Drecksspiel: Thriller (German Edition)
würgte den Motor ab. »Fuck, Alter, was soll die Scheiße?«
Ruckelnd blieb das Cabrio stehen, wenige Zentimeter vor dem SUV, dem in derselben Sekunde zwei Muskelprotze entstiegen.
Pedro stieß einen Fluch aus.
Aki duckte sich, als die beiden Stiernacken die BMW-Türen aufrissen. Der mit der Stachelfrisur befahl: »Raus!«
Pedro rieb sich die Stirn. »Bruno …«
»Raus!«, schnauzte Bruno. »Oder soll ich nachhelfen?«
Pedro sprang aus dem Wagen, denn wenn er eines nicht brauchte, dann Brunos Hilfe.
Das Kraftpaket zeigte zum SUV.
»Bruno, können wir nicht …?« Pedros Stimme erlahmte, als er in das unnachgiebige Gesicht des Hünen blickte. Mit hängenden Schultern rutschte er auf den Rücksitz des großen Wagens.
Aki nahm neben ihm Platz. »Ey, Alter, was …?«
»Sei still!«
»Aber …«
»Halt einfach die Fresse!«, fuhr Pedro ihn an. Es war immer das Gleiche: Mit Aki hatte er nur Scheiße am Hals. Und diesmal sogar richtige Scheiße.
Bruno zwängte sich hinters Steuer des SUV. Der andere Muskelprotz folgte ihnen mit dem Cabrio.
Pedro schämte sich für sein Gejammer, aber er konnte nicht anders, er musste einen letzten Versuch starten. »Können wir das nicht einfach vergessen?«
Der Hüne würdigte ihn keiner Antwort.
»Ach, Mann.« Pedros Stimme bekam einen weinerlichen Klang. »Das ist doch …« Den Rest verschluckte er, als sich sein Blick im Rückspiegel mit dem aus Brunos kalten Augen kreuzte.
Für den Rest der Fahrt hielt Pedro den Mund. Die Sonne hing über den Dächern. Die Nacht war vorbei. Sie endete, wie sie begonnen hatte: Scheiße.
*
David erwachte von einem Schuss. Instinktiv duckte er sich zur Seite. Seine rechte Hand griff zur Waffe – nur dass deren Halfter nicht am Gürtel hing. Schon seit fünf Jahren nicht mehr. Für einen Augenblick hatte er keine Ahnung, wo er sich befand.
»Hey!« Jemand klopfte gegen die Seitenscheibe seines Clio.
Er richtete sich auf. Von der verkrampften Haltung, in der er geschlafen hatte, war sein linker Arm halb taub, sein Nacken verspannt. Sein Kopf schmerzte. Er brauchte eine Weile, bis er begriff, dass das leise Rauschen in seinen Ohren nur die Autolautsprecher waren. Das Radio war nach wie vor eingeschaltet, die Wiedergabeliste seines iPhones seit Stunden zu Ende.
Ein weiterer heißer Tag war angebrochen, der Himmel wolkenlos blau.
Wieder pochte es am Fenster. Eine Frau im Business-Kostüm wies zur Toreinfahrt, die er mit seinem Wagen versperrte. »Ich muss zur Arbeit.«
Er nickte der Frau entschuldigend zu und drehte den Schlüssel. Weil die Zündung leierte, befürchtete er schon, die Autobatterie wäre leer, doch dann sprang der Motor an.
Wenige Meter weiter fand David eine freie Parklücke direkt vor einem Mini Afro Shop ,in dem er einen Kaffee und einen Bagel erwarb. Der Kaffee war lauwarm, dämpfte aber immerhin seine Kopfschmerzen. Den zähen Bagel entsorgte er nach wenigen Bissen in einem Abfalleimer.
In der Tür der Hausnummer 58 erschien die alte Dame von letzter Nacht. David half ihr mit ihrem Rollator die Stufen zum Bürgersteig hinab. Zum Dank bedachte sie ihn mit einem grantigen Blick.
Bevor die Haustür wieder ins Schloss fiel, huschte er ins Treppenhaus. In der ersten Etage klingelte er. Einmal, zweimal, dreimal. Eine halbe Minute später hörte er jemanden in die Gegensprechanlage murmeln: »Ja, hallo?«
David klopfte. Die Holztür öffnete sich einen Spalt. Süßlicher Rauch zog ins Treppenhaus, vermischt mit den Ausdünstungen einer durchzechten Nacht. Axel Gödde linste müde hervor. Er trug nur Boxershorts. »Ja?«
»Ich möchte mit dir über Shirin reden.«
»Hä?«
»Und über den vergangenen Dienstag.«
Der Junge kratzte sich gähnend den Schritt. »Wieso?«
»Ich denke, du weißt warum.«
»Nee, Mann, und es ist mir auch egal.« Axel wollte die Tür zuschlagen, doch David war schneller. Er presste seine Hand gegen das Holz. »Pass auf, entweder wir reden jetzt oder …«, er schniefte laut, »… deine Wohnung wird auf Drogen gefilzt, noch ehe du bis drei gezählt hast.«
Endlich kam Leben in Axel. »Sind Sie Bulle oder was?«
»Im Augenblick noch dein Freund.« Mit der freien Hand hielt David ihm das iPhone vor die Nase. Er tippte 110.
Axel rührte sich nicht, schien zu überlegen, was ihm in seinem bekifften Zustand sichtlich schwerfiel. Langsam fragte er: »Was wollen Sie?«
»Ich will wissen, wo du am Dienstagabend gewesen bist.«
»Warum?«
Davids Finger senkte sich auf das
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