Drecksspiel: Thriller (German Edition)
Zusammenfassung.«
»Was möchtest du hören?«
»Besonderheiten.«
»Es gibt nichts, was am Tod von Horst Reinhold besonders wäre. Von den Umständen mal abgesehen.«
Ruben verließ die Bäckerei.
David ging noch etwas mehr hinter der Litfaßsäule in Deckung. »Welche Umstände?«
»Na, von der Autobahnbrücke vor einen LKW zu springen.«
»Auf welcher Autobahn?«
»Der 115. An der Avus.«
Ruben schlenderte vorbei an winzigen Cafés, Indie-Läden und einer Vielzahl verrammelter Geschäfte.
David folgte ihm. Er wich einem Hundehaufen auf dem Gehweg aus. »Und er ist tatsächlich gesprungen?«
»Laut der Kollegen vor Ort gibt es keine Kampfspuren. Auch der Obduktionsbericht enthält keine Hinweise auf Abwehrverletzungen. Und um deiner nächsten Frage zuvorzukommen: Nein, Alkohol oder Drogen waren auch nicht im Spiel.«
Das klang alles, als habe Richard recht und seine Sorge sei unbegründet, trotzdem wollte Davids mulmiges Gefühl nicht weichen.
Aber vielleicht lag das auch nur an der seltsamen Entwicklung, die dieser Entführungsfall nahm.
Ein paar Schritte voraus überwand Ruben einen Schutthaufen. Er zwängte sich durch Gestrüpp und marschierte über eine verwilderte Industriebrache einer Fabrikhalle entgegen.
»Bist du noch dran?«, fragte Peter.
»Ich muss auflegen!« David schaltete sein Handy aus und ging ebenfalls auf das Gebäude zu.
*
Millie lebt! Hannahs Erleichterung wog all die Qualen auf, die sie in den zurückliegenden Stunden hatte erleiden müssen.
Millie lebt! , dachte sie wieder und wieder, wie um sich aus diesem Hoffnungsschimmer einen Schutzschirm gegen das zu errichten, was ihr noch bevorstand.
Doch dann hob Hannah den Kopf in Millies Richtung und sah in das bleiche Gesicht ihres Peinigers, dessen eine Hand das blutige Messer hielt – und die andere ihre Tochter. Der Scheißkerl grabbelte ihr den Bauch, während sein düsterer Blick verächtlich auf Hannah ruhte, als wollte er ihr sagen: Und du kannst nichts dagegen tun! Wie zufällig schwang die Klinge über Millies winziger Kehle hin und her.
»Bitte«, würgte Hannah hervor, »bitte, nicht meine Tochter.«
Ein Lächeln glitt über sein Gesicht, während er beiseitetrat und Millie auf die Couch legte. Dann bückte er sich nach Hannah. Reflexartig zuckte sie zurück, vor lauter Angst, erneut an den Haaren herumgeschleift zu werden.
Diesmal packte er nur den Stuhl und richtete ihn mitsamt Hannah auf. Zu ihrer Überraschung zerschnitt er die Fesseln an ihren Händen. Ihre Arme baumelten kraftlos herab.
»Du solltest sie füttern.« Der Fremde reichte ihr Millie.
Hannah griff nach ihrer Tochter. Ihre tauben Hände folgten nur zögerlich dem Befehl. Fast wäre ihr der kleine Körper entglitten. Unbeholfen presste sie Millie an sich.
Als langsam wieder ein Gefühl in ihre Arme zurückkehrte, umschloss Hannah ihr Kind mit den Händen und vergrub ihr Gesicht in das flauschige Babyhaar. Sie zitterte wie elektrisiert. Sie küsste ihre Tochter, sog ihren süßen Duft ein. Hannah lachte vor Glück. Millie lebt! Sie lebt!
Sie bemerkte das Blut auf Millies Strampelanzug.
Was hat er getan?
Dann begriff sie, dass es ihr eigenes Blut war, mit dem sie ihre Tochter besudelte. Und noch etwas anderes fiel ihr auf – ein strenger Geruch, der Millies Windeln entwich.
»Ich muss sie wickeln«, brachte Hannah zögerlich hervor.
Der Fremde schwieg.
»Neue Windeln sind im Auto«, sagte sie.
Er warf seine bleiche Stirn in Falten. Kurz darauf verließ er den Raum.
Hannah lauschte seinen Schritten.
Ging er zur Haustür? Stand Philips Van noch in der Einfahrt? Und falls ja, was bedeutete das für ihren Mann?
Schranktüren klapperten in der Küche. Hannah entschied, dass dies nur Gutes bedeuten konnte. Dass nämlich kein Auto vor der Tür stand, weil Philip unterwegs war und das Lösegeld besorgte, um sie und Millie aus den Händen dieses Psychopathen zu retten.
Dieser kehrte zurück und drückte Hannah ein Paket Küchentücher in die Hand. Sie setzte zum Protest an, doch dann begnügte sie sich mit einem leisen: »Ich brauche etwas Wasser.«
Wortlos schob er den Plastikeimer zu ihr hinüber.
Hannah zog ihrer Tochter den Strampelanzug aus und nahm ihr die Windel ab. Sie reinigte sie mit Einwegpapier und etwas Wasser. Danach säuberte sie Millies kleinen Po. Sie wagte nicht, nach Puder oder Salbe zu fragen. Sie wickelte zwei Lagen Zewa und die alte Windel um Millie, bevor sie ihr wieder den Strampler überstreifte. Für den
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