dem, äh, rassistischen Cop?
    – Soweit bin ich noch nicht, Bruce. Vielleicht kannst du mir ja dabei helfen! grinst er. – Egal, der Sozialdienst wird bald hier sein. Wie schon gesagt, versuch, dich nicht unterkriegen zu lassen.
    Toal verläßt mich. Ein guter Mann.
    Wir sind allein. Wir schalten den Fernseher ein. Es läuft nichts Vernünftiges.

    Rhona.
    Wir müssen an Rhona denken. Der haßerfüllte Pöbel hat mich daran erinnert, immer der haßerfüllte Pöbel. Da waren die Leute aus der Zechensiedlung und dann Gormans und Setteringtons Schläger. Dazwischen ein anderer pöbelnder Mob. Welcher?
    Nein, es bringt uns nichts, daran zu denken.

    – Komm vorbei, wenn du willst, sage ich am Telefon zu ihr, – komm ruhig vorbei, wenn du willst.
    Ich leg den Hörer auf, und mir wird klar, daß ich nicht einmal weiß, mit wem ich gesprochen habe. Bunty? Chrissie? Shirley? Die Frau vom Sozialdienst? Carole?
    Nee, Carole war es nicht.
    Ich sitze da und begutachte den Ausschlag auf meinen Schenkeln. Ich habe mit einem Filzstift die äußeren Ränder der infizierten Hautpartien nachgezogen. Auf die Weise werde ich die Geschwindigkeit berechnen können, mit der die Infektion sich ausbreitet. Wenn ich meine gesamte Hautoberfläche ausrechnen könnte, könnte ich daraus schließen, wie lange es dauern wird, bis das Ekzem meinen ganzen Körper bedeckt.
    Diesem abgerückten Rossi werd ich's zeigen. Ich werde die Information haben, ehe dieser nutzlose Quacksalber an sie rankommen kann. In drei Jahren, vier Monaten, zwölf Tagen und sechseinhalb Stunden wird Ihr Patient, Détective Sergeant Bruce Robertson, nein, nun doch nicht Détective Inspector, Détective Sergeant Bruce Robertson ein einziges, großes, eiterndes Stück Schorf sein.
    Ist das ne Neuigkeit?
    Sie stellen meine Berechnungsmethode in Frage? Meine Methoden sind meine Methoden sind meine Methoden. Ich scheiße auf alle anderen.
    Ich stehe auf und gehe zum Fenster. Da ballen sich Schneesturmwolken zusammen.

     
    Rhona!
     
    Carole!
     
    Stacey!
     
    Ich hole ihr Foto heraus und stelle es zurück auf das Sideboard. Sie trug immer eine Zahnspange, die Kurze. Hat die Zähne wirklich geradegerichtet. Eine gute Entscheidung, obwohl ich anfangs dagegen war. An ihrem Bein hat sie allerdings nie was getragen.
    Die Küche stinkt entsetzlich. Da muß irgendwas drin gestorben sein. Ich öffne die Hintertür. Es ist kalt, und ich habe nichts als meine Boxershorts und meinen offenstehenden Bademantel an, aber es ist schön, wieder Schnee fallen zu sehen. Wie in White Christmas mit Bing Crosby und Danny Kaye, wo sie die Verandatüren im Ferienhotel des Generals öffnen, und der Schnee rieselt herab, und sie fangen an zu singen, und dann kommt der Abspann. Ich trinke an einem weiteren Old Purple Tin,

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