Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drecksspiel: Thriller (German Edition)

Drecksspiel: Thriller (German Edition)

Titel: Drecksspiel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
Vom Netzwerk:
doch zu Davids Überraschung lief Ruben in die entgegengesetzte Richtung, auf die Köpenicker Straße zu.
    Davids Handy summte. Flieg, flieg, fahr aus der Haut. Ohne einen Blick aufs Display nahm David ab. »Maria.«
    »Musst leider mit mir vorliebnehmen«, sagte Peter, sein Kontaktmann bei der Polizei.
    Zwei Punks traten aus einem Hauseingang, im Schlepptau zwei herumtollende Hunde. Um nicht ins Stolpern zu geraten, wich David den Vierbeinern aus. Für einen Moment war er abgelenkt. Als er den Blick wieder auf die Straße vor sich richtete, war Ruben verschwunden.
    *
    Toni versuchte sich ins Gedächtnis zu rufen, was ihm Leyla über sich erzählt hatte.
    Er konnte sich an nichts erinnern. Buchstäblich: an nichts. Und das, obwohl sie, wann immer sie sich getroffen hatten, wie ein Wasserfall geplappert hatte – nach der Ecstasy-Pille oder dem Koks, das Toni ihr beschafft hatte.
    Aber er hatte ihr nicht zugehört. Es hatte ihn nicht interessiert. Weil er selbst unter Stoff gestanden hatte. Erregt von ihrem Hintern, ihren Brüsten, die vor seinen Augen schaukelten, ihrem Mund, Lippen wie ein Versprechen, dessen Erfüllung er kaum hatte abwarten können. Sagenhafte Dinge, die Leyla mit einer Leichtigkeit …
    Nein, daran wollte er nicht denken. Nicht jetzt.
    Er verließ das Schlafzimmer.
    Inzwischen hasste er sich für die Gleichgültigkeit, mit der er Leyla und ihrem Leben begegnet war.
    Wäre er gestern danach gefragt worden, hätte er im Brustton der Überzeugung versichert: Natürlich sei Leylas Wohnung gemütlich, die kleine Kochnische, ihr Lieblingssessel mit dem Rosenblütenmuster, der Wohnzimmertisch, die flackernden Kerzen.
    Doch jetzt, während er sich schweigend durch das zerstörte Wohnzimmer wühlte, kam es ihm seltsam unpersönlich vor. Die Möbel stammten samt und sonders aus billigen Ramschmärkten.
    Sie hatte nicht einmal richtige Bilder für die Wände besessen. Nur billige Drucke , jene Sorte Poster, die Individualität nur vorgaukelten. Etwas wirklich Persönliches suchte Toni vergebens. Hatte Leyla überhaupt ein Privatleben gehabt?
    Ich dachte, du liebst mich.
    Sein schlechtes Gewissen flammte auf. Seine Augen blieben an einer Geburtstagskarte hängen.
    Am Kühlschrank klemmte zwischen den Partyflyern und Speisekarten der Pizzalieferdienste eine Postkarte: ein schiefes Pferdegesicht und ein vermeintlich lustiger Spruch. Hey, du wirst zwar ein Jahr älter, aber das ist doch kein Grund, das Gesicht zu verziehen.
    Wann hatte Leyla Geburtstag gehabt?
    Selbst das wusste Toni nicht. Stattdessen kannte er jetzt ihren Todestag.
    Mit einem beklommenen Gefühl zog er die Karte unter dem Magneten hervor. Dahinter war ein Foto befestigt gewesen. Es flatterte zu Boden.
    Die Aufnahme zeigte Leyla in Begleitung eines Mannes und zweier Frauen. Eine der Frauen, blond und üppig, kam Toni entfernt bekannt vor. Er wusste nicht, woher. Vermutlich eine andere Hure . Dann war der Mann wohl ein Freier.
    Entwickelt worden war das Bild vor anderthalb Wochen, das bewies der Stempel auf der Rückseite. Dort stand außerdem in einer krakeligen, aber energischen Männerhandschrift: Liebe Marlene, ein besonderer Tag.
    Toni besah sich das Foto noch einmal. An dem Gebäude im Hintergrund hingen Luftballons und Girlanden. Sie ließen keinen Zweifel daran, dass die Aufnahme an einem besonderen Tag von Maskino entstanden war, so zumindest lautete der Name des Klamottenladens, der in großen Lettern über der Eingangstür angebracht war. Toni glaubte die Friedrichstraße zu erkennen, wo man Geschäfte dieser Art für gewöhnlich Modestore nannte. Wer ganz hip sein wollte, sagte Flagship-Fashionstore . Oder so ähnlich.
    Für Toni blieb es ein Klamottenladen, dessen Preise weit über seinem Niveau lagen – und dem von Leyla. Folglich hatten sie und die beiden anderen Frauen den Freier dorthin begleitet.
    Ja, das ergab Sinn. Es erklärte jedoch nicht, weshalb Leyla ein Foto von einem Freier an ihrer Kühlschranktür hängen hatte, in dieser Wohnung, die ansonsten so unpersönlich wie ein Hotelzimmer war.
    Verfickte Scheiße!
    Wer war dieser Mann?
    *
    David fluchte. »Scheiße!«
    »Wie bitte?«, knurrte Peter.
    Davids Blick hetzte über die Straße, suchte den Bürgersteig und die Hauseingänge ab.
    Als er gerade resigniert umkehren wollte, erspähte er Ruben hinter dem Schaufenster einer kleinen Bäckerei.
    »Was denn nun?«, murrte Peter ungeduldig aus dem Telefon.
    David suchte Schutz hinter einer Litfaßsäule. »Gib mir eine

Weitere Kostenlose Bücher