Drecksspiel: Thriller (German Edition)
eine Mordswut obendrein. Und deshalb würde er …
Verfickte Scheiße!
Er blieb auf der Schwelle stehen. »Sagen Sie, Frau Bodenbender, benötigen Sie Ihren Wagen?«
»Ach, Herr Risse«, über ihre schmalen Lippen kam ein leidgeprüftes Seufzen, »Sie wissen doch, ich fahre nicht mehr gerne. Für eine alte Frau wie mich ist der Verkehr …«
»Also brauchen Sie ihn nicht?«
»Ist Ihrer wieder in der Werkstatt?«
Nein, er stand keine 500 Meter von einem Tatort entfernt. In Niederschönhausen. Am Arsch der Welt. »Frau Bodenbender, es ist sehr dringend, dürfte ich …?«
»Aber natürlich.« Langsam wie eine Schildkröte schlich seine Nachbarin in ihre Wohnung.
Toni trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen, während er auf ihre Rückkehr wartete. Er riss ihr den Autoschlüssel aus der Hand und rannte aus dem Haus.
*
Für einen Augenblick hatte es David die Sprache verschlagen. Er forschte in der Miene des Jungen nach einem verräterischen Hinweis, aber Axels übernächtigtes, zugekifftes Gesicht hätte eine Lüge kaum verbergen können.
»Noch mal«, sagte David, »deine Freundin …«
»Exfreundin!«
»Sie ist also mit diesem Typen weggefahren?«
»Ja.«
»Nicht in einem Taxi?«
»Mann, sind Sie schwerhörig?«
»Und Maria, ihre Freundin?«, fragte David.
»Die auch. Beide sind sie mit ihm weggefahren. Aber was hat das mit …?«
»Kanntest du den Typen?«
»Nee.«
»Hast du gesehen, was für ein Auto er fuhr?«
»War mir egal.«
David machte auf dem Absatz kehrt.
»Hey«, rief Axel ihm hinterher, »wollen Sie mir nicht endlich sagen, was los ist?«
Doch David war bereits unten angelangt und trat auf die Rigaer Straße. Berufstätige trotteten wie Lemminge zur S-Bahn-Station an der Frankfurter Allee.
Frustriert suchte er die nächstbeste Backstube auf und erwarb ein belegtes Brötchen und einen Kaffee. Er aß und trank im Wagen bei herabgelassener Seitenscheibe, aber nicht die leiseste Brise bewegte die Luft.
Warum hatte Shirins Freundin ihm wieder nicht die ganze Wahrheit gesagt? Wer war der Typ, mit dem die beiden Mädchen am Dienstagabend die Heimfahrt angetreten hatten? Was hatten sie noch vor ihren Eltern verborgen?
David biss in sein Brötchen. Käse klebte ihm an den Zähnen. Frisch ist was anderes ,dachte er und spülte den Käse mit Kaffee runter. Er nahm sein Handy zur Hand. Der Anrufer vorhin war Richard gewesen. David wählte seine Nummer.
»Weißt du es schon?«, begrüßte ihn Richard.
»Was? Hat man Shirin gefunden?«
»Nein, nicht Shirin.« Richard machte eine Pause. »Horst. Er ist tot.«
Davids Nackenhaare richteten sich auf.
»Er hat Selbstmord begangen.«
»Blödsinn!«
»Das hat man mir zumindest gesagt.«
Die warme Luft im Wagen schnürte David den Atem ab.
»Bist du noch dran?« Richards Stimme drang wie aus einer anderen Welt zu ihm. Oder aus einem anderen Leben.
David legte auf.
*
Hannahs Kopf wirbelte herum.
Hinter ihr stand der Fremde und streichelte ihren Nacken.
Angewidert drehte Hannah ihren Kopf zur Seite. Seine Hand glitt zu ihren nackten Schultern hinab.
»Bitte«, stammelte sie, »bitte nicht.«
Er berührte die dünnen Träger ihres Nachthemds.
Hannah wurde schlecht. »Mein Mann, er wird …«
Ohne von ihr abzulassen, trat der Fremde um sie herum.
»… er wird das Lösegeld bezahlen …«
Er legte seinen Zeigefinger über ihre Lippen.
»… er wird das Geld bezahlen und dann …«
Der Druck auf ihren Mund erhöhte sich. »Sei still!«
»Aber …«
»Ich sagte, du sollst still sein!« Hannahs Kopf wurde von einem brutalen Schlag zur Seite gerissen. Die Schmerzen hinter ihrer Stirn explodierten. Um ein Haar verlor sie die Kontrolle über ihre Blase. Sie atmete in schnellen, tiefen Zügen. Ihre Wange brannte.
Drohend blickte der Mann auf sie herab.
Was wollen Sie von mir? ,schrie es in Hannah. Was haben Sie vor?
Aber selbst wenn sie gewollt hätte, sie bekam keinen Ton mehr heraus. Sei still! Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie blinzelte sie weg. Nicht dass dieser Mistkerl sich noch an ihrer Panik ergötzte.
Du wirst alles klaglos ertragen ,beschwor sie sich, solange Millie gesund und munter ist.
Trotzdem sträubte sich alles in Hannah, während der Fremde ihren halbnackten Körper begaffte, gierig wie ein Wolf ein Stück Fleisch. Er vergrub die Hand zwischen seinen Beinen, rieb sich vulgär im Schritt, bevor er seine Finger unter Hannahs Nase hielt.
»Riechst du das?«, fragte er.
Instinktiv drehte sie den
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