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Drecksau

Drecksau

Titel: Drecksau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Wahren.

    Und die unbesiegbaren Übermenschen der weißen Rasse Kaledoniens werden auf Erden herrschen ... wie auf dem Album von dieser miesen Heavy-Metal-Band ... wie hießen die Wichser noch ...

    Carole, du, wie du dastehst, während ich völlig betrunken und zu-gekokst deine Finger nach hinten biege, und mich mit deinen großen Augen ansiehst, längst über jede Furcht hinaus, und ich mich an einen Grund zu erinnern versuche, damit aufzuhören, versuche, etwas zu fühlen, das mich aufhören läßt, ehe es knack macht
     
    knack macht
     
    und dein Schrei klingt jetzt anders; gebrochener und verzweifelter denn je, du kriegst es zu fühlen, aber ich selbst fühle immer noch
     
    nichts.
     
    Was war das für ein Gefühl für Sie?
     
    Aber es war nicht ich, der das getan hat. Wir alle tragen einen Teil der Schuld daran.
    Wir kommen mit dieser Leere nicht zurecht. Wir kennen sie zu gut, um uns von ihr außer Gefecht setzen zu lassen. Aber es ist so kalt. Die Gasheizung scheint verreckt zu sein. Die Zündflamme ist ausgegangen. Carole konnte sowas reparieren. Wir, ich, wir erwägen, Feuer im Kamin zu machen, aber irgendwie ist das zu stressig: das Kohlenholen, die Suche nach Feueranzündern (ist eine neue Packung da?), das Entfachen, das Anzünden.
    Nein.
    Wir haben ein paarmal an Tom Stronachs Tür geklopft, aber es macht niemand auf. Einmal haben wir den Fernseher gehört, daher wissen wir, daß Julie zu Hause ist. Das Neujahrsspiel. Da spielt Stronach wahrscheinlich mit. Nein, doch nicht: in der Zeitung stand, er sei nicht aufgestellt. Aber ich vermute, anwesend wird er trotzdem sein. Ganz sicher. Wir wagen uns zu Safeway, um Lebensmittel einzukaufen.
    Wir können beim Gehen den Kopf nicht bewegen.
    Wir hören unsere Atemzüge in der kalten Luft: rhythmisch, keuchend. Es versetzt uns in eine Art Trance. Noch leben wir. Wir sind im Supermarkt. Atmend.
    Die Dosen und Packungen in den Regalen sind nur Formen und Farben für uns. Wir können die Waren nicht erkennen, die Etiketten nicht lesen. Wenn wir von jedem eins nehmen, besteht immerhin die Chance, daß genug dabei ist, was wir brauchen.
    Das hier.
    Und das.
    Und das.
    – Détective Ser ... Mister Robertson höre ich eine Stimme neben mir.
    Als ich mich umdrehe, sehe ich sie, eine Frau. Sie sieht...
    ... sie lächelt mich breit an. Sie hat schöne Haare, und ihre Zähne sind ganz weiß. Sie trägt Jeans und einen beigefarbenen Sweater mit Polokragen unter einer braungefütterten Lederjacke. Ihre Augen sind traurig.
    Wer ist sie? Ich bin bedröhnt und wie besoffen durch den Mangel an Schlaf und all die Stimmen in meinen Kopf, die lautstark um Aufmerksamkeit buhlen ... um Anerkennung ...
    Ich kann nichts weiter sagen als: – Wie geht es Ihnen?
    – Nicht schlecht... nicht gut, ihr Gesicht verzieht sich, und sie lacht bitter. Ich sähe sie wirklich gern wieder lächeln. Sie sieht so wunderschön aus, wenn sie lächelt. – Ich vermisse ihn so. Warum müssen immer die Guten so früh sterben? fragt sie mich, und sie fragt das allen Ernstes, als ernstgemeinte Frage, und sieht mich an, als glaubte sie, daß ich vielleicht die Antwort wüßte.
    – Eh ... ich ... eh ...
    Jetzt sieht sie mich erst richtig. Sie sieht die Stützmanschette um meinen Hals, den ich mir beim Sturz verletzt habe. Sie sieht das Sechserpack Old Purple Tin in meinem Einkaufskorb. Das hatte ich gar nicht bemerkt. Es ist, als wären sie einfach aus eigener Kraft da reingehüpft. Sie sieht mich jetzt. Sie sieht einen Penner mit Vier-Tage-Bart in stinkendem Mantel, verdreckter Hose und ausgelatschten Turnschuhen.
    – Sind Sie in Ordnung? fragt sie.
    – Eh? Ach das, lache ich und sehe an mir herab. – Verdeckte Ermittlung, flüstere ich im Verschwörerton.
    – Ist das nicht etwas extrem für Ladendiebstahl?
    – Ha! Hier geht's nicht um Ladendiebstahl. Ich ermittle hier wegen eines großangelegten Firmenbetrugs. Ich deute mit einem Kopfnicken zu den Angestelltenbüros hinten im Supermarkt.
    – Verstehe, sagt sie unbestimmt, als ihr Sohn herüberkommt und sich neben sie stellt. – Du erinnerst dich doch an Mister Robertson. Den Polizisten. Er hat versucht, deinem Vater zu helfen.
    – Hiya, sagt der kleine Kerl lächelnd, aber als er mich richtig ansieht, weicht er einen Schritt zurück. Ich rieche meine Hose. Mieft unter dem Mantel hoch bis in meine Nase.
    – Ist schon gut, Euan. Mister Robertson macht Detektivarbeit. Er ist als Obdachloser verkleidet. Das muß aufregend sein, verdeckt zu

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