Drecksspiel: Thriller (German Edition)
Durcheinanders stiegen Zweifel in ihm auf. Es würde eine Ewigkeit dauern, bis er sich durch die Klamotten und Einrichtungsgegenstände gewühlt hatte. Und es war nicht einmal sicher, ob er dabei finden würde, wonach er suchte. Er wusste ja nicht einmal, was es war. Und ob es sich überhaupt noch in der Wohnung befand.
Kurzerhand wählte er die Nummer der Spurensicherung.
Dr. Bodde meldete sich sofort. »Ja, Herr Risse?«
»Haben Ihre Kollegen bei der Durchsuchung der Wohnung des Mordopfers etwas gefunden?«
»Ich sagte doch schon, es dauert eine Weile, bis wir …«
»Tut mir leid«, unterbrach er sie. »Das war missverständlich ausgedrückt. Es ging mir darum, ob Ihnen etwas aufgefallen ist, das Ihnen merkwürdig erschien?«
»Merkwürdig?«
»Ich …«, er räusperte sich, »… wir glauben, dass der Einbrecher gezielt nach etwas gesucht hat.«
»Irgendeine Ahnung, was das sein könnte?«
»Nein.«
»Tja«, machte Dr. Bodde.
Enttäuscht beendete Toni das Gespräch. Vielleicht sollte er besser umkehren, nach einer anderen Spur suchen.
Und was für eine tolle Spur soll das sein? , fragte eine hämische Stimme in seinem Kopf.
Seufzend ging er hinüber ins Schlafzimmer und begann planlos, sich durch Leylas Heels, ihre Bikini-Tops, Shorts und Miniröcke zu wühlen.
Ihr Duft stieg in seine Nase, während er ihre Strapse in den Händen hielt, ihre Strümpfe, Slips, Spaghettiträger-Tops, eine wahre Flut an Kleidungsstücken. Einige hatte er sie tragen sehen, manche hatte er ihr ausgezogen.
Hatte sie außer diesen aufreizenden Klamotten eigentlich auch noch andere besessen? Er entdeckte einen zerschlissenen Pullover, eine Jogginghose und schlichte Ballerinas.
Darin hatte er Leyla nie gesehen. Warum eigentlich nicht?
*
David fand die Eingangstür zum Altbau neben der Morena offen vor.
Ein Flur führte zu einem tristen grauen Hinterhaus, aus dem schwitzende Teenager Umzugskartons zu einem Lieferwagen am Straßenrand schleppten. Während sie sich an David vorbeizwängten, warf er einen Blick auf die Klingelschilder. In der ersten Etage wohnte ein R. Deportes. Fotograf.
Auf Davids Läuten reagierte niemand.
»Vorsicht!«, prustete ein Junge, der schwer an einer Bücherkiste zu tragen hatte.
»Wer zieht hier aus?«, fragte David.
Der Junge deutete mit dem Kinn auf eine hochschwangere Frau Mitte zwanzig, die sich im schattigen Durchgang frische Luft zufächelte. »Kari.«
David ging auf sie zu. »Ich bin auf der Suche nach Ruben.«
»Ruben«, Kari lächelte vieldeutig. »Ja, der wohnt in der ersten Etage.«
»Kennen Sie ihn?«
»Na ja, ein Nachbar eben.«
David zeigte ihr Shirins Foto. »Haben Sie dieses Mädchen schon mal bei ihm gesehen?«
Ihr Lächeln wurde breiter. »Was hat er denn jetzt wieder ausgefressen?«
»Was stellt er denn üblicherweise so an?«
»Dies und das.« Sie streichelte ihren voluminösen Bauch. »Wenn Sie Polizist sind, werden Sie’s wissen.«
»Achtung!«, schallte es über den Hinterhof. Zwei junge Frauen mühten sich mit einer Badezimmerkommode ab.
David wich in eine Nische zwischen morschen Holzlatten aus.
Als er sich wieder Kari zuwenden wollte, war sie bereits mit den beiden Frauen zum Lieferwagen unterwegs. Kurzerhand betrat er das Hinterhaus.
Vor der Tür in der ersten Etage klingelte er abermals. Vergeblich. Er klapperte die Wohnungen in den übrigen Stockwerken ab, ohne dass jemand auf sein Läuten reagierte. Erst hinter der Tür in der vierten Etage vernahm er Gitarrengeklampfe.
Eine junge Frau in gelber Radlerhose und lilafarbenem Rüschenhemd war wenig erbaut über die Störung: »Ich kaufe nix!«
»Und ich habe nichts zu verkaufen«, sagte David. »Ich suche Ruben.«
»Der wohnt in der ersten Etage.«
»Ich weiß. Er ist nicht zu Hause. Ich dachte, vielleicht kennen Sie ihn und …«
»Nein.«
»Sie wissen nicht, wo ich ihn finden könnte?«
»Nein«
David zückte Shirins Foto. »Haben Sie dieses Mädchen schon mal bei ihm gesehen?«
»Kann mich nicht erinnern. Aber …« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und deutete durchs Treppenhausfenster. »Warum fragen Sie ihn nicht selbst? Da ist er doch.«
Unten im Innenhof entsorgte ein junger Mann einen Abfallbeutel in die Mülleimer.
»Das ist Ruben?«, fragte David.
Die Frau verdrehte die Augen. »Sag ich doch.«
Ruben schulterte seinen Rucksack und verschwand im Durchgang zur Straße.
*
»Nein!« Hannahs ganzer Schmerz entlud sich in ihrem Schrei. Und noch einmal: »Nein!«
Dieser
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