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Drecksspiel: Thriller (German Edition)

Drecksspiel: Thriller (German Edition)

Titel: Drecksspiel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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Peter.
    »Ein Selbstmord. Der Name ist Horst Reinhold. Ich brauche den Polizeibericht und den Befund der Rechtsmedizin.«
    »Oh Mann, geht es nicht noch …?«
    »Und alles, was ungewöhnlich ist.«
    »Ungewöhnlich? Hier in Berlin?« Peter lachte freudlos.
    David schaltete sein Handy aus. Er stieß die Tür zur dritten Etage auf. Die ersten Male hatte er sich in den verzweigten Gängen des V-förmigen Klinikums wiederholt verlaufen. Inzwischen fand er den Weg zur Intensivstation auf Anhieb.
    Die Krankenschwester lächelte, als sie ihn erkannte. Sie öffnete ihm die Schleuse, in der er sich die vorgeschriebene Schutzkleidung überstreifte und seine Hände am Waschbecken mit Desinfektionsmittel einrieb. Er durchschritt den langen Gang, von dem alle paar Meter Krankenzimmer abzweigten. Ärzte, Pfleger und Besucher eilten umher.
    Vor der Tür zum Krankenzimmer 343 blieb David stehen. Er hatte keine Ahnung, wie oft es ihn in den zurückliegenden anderthalb Jahren hierher verschlagen hatte. Aber er wusste, dass es ihm nicht ein einziges Mal gelungen war, den Raum ohne Zögern zu betreten.
    Er gab sich einen Ruck.
    Die Vorhänge waren vor die Fenster gezogen, damit die Sonne nicht auf das Bett schien. Die Lampe auf dem Nachtschränkchen verbreitete warmes Licht, trotzdem wirkte die regungslose Gestalt zwischen den surrenden Geräten blass und zerbrechlich.
    David berührte die kleine, kalte Hand, die auf der Bettdecke ruhte.
    »Hallo, Jan«, sagte er.
    Der Junge schlug die Augen auf. »Papa.«
    *
    Pedro wäre am liebsten in den Polstern des Sessels versunken. Das Schweigen seines Onkels war unerträglich.
    Dieser hatte eine Zeitung vor sich auf dem Schreibtisch ausgebreitet und gab vor, sie zu lesen, während Stille den Raum füllte, die ganz ohne Worte einschüchterte.
    Pedro hatte diese Methode seines Onkels bereits mehrfach am eigenen Leib erfahren und deshalb längst durchschaut. Dennoch kam er gegen das beklemmende Gefühl nicht an. Um sich abzulenken, schaute er aus dem Fenster hinaus auf den Alex. Die Welt da draußen kam ihm unerreichbar fern vor.
    Aki schien es ähnlich zu gehen, sein Kumpel rutschte unruhig auf dem Stuhl herum.
    »Jungs.« Pedros Onkel schaute lächelnd auf. Die Goldkette um seinen Hals rasselte. »Ich freue mich, euch zu sehen.«
    »Ich freue mich auch, dich zu sehen, Onkel«, erwiderte Pedro artig.
    Aki nickte. »Ey, ja, ich mich auch.«
    »Es ist noch früh. Wann müsst ihr zur Arbeit?«
    »Später«, antwortete Pedro, was natürlich eine Lüge war. Eine Lüge, die sein Onkel mühelos durchschauen würde, irgendwie wusste er immer über alles Bescheid.
    Pedro hatte beim letzten Mal, als sie hier im Büro beisammengesessen hatten, versprochen, sich um eine Arbeit zu kümmern, aber irgendwie …
    »Ist ja noch Urlaub«, sagte Aki.
    Pedros Onkel nickte verständnisvoll. »Ja, natürlich, ich vergaß.« Er lächelte noch immer, die Ruhe in Person, seine Stimme voller Nachsicht.
    Was zumindest Aki besänftigte. Er erwiderte das Lächeln.
    Pedro widerstand der Versuchung. Er kannte seinen Onkel nur zu gut, kannte seine vielen Gesichter, seine Masken.
    Um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen, betrachtete er angestrengt eine Skulptur, die neben dem Fenster hinter seinem Onkel stand, die abstrakte Büste eines jungen Mannes, die im Licht der einfallenden Sonne glänzte.
    Sie zeigte Samuel, Pedros Cousin, der vor ein paar Jahren bei dem Feuer im Hermano ums Leben gekommen war.
    Manchmal glaubte Pedro, dass er für seinen Onkel so etwas wie einen Ersatz für den verlorenen Sohn darstellte. Deshalb waren seine Erwartungen an ihn so hoch.
    Er nahm all seinen Mut zusammen. »Onkel, ich habe …«
    »Was habt ihr euch dabei gedacht?«, explodierte sein Onkel und ließ die Faust auf den Tisch krachen.
    Synchron zuckten die beiden Jungs zusammen.
    »Habt ihr geglaubt, ich hole euch da raus, wenn sie euch erwischen?« Sein Blick durchbohrte Pedro. »Hast du geglaubt, ich werde es immer und immer wieder tun?«
    Pedro spürte den verwunderten Blick seines Kumpels. Aki hatte keine Ahnung, wovon die Rede war, weil Pedro nie viele Worte über seine Kindheit in Portugal verloren hatte.
    Sein Vater war abgehauen, als Pedro gerade fünf gewesen war, einfach von einem Tag auf den anderen verschwunden. Pedros Mutter hatte das nicht verkraftet und ständig geschimpft oder vor sich hin geflennt. Pedro hatte es zu Hause kaum noch ausgehalten. Er war mit den Kumpels um die Ecken gezogen, hatte sich geprügelt, ein

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