Drecksspiel: Thriller (German Edition)
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»Ist ja gut! Ich war im Lido .«
»Und danach?«
»In der Fetten Ecke. «
»Was ist dort passiert?«
»Hey, jetzt schnall ich’s!« Die übernächtigte Miene des Jungen hellte sich auf. »Die blöde Schlampe hat mich angezeigt, richtig?«
David ließ ihn in dem Glauben. »Was hast du …?« Sein Handy summte. Flieg, flieg, fahr aus der Haut. Er drückte den Anrufer weg. »Was hast du nach eurem Streit gemacht?«
»Also, was jetzt? Hat sie mich angezeigt oder nicht?«
»Was hast du danach gemacht?«
»Hey, Mann, was hat das …?«
»Was?« , knurrte David.
Axel zuckte zusammen. »Ich bin … nach Hause gefahren.«
David entging sein kurzes Zögern nicht. »Bist du nicht.«
»Doch.«
David funkelte ihn düster an und wies mit einer Kopfbewegung drohend auf sein Handy.
»Hey, okay«, lenkte der Junge ein, »ich hab noch ’ne Weile vor der Kneipe gewartet. Auf der anderen Straßenseite. Dachte mir, vielleicht überlegt sie es sich noch anders.«
»Hat sie aber nicht.«
»Nee, die ist mit dem Typen weggefahren.«
»Mit welchem Typen?«
»Na, mit diesem Wichser, wegen dem wir uns gezofft haben. Der Arsch, der sie im Lido angegraben hat. Mit dem ist sie weggefahren.«
*
Toni rührte sich nicht vom Fleck. Vor dem Fenster rumpelte die U-Bahn vorbei. An seiner Tür pochte es erneut.
Er schlich zum Türspion. Zuerst sah er nur einen dunklen Schatten. Dann lichtes graues Haar und ein faltiges Gesicht. Seine Nachbarin, die alte Bodenbender, hob gerade ihre gichtigen Finger zu einem weiteren Klopfen. Sie hielt inne, als Tonis Handy klingelte.
Leise fluchend pirschte er zum Telefon. Seine Ex. Er ließ es klingeln und lugte wieder durch den Türspion.
Die Bodenbender stand im Korridor, ihre Hand hinterm Ohr, das sie lauschend an Tonis Wohnungstür legte.
Er hielt die Luft an.
Als sein Handy verstummte, warf sie ihre runzelige Stirn in noch tiefere Falten. Endlich schlurfte sie davon.
Toni atmete durch, stopfte das Telefon in die Hose und ging in die Küche. Er durchsuchte die Schubladen nach Zigaretten, konnte aber keine finden. Scheiße! Er brauchte was zu rauchen. Wenn er rauchte, hatte er ein Gefühl von Kontrolle, ein Gefühl, das ihm seit gestern Abend mehr und mehr abhandenkam. Mit jeder Stunde, die verging, entglitt ihm sein Leben ein Stück weiter und er konnte nichts dagegen tun.
Erschöpft sank er auf die Couch. Sein müder Blick fiel auf das Tütchen.
Er legte sich zwei Spuren zurecht, rollte einen Geldschein zu einem Röhrchen und sog das Koks tief in seinen Schädel. Er hielt sich die Nase, dann befeuchtete er seinen Zeigefinger, wischte die Reste des weißen Pulvers auf und verrieb es auf seinem Zahnfleisch.
Erst spürte er ein feines Kribbeln auf der Haut, das immer stärker wurde, bis die Müdigkeit plötzlich wie fortgeblasen war. In seinem Gesicht breitete sich ein angenehmes Gefühl entspannter Taubheit aus. Sein Kopf war wieder klar, seine Gedanken messerscharf.
Denk nach!
Was war passiert? Was bedeutete es? Was musste er als Nächstes tun?
Konzentrier dich!
Der Mord an Leyla. Kurz nachdem er aus dem Puff getürmt war. Nachdem die beiden Kraftprotze ihm aufgelauert hatten, der Lundgren-Klon und der Hulk. Miguel möchte dich sprechen.
Das war doch kein Zufall. Miguel Dossantos verließ sich niemals auf Zufälle. Diesmal allerdings hatte er die Rechnung ohne Toni gemacht.
Er sprang auf, stürmte ins Schlafzimmer. Dort warf er das Kokstütchen in die Schublade der Kommode und entnahm ihr stattdessen die Beretta. Eine unregistrierte, geladene Waffe, die er in einem unbeobachteten Moment während einer Razzia eingesackt hatte.
An der Garderobe streifte er sich eine dünne schwarze Sommerjacke über und trat hinaus in den Flur.
»Herr Risse!« Im Treppenhaus entleerte die alte Bodenbender gerade eine Gießkanne über einen Hibiskus.
Toni verbarg die Beretta in seiner Jackentasche.
»Herr Risse!« Die Greisin trippelte ihm entgegen. Sie trug einen weinroten Morgenrock, der ihr bis knapp unter die Knie reichte und ihre von Krampfadern durchzogenen Beine entblößte. Vervollständigt wurde ihr Aufzug von langen weißen Strümpfen, die in goldenen Pantoletten steckten. »Geht es Ihnen gut?«
»Natürlich.«
»Ich habe Lärm gehört und …«
»Bin nur gestolpert.« Er drängelte sich an ihr vorbei. Eine Wolke 4711 hüllte ihn ein. »Entschuldigung, ich hab’s eilig!«
»Haben Sie wieder einen«, sie schauderte, »einen Mord?«
Ja, er hatte einen Mord. Und
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